Stunden-Kürzungen:

Kindergarten-Gebühr trifft auch 10.000 Angestellte

Oberösterreich
21.01.2018 09:00

Mehr als die Hälfte der Familien in Oberösterreich ist ab 1. Februar vom Höchstbeitrag von maximal 110 Euro bei Nachmittags-Kindergartenbetreuung  betroffen. In einigen Gemeinden wurden drei von vier Kindern abgemeldet. Das trifft das Personal: 10.000 Pädagoginnen und Helferinnen müssen mit Lohnkürzungen rechnen.

„Vollzeitstellen wird es kaum noch geben“, sagt es Edit Bürgler-Scheubmayr von den Pfarr-Caritas-Kindergärten  klipp und klar – siehe Interview. Das bedeutet auch, dass es für Elementarpädagoginnen und Kindergartenhelferinnen, wie die „Tanten“ richtig heißen, weniger attraktiv wird, den Job zu ergreifen.

Eltern schichten Dienste um
„Es sind vor allem Umschichtungen, die derzeit laufen. Eltern schauen, dass sie Kinder maximal zwei Tage auch am Nachmittag im Kindergarten lassen“, sagt eine Kinderfreunde-Kindergärtnerin aus Linz-Land, die auch mit Stunden-Kürzungen kalkuliert. Und auch andere Probleme sieht:  „Der Ablauf, auch das Mittagessen, wird nach vorne verschoben, wenn jetzt die meisten Kinder um 13 Uhr schon geholt werden.  Zu dieser Zeit ist normal Mittagsschlaf-Zeit.“

Gemeinden wollen Toleranz
Während es vom Land OÖ heißt, ab 13 Uhr zu kassieren, wollen Gemeinden die  Grenze aufweichen. „Viele Pendler schaffen es nicht vor 13.15 oder 13.30 Uhr“, weiß Holger Hasenöhrl, Amtsleiter aus Pregarten. Man hofft auf Kulanz, sonst muss man  als Abgangsgemeinde kassieren. Auch in Steyregg will, wie in Wels, Bürgermeister Johann Würzburger eine Toleranzgrenze. Ein totaler Verzicht auf die Beiträge, wie von der SPÖ gefordert, sei aber unrealistisch.

In Linz soll sich nichts ändern
Auch in Eferding hofft Vizebürgermeisterin Jutta  Kepplinger auf eine Lösung: „Für eine halbe Stunde Betreuung den vollen Tarif zahlen, das geht nicht.“ In Linz will Bürgermeister Klaus Luger – wie berichtet – alles lassen wie es ist, die  Kosten von drei Millionen € müsste aber der Gemeinderat absegnen.

Wenig Sorgen bei kleinen Gemeinden
Unerwartet wenig Sorgen haben Kleingemeinden wie etwa Klaus, wo am Nachmittag bis zu sieben Kinder betreut werden  – davon aber nur eines vom Kindergarten. In Kirchberg/M. gibt’s für die fünf Nachmittags-Kinder bereits seit langem eine kostenpflichtige Betreuung.

Bei den 750 Pfarr-Caritas-Kindergärten in OÖ koordiniert Edith Bürgler-Scheubmayr die Organisation – und weiß, wo der Hut brennt.

„Krone“: Haben Sie schon einen Überblick, wie es bei der Nachmittagsbetreuung weitergeht?
Edith Bürgler-Scheubmayr: Es stellt sich sehr unterschiedlich dar. Aber wir haben Kindergärten mit 75 Prozent Abmeldungen. Wir stehen überall mit den Gemeinden in Verhandlung, um ordentliche Öffnungszeiten zu gewährleisten.

„Krone“: Was bedeuten die Kürzungen fürs Personal?
Bürgler-Scheubmayr: Wir haben bei 1400 Pädagoginnen eine Vollzeitquote von etwa 30 Prozent. Passieren die Umschichtungen so, wie wir denken, wird es  kaum noch eine Vollzeitstelle geben. Ich mache mir Sorgen um den Berufsstand der Elementarpädagogen.

„Krone“: Weg mit den Beiträgen?
Bürgler-Scheubmayr: Elternbeiträge sind gerechtfertigt, weil auch eine Leistung erbracht wird. Allerdings ist  fraglich, ob nur Beiträge für Nachmittagsbetreuung der richtige Weg ist.  Es gilt jedenfalls, soziale Härtefälle abzufedern.

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