Es gibt diesen Moment im Oktober, wenn die ersten Fotos durch die sozialen Medien rauschen: ein Mops als Kürbis. Ein Dackel im Hotdog-Brötchen. Eine Katze mit Hexenhut. Und man denkt sich unwillkürlich: „Süß, witzig.“ Kurz darauf aber auch: „Geht's dem Tier gut dabei?“
Halloween selbst ist eine alte Geschichte – seine Wurzeln reichen zurück zu den Kelten, die vor über 2000 Jahren das Fest Samhain feierten, den Übergang vom Sommer zum Winter. Irische Einwanderer brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA, wo er sich zu dem kommerziellen Spektakel entwickelte, das wir heute kennen. In den USA gilt Halloween als zweitwichtigster Feiertag nach Weihnachten – rund 10 Milliarden Dollar geben die Amerikaner jährlich für das Gruselfest aus.
Von keltischen Festen zum Milliarden-Business
Und irgendwann, zwischen Kürbisfratzen und Geisterkostümen, kam jemand auf die Idee: Warum nicht auch den Hund (oder die Katze) verkleiden? Heute geben Amerikaner über eine halbe Milliarde Dollar jährlich für Haustierkostüme aus, mehr als 20 Prozent verkleiden ihre Vierbeiner zu Halloween – Hot Dogs, Kürbisse und Hummeln führen die Beliebtheitsskala an.
Die Frage nach dem Warum
Aber – und hier wird es kompliziert – genießen Haustiere wirklich die Kostümierung? Oder freuen sie sich vielmehr über die Aufmerksamkeit, Streicheleinheiten und Leckerlis, die damit einhergehen? Das ist ein entscheidender Unterschied.
Stellen wir uns vor: Jemand stülpt uns ein weißes Leintuch über, bindet es fest, schneidet ein paar Löcher hinein. Wir können uns nicht selbst befreien. Alle lachen, knipsen Fotos. Als Mensch könnten wir sagen: „Hört auf damit!“ Ein Tier kann das nicht.
Wenn die Verkleidung die Körpersprache blockiert
Jedes Kostüm, egal wie niedlich, schränkt die Bewegungsfreiheit des Tieres ein. Noch wichtiger: Es blockiert die Körpersprache. Hunde kommunizieren hauptsächlich über Schwanz und Ohren. Verdeckt ein Kostüm diese, funktioniert die Verständigung mit Artgenossen nicht mehr. Das kann Stress bedeuten, Unsicherheit, im schlimmsten Fall Angst.
Hinzu kommt: Viele Kostüme bestehen aus Materialien, die gesundheitsschädlich sind – besonders, wenn neugierige Schnauzen sie zerkauen oder verschlucken. Kleinteile können zur Gefahr werden, Strangulation ist möglich. Das Einfärben von Tieren mit Haarspray ist gesetzlich verboten – passiert jedoch immer wieder.
Unterschied zwischen Schutz und Spektakel
Während ein Hundemantel im Winter ein sinnvolles Kleidungsstück ist, das vor Kälte schützt, bewegen wir uns bei einem Einhorn-Kostüm, einem Hai-Outfit oder einem Yoda-Haarreifen in einer anderen Dimension. Diese Accessoires sind kein Dienst am Tier. Sie sind ein Dienst an unserem Unterhaltungswert, an den Likes in den sozialen Medien. Die Motivation ist rein menschlich: Wir verkleiden unsere Tiere nicht, weil sie Spaß daran haben, sondern weil wir uns daran erfreuen, sie so zu sehen.
Körpersignale erkennen
Manche Haustiere tolerieren Kostüme, weil sie früh daran gewöhnt wurden. Andere signalisieren jedoch deutlich Unwohlsein: Sie ducken sich, erstarren oder versuchen verzweifelt, sich zu befreien. Verantwortungsbewusste Halter lesen diese Signale und respektieren sie.
Die Frage ist nicht, ob Kostüme die schlimmste Form der Tierquälerei sind – das sind sie vermutlich nicht. Die Frage ist: Helfen sie dem Tier, sich wohlzufühlen? Eindeutig nein.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.