Lassing trauert

“Wir haben es bis heute nicht verkraftet”

Steiermark
12.07.2008 11:23
17. Juli 1998: Die Tragödie von Lassing hat seine Menschen für alle Zeiten verändert. "Es war großer Mut. Es ist großer Schmerz. Es wird nie vergessen werden", steht auf der Erinnerungstafel an der Gedenkstätte, wo vor zehn Jahren Häuser von der Erde verschluckt wurden. Diese Worte geben wieder, wie sich der kleine 1.850-Seelen-Ort im obersteirischen Bezirk Liezen fühlt.

Es ist eine Gratwanderung der Einwohner zwischen der Erinnerung an das furchtbare Unglück und der Hoffnung, dass endlich Ruhe und Normalität einkehren.

Auch wenn man damals beim Unglück 1998 nicht dabei war, stellt sich doch ein mulmiges Gefühl ein, wenn man über den Gedenkplatz spaziert. Bilder vom Krater, von den fieberhaften Bohrungen, der schwindenden Hoffnung und der wundersamen Rettung von Georg Hainzl schießen einem durch den Kopf. Doch davon ist nichts mehr zu sehen.

Steintafeln, Grablichter
Zehn blanke Steintafeln - auf jeder Blumen, Grablichter und die Namen der Verschütteten - liegen jetzt dort, angeordnet in einem Kreis - und sie haben alle eines gemeinsam: das Sterbedatum 17. Juli, als in Lassing plötzlich nichts mehr so war wie zuvor.

Und die Menschen leiden weiter; auch vor dem 10. Jahrestag. Die Tragödie bleibt unvergessen. Und trotz der vielen Stimmen ("Was, schon zehn Jahre ist das her?" oder "Wie die Zeit vergeht!"): Für die Betroffenen bleibt das schreckliche Ereignis noch fast an jedem Tag präsent.

"Es ist nicht mehr dasselbe"
Auch für Hans Mayer und seine Frau, deren Haus damals im Krater versank. Nur mit letzter Not konnten sie ihr nacktes Leben retten. Jetzt wohnen sie etwa 400 Meter von der Unglücksstelle entfernt. Aber es ist nicht dasselbe: "Das dort unten war unser Zuhause", sagt das Ehepaar unter Tränen.

Am Jahrestag selbst werden die Lassinger in aller Ruhe gedenken. Die Angehörigen baten in einer schriftlichen Stellungnahme um Rücksichtnahme: "Jede Frage nach den Geschehnissen zwingt uns, alle emotionalen Belastungen wieder zu erleiden..."

"Jeder verdrängt das Geschehene so gut wie nur möglich, aber vergessen hat es bis heute keiner!"

Herr Bürgermeister Fritz Stangl, wo waren sie an jenem 17. Juli 1998, der ihre Gemeinde für immer veränderte?
"Ich erinnere mich noch genau, dass ich gerade in Liezen war, als mich der Anruf erreichte. In dem Moment war aber die Dimension noch nicht einmal ansatzweise einzuschätzen. Ich bin sofort zurückgefahren und hatte gleich im Gefühl, dass noch etwas Arges, Elementares passieren wird."

Wie geht es den Angehörigen der zehn verschütteten Bergmänner heute, zehn Jahre nach dem Unglück?
"Es wird nicht viel über damals gesprochen. Aber sie haben ihr Schicksal ohne große Hilfe gemeistert. Ich habe großen Respekt und ziehe meinen Hut vor ihnen. Bis auf eine Hinterbliebene wohnen alle immer noch hier."

Wird es eine Gedenkfeier geben?
"Der 17. Juli gehört den Angehörigen ganz alleine. Aber am Sonntag, dem 20. Juli, findet ein Gottesdienst (mit dem damaligen Pfarrer der Gemeinde, Paul Scheichenberger) statt. Und am 3. Oktober wird es gemeinsam mit dem Bundesheer an der Gedenkstätte eine Angelobungsfeier geben. Dann sind die Angehörigen wieder gefasster. Ihre Wunden sind zwar vernarbt, aber doch noch nicht so stark."

von Eva Molitschnig, "Steirerkrone"

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