Verkleidete Tiere

Die unbequeme Wahrheit über Halloween-Kostüme

Tierecke
28.10.2025 11:30

Es gibt diesen Moment im Oktober, wenn die ersten Fotos durch die sozialen Medien rauschen: ein Mops als Kürbis. Ein Dackel im Hotdog-Brötchen. Eine Katze mit Hexenhut. Und man denkt sich unwillkürlich: „Süß, witzig.“ Kurz darauf aber auch: „Geht's dem Tier gut dabei?“

Halloween selbst ist eine alte Geschichte – seine Wurzeln reichen zurück zu den Kelten, die vor über 2000 Jahren das Fest Samhain feierten, den Übergang vom Sommer zum Winter. Irische Einwanderer brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA, wo er sich zu dem kommerziellen Spektakel entwickelte, das wir heute kennen. In den USA gilt Halloween als zweitwichtigster Feiertag nach Weihnachten – rund 10 Milliarden Dollar geben die Amerikaner jährlich für das Gruselfest aus.

Von keltischen Festen zum Milliarden-Business
Und irgendwann, zwischen Kürbisfratzen und Geisterkostümen, kam jemand auf die Idee: Warum nicht auch den Hund (oder die Katze) verkleiden? Heute geben Amerikaner über eine halbe Milliarde Dollar jährlich für Haustierkostüme aus, mehr als 20 Prozent verkleiden ihre Vierbeiner zu Halloween – Hot Dogs, Kürbisse und Hummeln führen die Beliebtheitsskala an.

Die Frage nach dem Warum
Aber – und hier wird es kompliziert – genießen Haustiere wirklich die Kostümierung? Oder freuen sie sich vielmehr über die Aufmerksamkeit, Streicheleinheiten und Leckerlis, die damit einhergehen? Das ist ein entscheidender Unterschied.

Stellen wir uns vor: Jemand stülpt uns ein weißes Leintuch über, bindet es fest, schneidet ein paar Löcher hinein. Wir können uns nicht selbst befreien. Alle lachen, knipsen Fotos. Als Mensch könnten wir sagen: „Hört auf damit!“ Ein Tier kann das nicht.

Von Seeräuber-Freude fehlt bei dieser Katze jede Spur!
Von Seeräuber-Freude fehlt bei dieser Katze jede Spur!(Bild: danilobiancalana - stock.adobe.com)

Wenn die Verkleidung die Körpersprache blockiert
Jedes Kostüm, egal wie niedlich, schränkt die Bewegungsfreiheit des Tieres ein. Noch wichtiger: Es blockiert die Körpersprache. Hunde kommunizieren hauptsächlich über Schwanz und Ohren. Verdeckt ein Kostüm diese, funktioniert die Verständigung mit Artgenossen nicht mehr. Das kann Stress bedeuten, Unsicherheit, im schlimmsten Fall Angst.

Hinzu kommt: Viele Kostüme bestehen aus Materialien, die gesundheitsschädlich sind – besonders, wenn neugierige Schnauzen sie zerkauen oder verschlucken. Kleinteile können zur Gefahr werden, Strangulation ist möglich. Das Einfärben von Tieren mit Haarspray ist gesetzlich verboten – passiert jedoch immer wieder.

Stressfreies Halloween 

  • Ruhiger Rückzugsort: Bei häufigem Klingeln sollten Hund oder Katze in einen ruhigen Raum gebracht werden, idealerweise mit vertrauten Decken, Spielzeug und entspannender Musik
  • Vorsicht bei Ihrer Verkleidung: Masken, Ganzkörperkostüme oder enge Verkleidungen können Haustiere irritieren, weil sie Halter nicht mehr an Mimik, Gestik oder Geruch erkennen. 
  • Sicherheit geht vor: Kerzen, spitze Deko-Elemente, offene Feuerstellen und insbesondere menschliche Süßigkeiten (wie Schokolade) sollten außerhalb der Reichweite von Tieren aufbewahrt werden. Schon kleine Mengen können giftig oder lebensgefährlich sein.
  • Beobachten und respektieren: Wenn das Tier Anzeichen von Stress zeigt – wie Zittern, Hecheln, Rückzug oder unruhiges Umherlaufen – die Situation sofort entschärfen. 

Unterschied zwischen Schutz und Spektakel
Während ein Hundemantel im Winter ein sinnvolles Kleidungsstück ist, das vor Kälte schützt, bewegen wir uns bei einem Einhorn-Kostüm, einem Hai-Outfit oder einem Yoda-Haarreifen in einer anderen Dimension. Diese Accessoires sind kein Dienst am Tier. Sie sind ein Dienst an unserem Unterhaltungswert, an den Likes in den sozialen Medien. Die Motivation ist rein menschlich: Wir verkleiden unsere Tiere nicht, weil sie Spaß daran haben, sondern weil wir uns daran erfreuen, sie so zu sehen.

Für unsere Tiere muss Halloween nicht verkleidet sein, um Freude zu bereiten.
Für unsere Tiere muss Halloween nicht verkleidet sein, um Freude zu bereiten.(Bild: klavdiyav - stock.adobe.com)

Körpersignale erkennen
Manche Haustiere tolerieren Kostüme, weil sie früh daran gewöhnt wurden. Andere signalisieren jedoch deutlich Unwohlsein: Sie ducken sich, erstarren oder versuchen verzweifelt, sich zu befreien. Verantwortungsbewusste Halter lesen diese Signale und respektieren sie.

Die Frage ist nicht, ob Kostüme die schlimmste Form der Tierquälerei sind – das sind sie vermutlich nicht. Die Frage ist: Helfen sie dem Tier, sich wohlzufühlen? Eindeutig nein.

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