Zweiter Prozess
Saddam Hussein wieder vor Gericht
In diesem Prozess geht es um Angriffe auf die Kurden im Nordirak in den 80er Jahren, bei denen bis zu 100.000 Menschen getötet wurden. Nach dem Todesurteil im ersten Prozess gegen Saddam wegen der Hinrichtung von 148 Schiiten aus der Stadt Dudschail läuft noch die Berufungsfrist.
Tod durch den Strang
Dreieinhalb Jahre nach seinem Sturz durch die US-Armee ist der irakische Ex-Präsident Sadddam Hussein am Sonntag zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Er wurde der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig befunden. Das Gericht gab dem früheren Diktator die Hauptschuld für ein Massaker an Schiiten in Dujail, das 1982 fast 150 Tote forderte.
Todesurteile verhängte das Sondertribunal in Bagdad auch gegen seinen Halbbruder Barzan al-Tikriti und den ehemaligen Richter Awad al-Bandar. Ex-Vizepräsident Taha Yassin Ramadan, für den ebenfalls die Höchststrafe beantragt worden war, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach Angaben aus Justizkreisen werden alle Verurteilten Berufung gegen die Urteile einlegen.
Drei Ex-Funktionäre von Saddam Husseins Baath-Partei erhielten Haftstrafen von jeweils 15 Jahren, einer der sieben Mitangeklagten wurde freigesprochen. Dies hatte auch die Staatsanwaltschaft gefordert.
Saddam reagierte gelassen
Saddam Hussein, den US-Soldaten im Dezember 2003 in einem Erdloch auf einem Bauernhof unweit seiner Heimatstadt Tikrit aufgespürt hatten, nahm den Urteilsspruch relativ gelassen auf. Er rief: "Es lebe das Volk, es lebe die (islamische) Nation, Allahu akbar (Gott ist groß)!"
Bandar, der seinerzeit den Prozess gegen die Schiiten aus Dujail geleitet hatte, beschimpfte das Gericht als Versammlung von "Verrätern und Agenten". Die Fernsehbilder aus dem Gerichtssaal, die bei dieser und bei anderen Szenen zensiert wurden, fielen an dieser Stelle aus.
Jubel und Proteste
Die Schiiten im Irak haben am Sonntag das Todesurteil gegen den früheren Staatschef in öffentlichen Kundgebungen bejubelt. In seiner Heimatstadt Tikrit zogen dagegen rund 1.000 Sunniten durch die Stadt und drohten ihn zu rächen. Das von der Regierung verhängte Ausgehverbot für Sonntag zeigte damit nur wenig Wirkung.
In Sadr City, einer schiitischen Hochburg im Nordosten von Bagdad, tanzten Jugendliche auf den Straßen und riefen: "Richtet Saddam hin!". In Bagdad waren nach der Urteilsverkündung Freudenschüsse zu hören.
Eine Chronologie und Bilder des Prozesses sowie eine Biografie Husseins findest du in der Infobox.
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