'Purer Voyeurismus'

Kritik an Angelina Jolies Still-Foto

Adabei
12.10.2008 22:51
Im Vergleich zu aufreizenden Bildern leicht bekleideter Stars wirkt das jüngste Titelbild von Angelina Jolie sehr dezent. Das Schwarz-Weiß-Foto auf dem Cover des US-Magazins "W" zeigt die 33-Jährige beim Stillen. Sie lächelt glücklich in die Kamera, ihre ärmellose weiße Bluse steht offen, ein Teil ihrer linken Brust ist zu sehen, nach der eine winzige Hand greift: Sie gehört einem ihrer Zwillinge, die im Juli zur Welt kamen, Vivienne Marcheline und Knox Leon. Im prüden Amerika hat Jolie mit dem privaten Foto, das der stolze Vater Brad Pitt geschossen hat, allerdings erneut ein Tabu gebrochen: Stillen in der Öffentlichkeit. Die Quittung kam prompt.

Für ein "internationales Sexysmbol" wie Angelina Jolie sei das kein unschuldiges Bild sondern "purer Voyeurismus", hieß es in den US-Medien. Männer würden das Bild des stillenden "Lara Croft"-Stars als sexuell aufreizend ansehen.

Das Bild ist laut Medienberichten im August in dem Schlösschen in Südfrankreich entstanden, das das Vorzeigepaar für die nächsten drei Jahre gemietet hat (derzeit wohnen Angelina, Brad und die sechs Kinder wegen der Dreharbeiten für den neuen Tarantino-Film „Inglorious Bastards“ in Berlin). In der Ausgabe des Magazins sind weitere 20 Fotos von intimen Familienmomenten zu sehen.

Doch Angelina ist nicht der erste Star, der sich mit seinem Baby an der Brust fotografieren ließ. Das Model Jerry Hall war 1991 in dem US-Magazin "Vanity Fair" beim Stillen von Gabriel abgelichtet worden, ihrem Sohn mit Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger. Aber das ist schon 17 Jahre her. Der Aufschrei wegen des Jolie-Bildes zeigt, dass sich seitdem die Einstellung vieler Amerikaner kaum geändert hat.

Stillen galt als Exhibitionismus
Bis vor zehn Jahren galt das Entblößen der Brust zum Füttern des Kindes in vielen Staaten der USA noch als "indecent exposure" (Exhibitionismus). Mittlerweile haben zwar 40 Staaten Gesetze, die Frauen ausdrücklich erlauben zu stillen, wo sie wollen. Oft ist es trotzdem ein gesellschaftliches "no-no" für junge Mütter. 2006 beispielsweise musste die 27-jährige Emily Gillette in Vermont aus einem Flugzeug nach New York aussteigen, weil sie sich kurz vor dem Start weigerte, ihrer Tochter unter einer Decke versteckt die Brust zu geben. Das Fachmagazin "Babytalk" stieß bei 25 Prozent seiner Leser auf Ablehnung, als es vor zwei Jahren eine nackte Brust mit einem saugenden Neugeborenen auf das Titelbild setzte.

"Still-Organisation" sehr erfreut über das Jolie-Bild
Selbstverständlich ist eine stillende Mutter in einem Restaurant keineswegs. Um missbilligende Blicke und Kommentare zu vermeiden, verziehen sich Frauen deshalb oft auf die Toilette. Deshalb ist die La Leche League International, eine aus den USA stammende Organisation, die das Stillen propagiert, sehr erfreut über das Jolie-Bild. Wenn ein so wunderschöner und populärer Star wie Jolie ihre Kinder stille, dann werde das auch andere Frauen inspirieren, hieß es. „Ich denke, wir brauchen mehr Vorbilder wie Angelina Jolie, die sich beim Stillen fotografieren lassen und sagen: Schau her, man kann das machen und man sollte es machen“, so eine Sprecherin.

"Die Welt kann mich lieben oder hassen, es ist mir egal"
Was die eher unkonventionelle 33-Jährige auch tut, sie ist auf jeden Fall ein Trendsetter. Mit dem Vater ihrer leiblichen Kinder, Hollywood-Schauspieler Brad Pitt, ist sie nicht verheiratet, zu ihrer achtköpfigen Großfamilie gehören neben den Zwillingen und einer weiteren gemeinsamen Tochter Shiloh Nouvel (2) auch drei Adoptivkinder aus Dritte-Welt-Ländern wie Kambodscha (Sohn Maddox, 7), Äthiopien (Tochter Zahara, 3) und Vietnam (Sohn Pax, 4). Ihr ist die Aufregung um das Stillen - oder um ihre Person - ziemlich egal. "Die Welt kann mich lieben oder mich hassen oder um mich herum einstürzen. Wenigstens wache ich mit meinen Kindern auf und ich bin glücklich", sagte sie "W".

„Habe mich noch nie wohler gefühlt“
In dem Interview erzählt die Schönheit auch, dass sie sich noch nie wohler in ihrer Haut gefühlt habe. „Ich bin mit einem Mann zusammen, der so weit ist, dass er meinen Körper ansieht und ihn wegen der Reise, die er hinter sich hat, und dem, was er hervorgebracht hat, als noch schöner empfindet. Er sieht es wirklich so, und ich fühle mich dadurch noch sexier“, so die 33-Jährige.

„Ohne Brad hätte ich nie leibliche Kinder gewollt“
Dazu, leibliche Kinder zu haben, habe sie ebenfalls Brad gebracht: „Ich denke, eines der mein Leben verändernden Dinge, die er getan hat, eines von vielen, ist, dass ich eigentlich nie schwanger werden wollte. Ich habe nie gefühlt, dass das das Richtige für mich ist.“ Ihn mit ihren Adoptivkindern Maddox und Zahara zu sehen, habe dies geändert: „Ich wusste, dass er nie einen Unterschied zwischen leiblichen und bei uns aufgenommenen Kindern machen würde, und das hat mir so viel Sicherheit gegeben. Ich schätze, ich habe ihn angesehen und gemerkt, wie sehr ich ihn liebe. Und plötzlich wollte ich schwanger werden. Es ist eines von den Dingen, die man nicht erklären kann.“

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(Bild: kmm)



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