Selbst in ländlichen Gegenden, wo überdurchschnittlich viel körperliche Arbeit verrichtet wird, gibt es Fitness-Studios. Dass es dabei nicht immer trendig und luxuriös zugehen muss, zeigt die Einrichtung des Fitnessclubs Mariazellerland im obersteirischen Gußwerk.
Es ist kaum zu vermuten, dass sich im historischen Gebäudekomplex des Elektrizitätswerks Mariazell knapp vor Gußwerk „Dein lokales Fitnessstudio“ befindet. Die Zufahrt erfolgt über einen winzigen Seitenweg, vorbei an einem Geflügelauslauf. Der Club ist in einem alten Wohngebäude mit dicken Mauern, erbaut um 1880.
Franz Greifensteiner ist der Vereinskassier, zuständig für Organisation und Mitglieder. Er ist seit 26 Jahren dabei und verkörpert den Gußwerker Fitness-Spirit so gut wie kaum ein Zweiter.
Über ein halbes Jahrhundert alt
In den 1970ern gegründet, war der Fitness-Verein zunächst in der Rasing unterhalb von Mariazell beheimatet. Der Umzug an den Standort Gußwerk erfolgte vor rund 20 Jahren: „Wir zahlen hier einen relativ moderaten Zins für die etwas über 100 Quadratmeter, dafür haben wir alles in Eigenregie hergerichtet. Es ist wie eine private Zusammenkunft von Freunden, nur dass man sich einschreibt und dann Vereinsmitglied ist“, so Greifensteiner. Man kann praktisch rund um die Uhr herkommen. Im Trainingsalltag wird aber versucht, um 22 Uhr Schluss zu machen. Schließlich ist die Haustür der Nachbarfamilie nur zehn Meter entfernt im angrenzenden Gebäudeteil.
Multifunktionale Mucki-Bude
„Oft kommen Leute zu uns, die eine Physiotherapie brauchen oder gerade absolvieren, die unterstützen hier ihren Muskelaufbau. Manche hatten gerade eine Knie-OP, andere haben eine kaputte Schulter. Ein Rettungsmitarbeiter hatte zu wenig Kraft, um die Verletzten aufheben zu können – er hat ein Jahr trainiert und funktioniert jetzt wieder“, so Franz über das Spektrum der Fitness-Aktivisten.
Die meisten kommen am 1. Jänner, weil da natürlich alle gute Vorsätze haben und sagen, jetzt muss ich was tun.
Franz Greifensteiner
Alex aus Gußwerk trainiert seit 2020 dreimal die Woche, er arbeitet hauptberuflich als Zimmerer bei einem lokalen Unternehmen. Die Klimmzüge an den Vorrichtungen über dem Türdurchgang bestätigen: Training wirkt. Er hat sein Gewicht durch gezielten Muskelaufbau von 70 auf über 80 Kilogramm in Form gebracht und ergänzt das Krafttraining durch viel Laufen.
Effizienz im Vordergrund
Wer in Gußwerk trainiert, legt keinen Wert auf trendiges Klubleben, Wellness oder klimatisierte Hallen mit Outdoor-Blick. Der Öltank für die Heizung muss mehrmals im Winter nachgefüllt werden, weil er so klein ist. Ein Großteil der Trainingsmaschinen ist „Marke Eigenbau“. Handgefertigt von ehemaligen Trainierenden in ihrer Freizeit, mit Material aus umgebenden Betrieben der metallverarbeitenden Industrie. Anleitung für das Training erhält man über die Gratis-App „Strong“.
40 Mitglieder im Alter von 16 bis 60 sind derzeit aktiv, darunter ist nur einer Frau. Die Zukunft, so Franz, scheint für die nächsten Jahre gesichert. Eines ist schon gewiss: Am 1. Jänner werden die wenigen Parkplätze wieder knapp werden. Die locken dann die guten Vorsätze.
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