"Otto" macht dicht

Deutsches Versandhaus schließt Standort bei Graz

Steiermark
06.02.2009 11:02
Der deutsche Otto-Versand schließt Anfang 2010 den Logistik-Standort bei Graz, 270 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsplätze. Das gab die Otto-Gruppe am späten Mittwochnachmittag bekannt. In Graz-Kalsdorf wird sowohl der Auslieferungs- als auch der Retoursendungsbetrieb zur Gänze eingestellt, wie Konzernsprecher Thomas Voigt erklärte.

Die Mitarbeiter des Otto-Versandes in der Logistik-Niederlassung in Graz hätten zwar seit September 2008 gewusst, dass im Konzern eine Umstrukturierung bevorstehe. Wegen der unter anderem hohen Produktivitätszahlen und der guten Kostenstruktur hätte aber kaum jemand mit der Schließung gerechnet, so Geschäftsführer Harald Gutschi am Donnerstag. Die rund 270 Beschäftigten seien am Mittwochnachmittag in einer Betriebsversammlung davon informiert worden. Seitens des Landes Steiermark hieß es, man werde die "klassischen Maßnahmen" für solche Fälle anwenden, also Weiterqualifizierung der Mitarbeiter und eventuell auch eine Arbeitsstiftungslösung.

90 Prozent der Beschäftigten Frauen
Man habe im Unito-Logistikzentrum Kalsdorf in Summe "sehr, sehr gute Mitarbeiter", so Gutschi. Dies werde durch geringe Fluktuationen und geringe Fehlzeiten untermauert. "Nun sind die Leute natürlich betroffen, aber es gibt keine einzige Krankmeldung, sogar zwei weniger als gestern, es wird gearbeitet wie normal. Wir haben hier Perlen von Mitarbeitern", so der Geschäftsführer. Rund 90 Prozent der 270 Beschäftigten in Kalsdorf seien Frauen, das Durchschnittsalter betrage 41 Jahre, so Gutschi auf Anfrage. Er glaube aber aufgrund der hohen Qualifikation, dass es für die meisten Mitarbeiter gute Chancen gebe, wieder einen Job zu bekommen. Man habe für Kalsdorf mehr Abwicklung für Retourware gewollt, aber diese Entscheidung sei dann zugunsten Hamburgs gefallen.

Geografische Randlage
Kalsdorf - das bisher für die Österreich-Auslieferung plus Südtirol zuständig gewesen sei, habe den Nachteil, in einer geografischen Randlage zu sein. Der Vertrieb solle künftig von den Standorten Haldensleben in Sachsen-Anhalt sowie im fränkischen Burgkunstadt (Bayern) erfolgen. In der Zuständigkeit von Kalsdorf habe man rund 1,1 Mio. Kunden gehabt. Mit dem geplanten 24-Stunden-Service ohne Zuschläge wolle man ab etwa dem zweiten Quartal 2010 fit für das Internetzeitalter sein: "Die Kunden erwarten, dass ab der Online-Bestellung die Ware binnen einem Tag da ist", so Gutschi.

Erhalten bleiben in Österreich die Otto-Standorte in Graz mit der Verwaltung, Vertrieb, Marketing und einem Callcenter (rund 270 Mitarbeiter), in Salzburg (Verwaltung, 100 Mitarbeiter), in Linz mit Finanzdienstleistungen (100 Mitarbeiter) sowie die das Großgutlager in Bergheim bei Salzburg (60 Mitarbeiter). Derzeit hat Otto in Österreich rund 800 Mitarbeiter, inklusive jene des zu schließenden Standortes Kalsdorf.

Voves fordert Anhebung des Arbeitslosengeldes
Beim Arbeitsmarktservice Steiermark seien noch keine Anmeldungen erfolgt. Damit sei auch frühestens im Sommer zur rechnen, so Sprecher Hermann Gössinger. Der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) forderte in Zusammenhang mit der Schließung des Logistikstandortes Kalsdorf eine "Anhebung des Arbeitslosengeldes im Sinne von Flexicurity". Über die Kurzarbeitszeit-Lösung habe man bis dato primär der Wirtschaft geholfen, über billigere Arbeitskräfte das Konjunkturtief zu überwinden. Nun müssen wir auch die Arbeitnehmer auf überschaubare Zeit absichern, nämlich für den Fall, dass sie trotz Kurzarbeit letztlich arbeitslos werden. Damit würde sich das Armutsrisiko für die Arbeitnehmer verringern - gerade im Falle der Mitarbeiter, die beim Otto-Versand betroffen sein werden, könnte dies bereits eine wertvolle Hilfe sein.

Symbolbild

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