„Krone“-Interview

Anna Unterberger verlässt die Steirerkrimi-Reihe

Unterhaltung
29.12.2025 06:00

Mit dem neuesten Steirerkrimi „Steirerstich“ (20.15 Uhr, ORF 1) endet nach zehn Einsätzen auch die Ära von Anni Sulmtaler, gespielt von der Südtirolerin Anna Unterberger, die die Reihe auf eigenen Wunsch verlässt. Wir haben mit ihr über das Ende, die Erinnerungen an die Steiermark und die nähere Zukunft gesprochen.

„Krone“: Frau Unterberger, unser Gespräch folgt einem traurigen Anlass. In Ihrer Rolle als Anni Sulmtaler ist nach dem „Steirerstich“ heute Abend, am 29. Dezember, endgültig Schluss. Wie geht es Ihnen damit?
Anna Unterberger:
 Es sind natürlich gemischte Gefühle. Einerseits gepaart mit Wehmut, auf der anderen Seite mit Neugierde und Vorfreude auf das, was kommt. Es war eine unvergessliche Zeit und die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen. Ich habe in den letzten fünf Jahren zehn Filme gemacht und man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Das ist ein abgegriffener Satz, aber in dem Fall trifft er zu. Ich nehme alle Erfahrungen wie einen Schatz mit mir mit und freue mich auf all das, was jetzt kommen mag. Es war die richtige Zeit für Anni, aufzuhören. Sie macht eine Fortbildung und hat Lust auf Neues. Das haben Anni und ich wohl gemeinsam.

Anni Sulmtaler tendiert beim Steirerkrimi verstärkt in Richtung Kriminalpsychologie, zweifelt aber an ihren Entscheidungen und Wegen, die sie einschlägt. Warum ist dem so und finden Sie sich selbst auch darin wieder?
Nein, das würde ich nicht sagen. Ich versuche, Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Meistens ist mein Bauchgefühl sehr klar und führt mich zu den Entscheidungen. Ich versuche, sie ohne Angst zu treffen, denn die Angst hindert uns zu oft daran, den nötigen Mut dafür zu haben. Wenn ich mich entschieden habe, stehe ich dazu und kann dann auch mit allen Konsequenzen umgehen.

War Ihr Abgang vom Steirerkrimi freiwillig oder extern forciert?
Mein Abgang war freiwillig, auch wenn es mir nicht leicht fiel. Aber ich habe gespürt, dass es Zeit für mich ist, weiterzugehen. Als ich mir sicher war, habe ich das Maria und Wolfgang Murnberger, sowie der Produktion, sofort kommuniziert, damit sie die Möglichkeit hatten, sich darauf einzustellen und genug Zeit zu haben, die Drehbücher danach zu schreiben. Sie haben es wohlwollend akzeptiert, auch wenn sie zum Ausdruck brachten, wie schade sie es finden. Aber sie haben es verstanden. Wolfgang sagte mir auch, wenn er nicht gespürt hätte, dass ich mit meiner Entscheidung nicht so klar bin, hätte er versucht, mich zum Bleiben zu überreden.

Im letzten Fall „Steirerstich“ muss die aparte Kommissarin auch ihre Kegelfähigkeiten unter ...
Im letzten Fall „Steirerstich“ muss die aparte Kommissarin auch ihre Kegelfähigkeiten unter Beweis stellen.(Bild: Stefan Robitsch)

Wie viel Anna Unterberger haben Sie in den zehn Steirerkrimis in die Figur Anni Sulmtaler eingebracht? Und haben sich umgekehrt Charakteristika der Figur auch in Ihr reales Leben geschlichen?
Ich glaube, eine Figur ist immer ein bisschen an einen selbst angeglichen und wir haben schon so einiges gemeinsam. Zumindest ist mir Anni in so manchen Sachen ein Vorbild. Wie sie etwa auf Menschen zugeht, mit Empathie und Verständnis für Andersartigkeit. Sie hört den Menschen zu, hat einen starken Willen und geht ihren Weg, wie sie ihn für richtig hält. Sie hat ihren Karriereweg in sehr kurzer Zeit eingeschlagen und sehr schnell sehr viel erreicht. Sie weiß, was sie will, und zieht das durch – mit viel Selbstbewusstsein. Und vor allem, was ich mir von ihr abgeschaut habe, ist, auch in schwierigen Situationen nicht den Humor zu verlieren. Zwischen Sulmtaler und Bergmann gab es immer Raum für Sticheleien, was ich herrlich finde. Wir alle müssten viel mehr Humor haben. Das würde uns allen guttun.

