Ich finde auch, dass Erinnerung und Gedenken wichtig sind. Wichtig für die Standortbestimmung. Wichtig für die Orientierung der zukünftigen Wege. Je weiter das damalige Geschehen in die geschichtliche Ferne rückt, desto krasser und erdrückender erscheinen mir die Taten. Taten, zu denen Menschen fähig sind, wenn sie durch eine Organisation, damals die NSDAP, Macht verliehen bekommen. Es ist auch erschreckend, wie schnell sich Denunzianten- und Verrätertum ausbreiten können. Ich frage mich aber auch, warum – rund 75 Jahre später – alle Österreicher die pauschale Schuldzuweisung ertragen müssen? Mein Großvater ging nicht freiwillig in den Krieg, ebenso wenig wie drei seiner Brüder, von denen zwei ihr Leben lassen mussten. Wer der Einberufung damals nicht folgte, den holte die SS und wurde standrechtlich erschossen. Und nach dem Krieg gab es kein Kriseninterventionsteam, das den Traumatisierten hätte helfen können. Nein, sie waren ja die Kriegsverbrecher.Mein Großvater weinte oft, wenn er vom Krieg erzählte. Es gab viele Menschen, die sich gegen das Regime auflehnten, die Verfolgten halfen. Viele landeten auch im KZ. Mein Vater und meine Mutter hatten mit dem Krieg nichts zu tun, so wie viele andere auch. Ja, bestraft diejenigen, die Schuld auf sich geladen haben. Bestraft sie hart, so es noch nicht geschehen ist. Aber lasst die anderen mit der Sippenhaftung, wie „wir alle haben Schuld auf uns geladen“, aus dem Spiel. Übrigens: Das Gleiche gilt auch für Deutschland.