Eklat in Ägypten

Zerrissene Jeans: “Vergewaltigungen sind Pflicht”

Ausland
02.11.2017 06:08

Ein Anwalt hat mit seinen Aussagen in einer Talkshow eine Welle der Empörung in Ägypten ausgelöst: Der für seine konservativen Ansichten bekannte Jurist Nabih al-Wahsh sagte während der TV-Diskussion, dass es eine "nationale Pflicht" sei, Frauen zu vergewaltigen, die etwa zerrissene Jeans tragen. Er begründete dies damit, dass Frauen mit solch freizügiger Kleidung Männer buchstäblich dazu einladen würden, sie zu belästigen.

Der Jurist war in einer Talkshow aufgetreten, in der es eigentlich um einen neuen Gesetzesentwurf zur Bekämpfung von Prostitution und Sittenverfall ging. Seit Längerem wird in Ägypten bereits teils heftigst darüber diskutiert, ob Kleidungsstücke wie zum Beispiel zerfetzte Jeans an öffentlichen Plätzen, also auch an Universitäten, verboten werden sollten.

Anwalt Nabih al-Wahsh, der für seine konservativen Ansichten bekannt ist, erklärte in der Sendung, dass Mädchen und Frauen, die auf diese Weise ihren Körper zur Schau tragen würden, "keinerlei Selbstwertgefühl" hätten. "Würden Sie akzeptieren, dass ein Mädchen mit einem halb entblößten Oberschenkel auf der Straße läuft? Es ist eine patriotische, eine nationale Pflicht, sie zu belästigen und zu vergewaltigen", so der streitbare Jurist.

Frauenverband sieht Verstoß gegen Verfassung
Die Aussagen des Anwalts sorgten erwartungsgemäß für einen Aufschrei. Die Vorsitzende des Nationalen Verbandes für Frauen, Maya Mursi, gab umgehend bekannt, dass gegen al-Wahsh und den verantwortlichen Sender Al-Assema, auf dem die Talkshow ausgestrahlt wurde, Beschwerde eingereicht worden sei. Die Aussagen seien demnach eine Aufforderung zur Vergewaltigung und würden damit gegen die Verfassung verstoßen, die Frauen vor Gewalt schützt.

Sie sei zudem erstaunt, dass die Aussagen ausgerechnet von einem Anwalt kommen, der Freiheitsrechte vertreten sollte, so Mursi weiter. Die Medien forderte sie auf, in Zukunft Gäste, die Gewalt gegen Frauen propagieren, nicht mehr einzuladen.

Anwalt legt nach: "Gilt selbstverständlich auch für meine Tochter"
Trotz der lauter werdenden Kritik an seinen Aussagen blieb der Jurist bei seiner streitbaren Haltung und legte sogar noch nach: In einem Statement auf der Website der Zeitung "Al-Watan" stellte er klar, dass auch seine eigene Tochter es verdient hätte, vergewaltigt zu werden, würde sie zerrissene Jeans tragen - "würde sich meine Tochter so anziehen, würde das selbstverständlich auch für sie gelten!". Frauen müssten "sich selbst respektieren, damit andere sie respektieren können", so al-Wahsh.

Erst vor wenigen Wochen war die ägyptische Hauptstadt Kairo in einer Studie zur weltweit gefährlichsten Megastadt für Frauen erklärt worden. Die Thomson Reuters Foundation hatte bezogen auf 19 Großstädte erfragt, in welchen sogenannten Megastädten Frauen am gefährlichsten leben, wo es die meisten sexuellen Angriffe gibt, die schlechteste Gesundheitsversorgung, den schlechtesten Zugang zu Kultur und die schlechteste wirtschaftliche Situation.

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