Sie sind gebürtige Südtirolerin mit dänischen Wurzeln, die in Berlin lebt und viel Zeit Ihrer Vergangenheit in Wien verbracht haben. Wie hat Ihnen dabei die Steiermark gefallen und was werden sie von dort am meisten vermissen?
Es war super, dem anfänglich grauen Winter in Berlin mit der Steiermark zu entkommen. Dort erlebt man den goldenen Herbst und es fühlte sich auch ein bisschen wie Urlaub an. Der Kontrast zwischen Stadt und Land reizt mich allgemein sehr. Ich wusste fünf Jahre lang immer, dass ich den Herbst in der Steiermark verbringen würde, darauf habe ich mich jedes Mal gefreut. Aber vor allem werde ich die Arbeit und Zeit mit Wolfgang Murnberger, Hary Prinz und dem gesamten Team vermissen. Wir waren schon eine kleine Filmfamilie, auch wenn dieser Begriff inflationär benutzt wird. Der Kern blieb immer derselbe und wir sind dicht zusammengewachsen.

In der Steiermark eignet sich die Kulinarik sehr gut für Filmhandlungen. So ging es im „Steirerwahn“ um die oststeirischen Apfelbrenner, beim „Steirerstich“ liegt plötzlich ein Koch tot in der Küche.
Die Steiermark hat so herrliches Essen, herrlichen Wein und Schnaps – das bietet sich für die Themenbereiche natürlich sehr gut an.

Sind Sie ein großer Fan des steirischen Schnaps geworden?
Ich wäre auf jeden Fall neugierig gewesen, den Schnaps der oststeirischen Apfelbrenner zu probieren, aber wir hatten ja keinen echten, sondern nur Apfelsaft während des Drehs, der übrigens auch hervorragend geschmeckt hat. Wenn so ein Fläschchen Apfelbrand 90 Euro kostet, dann verstehe ich Bergmann schon gut, dass er da mal kosten möchte, denn für den Preis muss das wirklich gut schmecken. Aber es stößt sich ohnehin viel besser mit einem guten Glas Weißwein an, statt mit einem Schnaps.

Bedeutet das im Umkehrschluss, die Steiermark würde sich für Sie – auch abseits der Steirerkrimis – als Urlaubsdestination für die Zukunft eignen?
Auf jeden Fall, aber wenn ich schon mal frei habe, werde ich – um ehrlich zu sein - eher in meine Heimat Südtirol fahren.

Die Steirerkrimis gehören österreichweit zu den quotenstärksten und beliebtesten Landkrimis. Warum ist das Ihrer Ansicht nach so?
Oft trifft man zur richtigen Zeit den Nerv der Zuschauer und weiß selbst gar nicht, warum das jetzt so ist und ohne dass man es aktiv forciert hätte. Ein Grund ist aber bei den Steirerkrimis sicher, dass die Plots spannend sind, gleichzeitig Humor aufweisen und sich die Zuseher mit den Menschen, die in den Filmen dargestellt werden, gut identifizieren können. Es sind keine Schablonen von Figuren, die in den Drehbüchern beschrieben werden, sondern „echte“ Menschen, in die man sich hineinversetzen kann. Dadurch kann man vollkommen in die Geschichte eintauchen.

Zum Abschluss ist Anni Sulmtaler noch mit so mancher Kuriosität konfrontiert.
Zum Abschluss ist Anni Sulmtaler noch mit so mancher Kuriosität konfrontiert.(Bild: Stefan Robitsch)

Wie geht es mit Ihnen jetzt weiter? Wird es ein Spin-Off der angehenden Kriminalpsychologin Anni Sulmtaler in Salzburg geben, wohin sie ziehen wird?
Vielleicht. Es wurde gemunkelt, dass es das geben könnte und ich bin selbst gespannt. Ich wäre jedenfalls bereit, dort mal vorbeizuschauen und das Ganze als Psychologin genauer von außen zu betrachten und dem Kollegen Bergmann mal ein bisschen auf die Finger zu schauen (lacht)

Abwarten und Tee trinken.
Wir werden sehen. Aktuell drehe ich gerade unter der Regie von Andreas Prochaska, an der Seite von Adele Neuhauser in Wien. Es handelt sich um eine Romanverfilmung mit dem Namen „Wenn das Licht gefriert“, mehr kann ich dazu noch nicht verraten. Ich finde es herrlich, dass ich immer wieder in die Verlegenheit komme, in Österreich drehen zu dürfen.

Gibt es weitere Projekte am Horizont, die bereits spruchreif sind?
Zeitgleich drehe ich einen deutschen Kinofilm namens „Tania“, ein Film über Tamara Bunke, die als Geheimagentin sehr eng mit Che Guevara zusammengearbeitet hat. Ich spiele sozusagen die beste Freundin an ihrer Seite. Derzeit drehen wir in Deutschland und im Jänner geht es auf den Kanarischen Inseln weiter.

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