Von ihrer Zelle in der Justizanstalt Graz-Karlau aus sollen zwei Häftlinge im großen Stil einen regen Handel mit Kokain, Heroin und Amphetaminen organisiert haben. Am Montag startete in Graz der Prozess gegen die mutmaßlichen Drahtzieher eines großen Suchtgiftnetzwerks zwischen Slowenien und Österreich.
Ein Slowene (36) und ein Kärntner (32) lernten sich in der gemeinsamen Zelle in der Justizanstalt Graz-Karlau kennen – und dürften dort zu „Geschäftspartnern“ geworden sein. „Beide sind der Justiz keine Unbekannten, sie haben eine Menge Vorstrafen“, sagt die Staatsanwältin am Montag beim Prozessauftakt in Graz. Drogenhandel, schwerer Raub, Körperverletzung und andere Delikte haben die Kriminellen schon am Kerbholz. „Das hat sie nicht davon abgehalten, in Haft weiter Suchtgifthandel zu betreiben“, so die Anklägerin.
Justizwachebeamtin schmuggelte Handys ins Gefängnis
Durch ihre Vorgeschichte haben die nunmehr erneut Angeklagten gute Kontakte außerhalb der Gefängnismauern. Mit eingeschmuggelten Handys – hier dürfte eine Justizwachebeamtin die Finger im Spiel gehabt haben – sollen sie vom Häfen aus erneut groß im Geschäft gewesen sein. „Es ist leider ein offenes Geheimnis, dass immer wieder Handys in Justizanstalten kommen“, sagt die Staatsanwältin.
Über verschlüsselte Messengerdienste sollen die Drogenbosse laut Staatsanwaltschaft Graz ein straff organisiertes Suchtgift-Netzwerk aus Kurierfahrern, Dealern und „Geldverwaltern“ delegiert haben. So sollen kiloweise Kokain, Heroin und Amphetamine von Slowenien nach Kärnten und in die Steiermark gebracht und hier an Endabnehmer weiterverkauft worden sein. In der Anklageschrift ist unter anderem die Einfuhr von rund acht Kilo Kokain, 5,6 Kilo Heroin und zwei Kilo Amphetaminen angeführt.
Es ist leider ein offenes Geheimnis, dass immer wieder Handys in Justizanstalten kommen.
Die Staatsanwältin
Verdeckte Ermittler als Scheinkäufer
Die Polizei kam zunächst kleinen Dealern auf die Spur und deckte in akribischer Ermittlungsarbeit Schritt für Schritt einen florierenden Drogenring auf. Durch verdeckte Ermittler und Scheinkäufe kam es dann zu zahlreichen Festnahmen – letztlich führte die Spur auch zu den Drahtziehern hinter Gittern. Diese müssen sich nun ob der großen Mengen und ihrer führenden Rolle in der organisierten Struktur – hier könnte der sogenannte Mafia-Paragraf zum Tragen kommen – vor Geschworenen verantworten. Es drohen bis zu 20 Jahre oder gar lebenslange Haft.
„Die Angeklagten waren sicher nicht die ,Oberbosse‘, dahinter steht eine noch größere Organisation“, betont die Staatsanwältin. Sie seien quasi Filialleiter einer Supermarktkette gewesen, aber noch nicht die Konzernchefs.
Anwälte: „Keine Großbandenführer“
Der Slowene und der Österreicher haben im Ermittlungsverfahren geschwiegen, vor Gericht sind sie nur teilgeständig. Ihre Anwälte stellen insbesondere ihre Rolle als „Großbandenführer“ infrage – und zweifeln damit vor allem die Anwendung des „Mafia-Paragrafen“ an. Das Ermittlungssubstrat sei zudem „teilweise sehr dürr“, sagt einer der Verteidiger.
Zahlreiche Zeugen – darunter auch viele „Mitarbeiter“ des Drogenrings – werden noch gehört, der Prozess ist für vier Tage angesetzt.
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