Mit Gedankenkraft

Koma-Patienten kommunizieren via Computer

Wissenschaft
21.06.2010 12:05
Erneut haben Koma-Patienten nur via Gedankenkraft und Computer mit ihrer Umwelt Kontakt aufgenommen. Von Erfolgen bei Patienten mit nur noch minimalem Bewusstsein berichteten belgische Forscher auf dem Europäischen Neurologen-Kongress am Montag in Berlin. Die vier Antworten Ja, Nein, Stopp und Go gaben die Probanden auf ein Dutzend Fragen allein durch Gedankenimpulse, die per EEG an einen Sprachcomputer weitergegeben wurden.

"Es erfordert sehr viel Erfahrungen, um den Bewusstseinszustand von Komapatienten eindeutig zu diagnostizieren, zumal mit der Zuordnung auch heikle ethische Fragen verbunden sind", sagte Professor Gustav Moonen aus Lüttich. Das sogenannte Brain-Computer-Interface (BCI) - ein EU-gefördertes Projekt, an dem internationale Forscherteams arbeiten - erlaube nun eine bessere Möglichkeit zu der schwierigen Diagnose, ob bei Koma-Patienten noch ein Bewusstsein vorhanden sei. Zudem ermögliche das Projekt auch erstmals eine Kommunikation.

Kommunikation nach 23 Jahren im Wachkoma
Die Coma Science Group um den belgischen Neurologen Steven Laureys hatte bereits im vergangenen Jahr für Aufmerksamkeit gesorgt, weil es den Forschern gelungen war, via BCI mit einem Wachkoma-Patienten in Kontakt zu treten, der 23 Jahre lang bewegungsunfähig bei Bewusstsein war (Locked-In-Syndrom).

Für ihre aktuelle Studie untersuchten die Wissenschaftler nun Patienten mit nur noch minimalem Bewusstsein. "Wir stellen dem Patienten eine Frage, und der Sprachcomputer wiederholt die vier Antwortmöglichkeiten mehrmals. Anhand der Hirnstrommessung können wir erkennen, ob der Patient sich auf eine Antwort konzentriert und wenn ja, auf welche", erklärt Laureys das Prinzip.

Drei der zehn Koma-Patienten konnten mehr als die Hälfte der Fragen richtig beantworten, zehn hatten immerhin Trefferquoten von 25 bis 33 Prozent. "Es wird allerdings noch ein langer Weg, bis das Brain-Computer-Interface in den Routinebetrieb in Krankenhäusern Eingang finden wird", so Laureys. Mit diesem Verfahren könne man Patienten besser in die Behandlung einbinden und nach Schmerzen und Lebensqualität fragen, betonte Moonen.

230.000 Koma-Patienten pro Jahr in Europa
Laut den Forschern würden sich dann allerdings mit Blick auf die in Europa uneinheitliche Regelung von aktiver und passiver Sterbehilfe auch neue ethische Fragen stellen. Laut Expertenschätzungen gibt es in Europa etwa 230.000 Koma-Patienten pro Jahr, knapp 30.000 sind im ständigen Wachkoma.

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