Den Namen Kienzl bringt man vor allem mit seinem Erfolg „Der Evangelimann“ in Verbindung. Die Wiederaufführung von Kienzls unbekanntem Werk „Das Testament“ trägt zur Erhellung der musikästhetischen Szene im ersten Quartal des 20. Jahrhunderts bei, das beileibe nicht allein von Strawinsky, Richard Strauss, Schönberg und den Impressionisten geprägt war.
Kienzls Opernfabel handelt von einer für alle Beteiligten enttäuschenden Testamentseröffnung und ist am Linzer Landestheater als ländlich deftiges Lustspiel konzipiert, das freilich gegen Ende in pathetisch-rührseliges Sumpfgebiet schlittert. Musikalisch dominiert der Übergott Wagner („Meistersinger“), der aber in herrlich kreativer Unverfrorenheit mit gepfefferter oberösterreichischer Gstanzl-Musik konterkariert wird.
Die Regie (Andreas Baesler) lässt das Stück in Waizenkirchen um 1970 laufen, auch Bühne (Harald B. Thor) und Kostüme (Caroline Dohmen) halten sich an diese Vorgabe. Aus der Sängerriege seien hervorgehoben: Klaus-Dieter Lerche (Holzer), Cassandra McConnell (Vroni), Andrea Shin (Florian), Hans-Günther Müller (Bader). Effektvoll der Chor, tadellos das Bruckner Orchester unter Ingo Ingensand und die Musikkapelle Waizenkirchen. Freundlicher Premierenapplaus.
Vorstellungen im Dezember: 12., 16., 18.; Festaufführung am 17. Jänner zum 150. Geburtstag des Komponisten.
Foto: Brachwitz
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