Schafbauern in Angst

Das Land setzt erste Maßnahmen gegen Wolf

Salzburg
18.05.2018 15:55

Bei kaum einem anderen Thema ist das Schwarz-Weiß-Denken so stark ausgeprägt als bei Meister Isegrim. Elf Mal seit dem 29. April soll ein Wolf in Salzburg Schafe gerissen haben, zwei Fälle hat ein DNA-Test bestätigt. Wie geht man mit dieser Situation um? Ein Herdenschutz-Aktionsplan soll ein Anfang sein.

Das Stimmungsbild im Pongau ist nach den jüngsten Fällen  aufgeheizt. In Pfarrwerfen und Werfen-Tenneck fielen Schafe dem Wolf zu Opfer. Dies hat eine DNA-Analyse eindeutig bestätigt. Und es handelt sich dabei nicht nur um einen einzelnen Übeltäter, der aus dem Westalpenraum nach Salzburg gewandert ist. „Wenn ein Wolf in unmittelbarer Hofnähe ist, warum soll er weitersuchen, wenn die Tafel gedeckt ist?“,  stellte Landesrat Josef Schwaiger die Frage in den Raum. Am Freitag sprach er Klartext, wie das Problem Wolf nach den eindeutigen DNA-Beweisen in Angriff genommen wird.

„Der Schutz der Heimherde in unmittelbarer Nähe ist nicht mehr gewährleistet“, nennt Schwaiger das Beispiel des neuen Wolfbeauftragten, Hubert Stock, der als Landwirt selbst betroffen ist. Nur 150 Meter von seinem Hof entfernt wurden seine Schafe vom Wolf attackiert. „Wie können die Tiere unter diesen Umständen auf die Alm gebracht werden,“ fragt sich Schwaiger. In Salzburg werden 1800 Almen mit 170.000 Hektar bewirtschaftet, mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe sind klein- und kleinststrukturiert. Deren Existenz sei massiv bedroht. Doch: „Würden wir alles einzäunen, greifen wir in das Ökosystem ein. Ich will nicht, dass sich das Gesicht des Landes komplett ändert“, so der Landesrat.

Stock weiß als kleiner Schafbauer ganz genau, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich der Wolf auftaucht. Als Mittler zwischen den Welten ist es sein Ziel, dass kein Bauer seinen Hof aufgibt.

Zum kritischen Thema Abschuss: „Wann ein Wolf zum Problemwolf wird, muss noch definiert werden. Wenn aber ein Wolf Schutzzäune überspringt oder in Hofnähe zuschlägt, wäre das für mich erfüllt“, bekennt sich Schwaiger.

„Wolf wird eine Gefahr für unsere Kinder“

„Unsere Kinder landen demnächst auf der Speisekarte der Wölfe“, erzählt Schafbauer Johann Imlauer aus Maria Alm, dass seine sechs Enkeln mittlerweile Angst haben, zum Schulbus zu gehen. Bereits zum zweiten Mal hat ihn vermutlich ein Wolf „besucht“, der nur zehn Meter von seiner Haustür entfernt ein Schaf gerissen hat. Und das untertags  im dicht besiedelten Gebiet! „Ich habe meine 30 Schafe in den Stall gebracht und traue mich nicht mehr, sie raus zu tun. Um mein Haus habe ich Bewegungskameras aufgestellt“, befürwortet der Landwirt den Abschuss.

Höhere Entschädigung für Landwirte

Christian Pichler  vom WWF begrüßt zwar das stärkere Engagement des Landes, sieht das ständige Schlechtreden der EU-Naturschutz-Vorgaben dennoch weiterhin kritisch. Für ihn muss jetzt die  Umsetzung von Herdenschutz - der bisher entweder gar nicht oder nur auf Sparflamme stattgefunden habe -  im Vordergrund stehen. Der Tierschützer fordert höhere Entschädigungszahlungen für Landwirte. „Auch der Umgang mit ,Problemwölfen’ muss rechtlich und naturschutzfachlich korrekt ablaufen“, betont Pichler. Experten jedenfalls sprechen von dem Beginn einer langen Reise…

Sandra Aigner
Sandra Aigner
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