Fieber, knotige Hautveränderungen vor allem an Kopf, Hals und Rücken sowie Ausfluss aus Nase und Augen – nur einige Symptome der hochansteckenden Lumpy Skin Disease, die aggressiv Rinder trifft. Experten warnen: Die Seuche steht aktuell vor den Toren Österreichs. Krone+ zeigt, wie Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
„So nah war die Lumpy Skin Disease noch nie vor den Toren Österreichs“, warnt Florian Fellinger vom Gesundheitsministerium in einer Online-Veranstaltung. Die Seuche sei wohl aus Afrika nach Sardinien und von dort in die Lombardei bis auf 180 Kilometer an Österreichs Grenze gekommen. „Dies war für uns ein riesengroßes Alarmsignal, wir haben sofort mit Maßnahmen zur Vorbereitung in Österreich begonnen", sagte er.
Bei der Lumpy Skin Disease (kurz auch LSD) handelt es sich um eine hochansteckende virale Erkrankung der Rinder, Bisons und Büffel, die durch ein Virus aus der Familie der Pocken ausgelöst wird. Typisch sind knotige Hautveränderungen. Es handelt sich um eine anzeigepflichtige und nach EU-Recht gelistete Tierseuche, die Ansteckung von Menschen ist also nicht möglich. Übertragen wird das Virus vor allem durch beißende oder stechende Insekten wie Fliegen und Spinnentiere wie Zecken und Milben.
Die LSD ist in Afrika und im Nahen Osten verbreitet, wird aber durch Tiertransporte und dank des Klimawandels seit einigen Jahren zunehmend nach Europa und Südostasien verschleppt.
Grenzregionen besonders gefährdet
Innerhalb der EU kam es erstmals im Jahr 2015 zu einem Ausbruch in Griechenland, später waren auch Bulgarien, der Kosovo, Serbien und die Türkei betroffen. Nun ist das Virus noch näher gekommen: Im Juni 2025 traten es die ersten LSD-Fälle in Italien und Frankreich auf. Jetzt gilt es, gröbere Schäden durch Ansteckungen in Österreich zu verhindern. Wie Florian Fellinger erklärt, sind die österreichischen Regionen mit direkter Grenze zu Italien aktuell besonders gefährdet – also Tirol, Kärnten und eventuell Salzburg. Der Experte: „Dort finden unsere intensivsten Vorbereitungen statt."
Österreich rüstet sich für Krise
Ein weiterer Ausbruchsort in Frankreich in der Region Auvergne-Rhône-Alpes bereite den österreichischen Behörden aufgrund der geografischen Entfernung weniger Kopfzerbrechen. In den betroffenen Gebieten sind 76 Rinderbetriebe LSD-positiv, wobei beide Länder die Seuche mit Schutzimpfungen, und durch die Tötung der Tiere in den betroffenen Betrieben bekämpfen. Da die Krankheit noch mehr als 150 Kilometer von der Landesgrenze entfernt ist, gäbe es in Österreich „noch keine Krise", sagte Fellinger: "Aber wir bereiten uns darauf vor."
Impfstoffe sollen beschafft werden
So werden etwa wöchentliche Lagebesprechungen und Updates zur Seuchenlage abgehalten. Laut Gesundheits- und Konsumentenschutzministerin Korinna Schumann (SPÖ) wird auch „die Bundesbeschaffungsagentur beauftragt, ein Verfahren zur Beschaffung und Bevorratung von LSD Impfstoffen durchzuführen“. Rückt das Seuchengeschehen noch näher, würde man in Kärnten, Salzburg und Tirol alle Rindererhaltungsbetriebe in regelmäßigen Abständen testen, die sich in einem 20 Kilometer breiten Gürtel entlang der italienischen Grenze befinden, so Fellinger.
Keine wirksamen Medikamente
Sollte das Virus tatsächlich in einem österreichischen Betrieb nachgewiesen werden, würde dieser gesperrt und die dortigen Rinder gekeult, erklärte Experte Fellinger. Und nur in diesem Fall würde auch die Impfung gegen LSD zum Einsatz kommen. In den betroffenen und gefährdeten Gebieten müsste man dann eine Herdenimmunität aufbauen, indem mehr als 80 Prozent der empfänglichen Tiere eine Impfdosis verabreicht bekommen, so der Experte: "Die Impfung ist aktuell und alternativlos, denn es gibt keine Medikamente gegen LSD." In den Jahren 2015 und 2016 hatte die Impfkampagne am Balkan Wirkung gezeigt, das Virus konnte erfolgreich zurückgedrängt werden.
Ausbruch wäre wirtschaftlich fatal
Die große Alarmbereitschaft der Behörden überrascht nicht, denn ein LSD-Ausbruch in Österreich würde eine erhebliche Gefahr für die Biosicherheit in der heimischen Rinderhaltung darstellen. Erkrankte Tiere müssen getötet werden, die wirtschaftlichen Schäden durch Produktionsverluste wären also enorm. Des Weiteren wären schwerwiegende Auswirkungen auf die nationalen sowie internationalen Agrarmärkte die Folge, da wichtige Exportmärkte für österreichische Rinderprodukte wegbrechen könnten.
Tierseuchen immer wieder ein Problem
Tierseuchen führten bereits in der Vergangenheit mehrfach zu der Tötung zahlreicher Tiere, etwa die Vogelgrippe in diesem Jahr. In erster Linie wird die Erkrankung von Zugvögeln an Masthühner und Legehennen weitergegeben. Im letzten Herbst sprang das Virus dann auch auf Haustiere über, in Nordamerika kam es auch zur Ansteckung von Menschen. In Österreich mussten bereits mehr als 200.000 Tiere gekeult werden.
Beim Rind traten hierzulande bereits die ebenfalls durch Insekten übertragene Blauzungenkrankheit sowie die Maul- und Klauenseuche und der Rinderwahnsinn (BSE) auf. Letztere sind unter Kontrolle, während erstere im September 2024 erstmalig seit 2016 wieder aufgetreten ist.
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