Eine Frauenfigur zwischen vager Wirklichkeit und langlebiger Legende. Eine kühne Gläubige, deren Rüstung stets die Wissbegierde war. Ein Mädchen, geboren um 800 in deutschen Landen, dem man nachsagte, das religiöse Patriarchat unter dem Deckmantel maskuliner Identität unterwandert, ja gar das Amt des Papstes bekleidet zu haben.
Doch saß im 9. Jahrhundert tatsächlich eine Frau auf dem Peterstuhl? War sie die unmittelbare Nachfolgerin des Papstes Sergius II. oder auch – zeitlich nicht von der Hand zu weisen – von Benedikt III. in Rom, von wo aus sie, Johanna, als Johannes Anglicus (ein Verweis auf die britische Abstammung des Vaters!) die Geschicke der katholischen Kirche für kurze Zeit lenken sollte?
Verschlüsselte Hinweise in der Literatur
Ihr Name wurde weitgehend aus den Geschichtsbüchern getilgt. Und dennoch finden sich verschlüsselte Verweise auf ihre mögliche Existenz bei Petrarca, Boccaccio oder Platina – und sogar in einer Abschrift des Liber Pontificalis („Das Buch der Päpste“) erstaunt ein Bericht über Johannas Amtszeit. Fraglich ist, ob dieser nachträglich eingefügt oder aber aus denjenigen Schriften gelöscht wurde, in denen Johanna, die pontifikale Wegbereiterin, gar nicht erwähnt wird.
Ein Kirchenthriller in jedem Fall, dessen semi-historischen Handlungsstränge von der amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross in dem Bestseller „Die Päpstin“ spannungsreich verwoben und verdichtet wurden. Nun kommt die Verfilmung des klerikalen Schmökers, unter der Regie von Sönke Wortmann („Das Superweib“, „Deutschland – Ein Sommermärchen“, „Das Wunder von Bern“) in unsere Kinos.
Burgtheater-Mimin Wokalek als Päpstin
Als titelgebende Päpstin, deren Geist im Benediktinerkloster Fulda geschult wurde und die als heilkundiger Medikus bis in die Gemächer des Heiligen Vaters in Rom vordringen und selbst in der kirchlichen Hierarchie in ungeahnter Weise aufsteigen sollte, überzeugt die Schauspielerin Johanna Wokalek, festes Ensemblemitglied des Burgtheaters Wien sowie Bambi- und Diva-Award-Preisträgerin des Jahres 2008.
Eine irdische, nicht ohne Folgen bleibende Liebe durchkreuzt Johannas Gottesnähe jäh! US-Urgestein John Goodman brilliert als Papst Sergius, charismatisch David Wenham („Australia“, „Public Enemies“), der den Edelmann Graf Gerold gibt, dessen Begegnung mit Johanna in Jugendtagen so wie mit der späteren Päpstin schicksalhaft verläuft.
von Christina Krisch, Kronen Zeitung
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