Das freie Wort

Als Österreich der Natur die Mauer machte

Noch zehren die Medien und Umweltschützer von der „Rettung“ der Hainburger Au vor 40 Jahren. Voller Stolz berichten Zeitgenossen „Ich war dabei“ und profitieren von ihrer Vorbildfunktion für die Lena-Schilling-Generation. Vor wenigen Tagen wurde wehmütig der „Pressekonferenz der Tiere“ vor 40 Jahren gedacht, sie findet sogar provinzielle Nachahmer. Am 8. Dezember, einem der Höhepunkte in der Au-Besetzung vor 40 Jahren, kann man um 19 Euro eine dreistündige Exkursion durch die Stopfenreuther Au buchen. Dort, wo sich einst die Zeltlager der Aktivisten befanden, wird das geschulte Auge die ersten Anzeichen einer sich anbahnenden Katastrophe erkennen können. Doch vermutlich wird das im Taumel der Begeisterung kaum jemand sehen, und es wird auch niemand davon berichten. Die Verhinderung des Kraftwerks Hainburg kam um Jahrzehnte zu spät. Die Kraftwerkskette an der österreichischen Donau war vor Hainburg fast geschlossen. Gewarnt vom aufkeimenden Widerstand, trieb die Energiewirtschaft den Kraftwerksbau machtvoll voran. Spätestens 1978, nach Zwentendorf, war den Betonierern klar, dass Eile geboten ist. Kraftwerk Melk war kaum fertig, fuhren 1982 die Bagger schon in Greifenstein auf. In der Wachau waren die Kraftwerksgegner schneller, deshalb musste sich die Energielobby auf Hainburg konzentrieren. Als daraus auch nichts wurde, überzeugte man mit dem letzten Aufgebot die Wiener und eröffnete 1998 das Kraftwerk Freudenau. Da war allen Experten bereits klar, jetzt stirbt die Donau auf Raten. Heute, 26 Jahre nach Freudenau, kann der Sohledurchschlag unterhalb des Kraftwerkes Freudenau jederzeit passieren, sagt der Wasserbauer Gerhard Klasz. Das heißt schlicht und ergreifend, ein dramatischer, nicht mehr beherrschbarer Wasserverlust mit allen Konsequenzen, ist keine Überraschung mehr. Es ist dann, als würde man den Stoppel aus dem Abfluss entfernen. Natürlich weiß jeder Wasserbauer, freiwillig baut man an einem Fluss nur das erste Kraftwerk. Das war an der Donau schon 1956 der Fall. Alle weiteren Kraftwerke oder Wasserbaumaßnahmen sind zwingend erforderlich. Es wird spannend zu sehen, wer außer dem Steuerzahler jetzt noch verliert. Die Donau oder die Kraftwerksgegner. Sicher ist, es wird nur noch Verlierer geben.

Peter Baumgartner, St. Veit an der Glan

Erschienen am Fr, 14.6.2024

Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
16.11.2025Datum auswählen
Tier-Katastrophe: Mercosur lässt grüßen!
Die Radio-Nachrichten beginnen seit Jahren immer mit der Situation in der Ukraine! Wieder jede Nacht russische Raketen und Drohnen auf Kiew und ...
Josef Blank
Mut und Tempo zu echten Reformen!
Ich finde es enttäuschend, dass die Landeshauptleutekonferenz im steirischen Schloss Seggau kaum konkrete Ergebnisse gebracht hat. Geschätzte ...
Ingo Fischer
Lebendtiertransporte
Und schon wieder verenden unschuldige Tiere an der türkischen Landesgrenze aufgrund von bürokratischen Lächerlichkeiten. Wie lange will man dieses ...
Eveline Schauer
Regierungsarbeit
Die FPÖ hat laut Umfragen zur Sonntagsfrage in etwa bereits so viel Zuspruch wie die beiden Regierungsparteien ÖVP und SPÖ zusammen. Anstatt die ...
Mag. Martin Behrens
Gender-Irrsinn
Wenn man derartige Artikel lesen muss, dann wird unsere Generation ganz unsicher, welches Geschlecht unsere Kinder haben. Es war einfach klar, bis ...
Dagmar Junker
Budgetbelastung durch Pensionen?
Meine Meinung zum Leserbrief von Hrn. Günter Pock ist, dass er genau das schreibt, was die meisten von uns denken.
Elfriede Edler
Dirndl oder Bua?
Sechs Möglichkeiten für die Angabe des Geschlechts stehen Eltern im Formular bei Anmeldung von Mädchen und Knaben in der Volksschule Absdorf (NÖ) zur ...
Haribert Isepp
Bablers lustige Reisekosten
Die Übergabe einiger (extrem wichtiger) Notenblätter durch Vizekanzler Andreas Babler in New York sorgte für Aufregung. Babler wollte die Kosten ...
Gerhard Forgatsch
„Welcher Weg ist der richtige?“
Ein Bericht in der Samstag-„Krone“ zeigt beeindruckend die gegenwärtige globale Energiepolitik. Unter „Chinas langer Öko-Marsch“ lesen wir über den ...
Alexander Neumann
Rücktritt von Mahrer
Ich begrüße den Rücktritt Mahrers. Das ändert aber nichts an unserem politischen Selbstbedienungsladen für die, die am Trog sind. Allerdings: Einen ...
Gertrude Heistinger
Krisenkommunikation
An zwei nachstehend angeführten Beispielen ist erkennbar, dass Krisenkommunikation nicht gerade zu den Stärken in diesem Bereich zählt. Die ...
Franz Peer
Weltklimakonferenz
Angesichts der weltweiten Auswirkungen des Klimawandels beraten die Abgesandten der Teilnehmerländer in Belem, wie unser Umgang mit der Erde ...
Wolfgang Ertl
Heuchler-Konferenz
Zurzeit findet das größte Heuchler-Treffen der Welt, auch Klimakonferenz genannt, mitten im zum Teil niedergesägten „geschützten“ Regenwald in ...
Alexander Platzer
Warum nicht in der Wüste?
Ist von diesen gescheiten Klimaschützern keiner auf die Idee gekommen, anstatt im Amazonasgebiet Tausende Quadratkilometer Natur zu vernichten, ...
Gerhard Holper
Zwei Milliarden Euro Rücklagen
Nach dem Gehaltsplus von 4,2 Prozent und den Turbulenzen rund um die Gehaltserhöhungen von bis zu 60 Prozent für die Spitzenfunktionäre ist Mahrer ...
Robert Kindl
Postenvergabe
Bin schon sehr gespannt, welche Belohnung auf Herrn Mahrer nach seiner Professorentitel-Verleihung noch wartet. Entsorgung nach Brüssel zu den zwei ...
Bernhard Radhuber
WKO-Desaster
In Österreich muss immer erst ein Skandal passieren, danach werden großspurig Veränderungen versprochen. Unser Ankündigungskanzler fordert wieder ...
Herbert Platzer
Reform der Wirtschaftskammer
Die Struktur der Wirtschaftskammer kann nicht verschlankt werden. Wo soll die ÖVP sonst ihre Günstlinge unterbringen? Die SPÖ hat zu diesem Zweck die ...
DI Bernd Nußmüller

Voriger Tag
16.11.2025Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt