Rekord-Auktion

Weltrekord für Yves-Saint-Laurent-Auktion

Adabei
26.02.2009 10:24
Die Jahrhundertversteigerung der Kunstsammlung des verstorbenen französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent hat mit mehr als 373,5 Millionen Euro den Weltrekord für eine Privatsammlung gebrochen. Der Erlös von rund 306 Millionen Euro aus den ersten beiden Auktionstagen konnte am Mittwoch um mehr als 67 Millionen Euro erhöht werden. Damit ging nach drei Tagen eine Versteigerung zu Ende, die mit zehn Weltrekorden alle Erwartungen übertroffen hat. Höchstpreise bei der von Christie's organisierten Auktion erzielten unter anderem Werke von Henri Matisse, Paul Klee, Piet Mondrian und Constantin Brancusi.

Den bisherigen Weltrekord für die Versteigerung einer Privatsammlung hielt die Kollektion Victor und Sally Ganz, die 1997 in New York für 206 Millionen Dollar unter den Hammer kam.

Höhepunkt am Mittwoch, als Antiquitäten und asiatische Kunst den Besitzer wechselten, war der Verkauf zweier umstrittener Tierskulpturen aus China. Die chinesische Regierung hatte im Vorfeld die Rechtmäßigkeit ihres Besitzes angezweifelt und Restitutionsansprüche erhoben, die von einem Pariser Gericht abgelehnt wurden. Die beiden Bronzeskulpturen aus dem 18. Jahrhundert wurden für insgesamt 28 Millionen Euro versteigert. Ihr Schätzwert lag jeweils bei 9 Millionen Euro. Die chinesische Regierung kündigte unterdessen schärfere Kontrollen der Aktivitäten von Christie's in China an.

Rekorde bereits am zweiten Tag
Am Dienstag zahlte ein anonymer Käufer für ein Porträt des Künstlers Théodore Géricault (1791-1824) rund neun Millionen Euro. Mehr wurde noch nie zuvor für ein Werk des französischen Malers geboten, teilte das britische Auktionshaus Christie's mit. Ein von Frans Hals gemaltes Porträt brachte bei der Versteigerung im Pariser Grand Palais 3,5 Millionen Euro. Insgesamt seien bei der Auktion mit Alten Meistern und Werken aus dem 19. Jahrhundert 22,2 Millionen Euro umgesetzt worden und sechs Versteigerungsrekorde gefallen.

Als großen Erfolg bezeichnete Christie's auch die Silberauktion, bei der ein Gesamterlös von 19,9 Millionen Euro erzielt wurde. Allein für 14 Objekte aus dem Königshaus Hannover hätten Kunstliebhaber 6,1 Millionen Euro gezahlt und damit nahezu das Fünffache ihres oberen Schätzwertes. Das wertvollste Stück aus ehemaligem Welfen-Besitz war ein vierköpfiger Silberpokal, den die Stadt Osterode 1649 ihrem Regenten Welfen-Herzog Georg-Wilhelm zum Geschenk machte. Die Pariser Galerie Kugel legte 853.000 Euro für den Pokal auf den Tisch. Taxiert war er mit einem Wert zwischen 100.000 und 150.000 Euro.

Für einen von Eileen Gray entworfenen Sessel zahlte ein ebenfalls anonymer Käufer 21,9 Millionen Euro bezahlt. Es sei der zweithöchste Preis, der jemals bei einer Auktion für ein Möbelstück erzielt worden sei, hieß es bei Christie‘s. Für ein Möbel aus dem 20. Jahrhundert sei noch nie zuvor eine solche Summe gezahlt worden. Mehr dazu in der Infobox!

197 Millionen Euro am ersten Tag
Schon der erste Abend brachte Verkaufs-Rekorde für sieben Künstler, darunter Matisse, Mondrian und Klee. Matisses "Les coucous, tapis bleu et rose" (1911) ging für 35,9 Millionen Euro weg, weit über dem Schätzpreis von zwölf bis 18 Millionen Euro. Die 206 Millionen Euro waren am Montag innerhalb von nur drei Stunden zusammengekommen. 30 Prozent der Käufer waren Amerikaner, rund 70 Prozent Europäer. Der vorherige Höchsterlös von umgerechnet 163 Millionen Euro war 1997 in New York durch den Verkauf der Privatsammlung Victor und Sally Ganz erzielt worden.

Eine Skulptur des rumänisch-französischen Künstlers Constantin Brancusi wurde laut den offiziellen Christie's-Zahlen für mehr als 29 Millionen Euro (inklusive Gebühren) abgegeben. Ein Gemälde von Piet Mondrian - "Komposition mit Blau, Rot, Gelb und Schwarz" - erzielte 21,5 Millionen Euro. Keinen Käufer fand hingegen das Gemälde "Musikinstrumente auf einem kleinen Tisch" von Pablo Picasso. Das höchste Gebot von 21 Millionen Euro blieb unter den als Mindestpreis geforderten 25 Millionen Euro. Das Bild von 1914 aus Picassos kubistischer Periode war auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzt worden. Es galt als Prachtstück und teuerstes Kunstwerk der aus 730 Teilen bestehenden Sammlung.

"Ich glaube, Yves wäre sehr glücklich gewesen"

Der 79-jährige Bergé zeigte sich hoch zufrieden mit dem Erfolg der Versteigerung. "Ich glaube, Yves wäre sehr glücklich gewesen", sagte der Geschäftsmann und langjährige Lebensgefährte des Modeschöpfers. Dass der Picasso nicht verkauft wurde, stimme ihn nicht traurig. "Die Versteigerung hat nicht nur eine unerwartete Summe eingebracht, ich bekomme auch noch einen Picasso obendrein", sagte Bergé. Die Erlöse sollen zur Hälfte Forschungsprojekten zum Kampf gegen Aids und einer Stiftung zufließen, die das Werk des Modeschöpfers würdigen soll.

"Das gibt es nur einmal in hundert Jahren"
Die "Jahrhundert-Versteigerung" sorgte bei internationalen Kunstsammlern für Aufregung. Am ersten Auktionstag am Montag waren alle 1.200 Sitze im Grand Palais am Seine-Ufer belegt. Über hundert Telefonleitungen gingen Gebote auch aus Asien, dem Nahen Osten und den USA ein. Unter den elegant gekleideten Käufern in den Ausstellungsräumen waren auch Prominente wie Bianca Jagger. "Das gibt es nur einmal in hundert Jahren. Diese Veranstaltung ist wie ein Traum", schwärmte die japanische Sammlerin Misako Takaku, die extra aus Tokio einflog.

Yves Saint Laurent war im vergangenen Juni im Alter von 71 Jahren gestorben.

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(Bild: kmm)



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