Nur 34 Prozent der Österreicher stehen der Europäischen Union positiv gegenüber, das sind 14 Prozent unter EU-Durchschnitt. Damit liegt unser Land auf dem letzten Platz unter allen Mitgliedsländern. Ein Ergebnis, das nicht einfach zur Kenntnis zu nehmen ist, denn es ist nicht gleich, wie die Menschen im Land zur Europäischen Union stehen. Als Teil dieser Gemeinschaft ist es wichtig zu erkennen, welche Möglichkeiten und Chancen sich damit ergeben. Gleichberechtigt mit den großen Ländern Europas, eröffnet sich für Österreich eine Mitgestaltungsmöglichkeit, die es im Alleingang niemals hätte. Ohne auf die Vorteile der Mitgliedschaft näher einzugehen, gibt es bei objektiver Beurteilung keine Alternative zur Europäischen Union. Das aktuelle Befragungsergebnis ist vor allem das Ergebnis fehlender Information über die Europäische Union. Hier haben die nationalen Politiker und Meinungsmacher massiven Nachholbedarf. So ist es abträglich, wenn unsere Politiker in Brüssel den Vorschlägen der Kommission und des EU-Parlaments zustimmen und nach Rückkehr das Ergebnis als von Brüssel diktiert darstellen. Ebenso ist es einfach falsch, die Europäische Union als Verwaltungsmoloch anzuprangern oder als nur den Interessen von Konzernen verpflichtet darzustellen. Natürlich macht Brüssel nicht immer die beste Politik. Fehler, Versäumnisse und Inkompetenz wirken sich in der nationalen Wahrnehmung katastrophal auf den Gesamteindruck der Union aus. Das führt dann geradewegs zum vorliegenden Ergebnis. Jeder verantwortungsbewusste Politiker und die Medien sind nun gefordert, sich aktiv zu engagieren, um das Stimmungsbild zu heben. Es gibt keine wirkliche Alternative zu einem gemeinsamen Europa. Europa ist der Kontinent, der durch die Europäische Union näher zusammenrückt und tiefer verbunden wird, aber zu wenig gemeinschaftlich agiert. Es geht um das Bestehen im internationalen Wettbewerb und um die Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen. Dies ist nur gemeinsam in einem von der Mehrheit gewollten und akzeptierten Staatenverband möglich. Die Europäische Union sollte daher nicht länger durch nationale, egoistische Sonderwege geschwächt werden und auch nicht als Prügelknabe für eigene Versäumnisse und Fehler missbraucht werden. Die Zustimmung zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union erfolgte mit einer satten Zweidrittelmehrheit. Nach diesem überaus beeindruckenden Ergebnis dürfte einiges schiefgelaufen sein, wie sonst ist das gänzlich gegenteilige Ergebnis erklärbar.
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