Tagung zur Mobiltät

Warum der Umstieg auf Öffis oft Kopfsache ist

Tirol
29.09.2025 19:00

Der Tourismus-Mobilitätstag in Kufstein in Tirol wartete mit Erkenntnissen abseits der Technik auf. Eine Expertin erklärte, warum der Verzicht auf das Auto vor dem eigenen Haus große Emotionen auslöst. Und wie der Umstieg auf Öffis gelingt.

Man besitzt gar kein Auto oder lässt es häufig stehen und man springt mit Enthusiasmus in Bus und Bahn, die in perfekter Taktung zum Sparpreis fahren. Die stylische Haltestelle bietet alle Informationen und ein Dach über dem Kopf. Wenn es doch nur so einfach wäre ...

Zur Mobilität für Tirols Touristen (vieles gilt auch für Einheimische) fand am Montag in Kufstein eine hochkarätige Tagung statt. Referentin Anna Scheffold, selbstständige Beraterin für Tourismusregionen, überzeugte mit einer anderen Perspektive zur Öffi-Nutzung – der Emotion!

Meinung: „Am Land geht es ohne Auto gar nicht“
„Ich bin im Schwarzwald aufgewachsen – mit der weit verbreiteten Haltung, dass es am Land nicht ohne Auto geht“, schilderte die passionierte Radfahrerin. Stimmig erklärte Scheffold, dass der Öffi-Umstieg dreistufig und damit komplex sei: Kann ich das (Fahrkartenautomaten, Barrierefreiheit)? Gibt es das überhaupt bei mir (ausreichende Angebote, Taktung)? Und das Wichtigste: Will ich das überhaupt?

Das Angebot stieg zuletzt stark, doch viele Menschen bleiben skeptisch.
Das Angebot stieg zuletzt stark, doch viele Menschen bleiben skeptisch.(Bild: Birbaumer Christof)

Das Auto als jahrzehntelang inszeniertes Muss
„Jahrzehnte haben viele Akteure daran gearbeitet, dass ein Auto vor dem eigenen Haus mit Freiheit, Routine und Sicherheit verbunden wird und es für 18-Jährige ein Statussymbol ist“, analysierte sie, während verlockende und stylische Auto-Werbungen auf die Leinwand im Kufsteiner Stadtsaal projiziert wurden.

Wenn das Lastenfahrrad zum Statussymbol wird
Für viele sei das Auto auch eine fahrende Partyzone (Cliquen und Musik) oder ein Kleiderschrank. Alle Alternativen werden – vor allem von traditionell angehauchten Gesellschaftsschichten – als unsicher und riskant wahrgenommen. „In meiner Heimatstadt Frankfurt hingegen“, erzählte die Referentin, „ist inzwischen ein Lastenfahrrad ein Statussymbol.“

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Veränderung beim Mobilitätsverhalten kann sich sehr gut anfühlen. In meinem Stadtviertel in Frankfurt ist nicht das Auto ein Statussymbol, sondern das Lastenrad.

Anna Scheffold

Touristiker können Öffi-Nutzung „vorleben“
Hier spannte Scheffold den Bogen zu den rund 120 anwesenden Touristikern: „Die eigene Emotion beeinflusst auch das Verhalten der Gäste.“ Bekanntlich bieten viele Tiroler Regionen sogar die kostenlose Öffi-Nutzung in Verbindung mit der Gästekarte. Häufig kommt es darauf an, dass der Vermieter davon und von den Vorteilen erzählt.

Haltestellen als wichtiger Puzzlestein
Dazu gehören gelungene Haltestellen – klingt kleinlich, aber Fabian Erhard (TVB Tiroler Oberland) und Lukas Krösslhuber (TVB Wilder Kaiser) konnten ein Lied von den Hürden singen. Etwa wenn die nötige Straßenbucht eine Sache des Landes ist, die Gemeinde für den Unterbau zuständig ist und der TVB seine Werbung platzieren will. Da ist das Reinigungs- und Müllproblem noch gar nicht geklärt.

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Wir verfügen über rund 20 Millionen Liter Altspeiseöl pro Jahr. Damit könnten wir 300 bis 500 Pistenraupen betreiben. Die Änderungen müssen aber weiter greifen.

Markus Mailer

Elektrische Öffis als die optimalste Variante
Markus Mailer, Professor für Mobilität an der Universität Innsbruck, nahm dann wieder die ganzheitliche Perspektive ein: Rund 50 Prozent der CO2-Emissonen entstehen bei der An- und Abreise. Insgesamt werden in Tirol jährlich 500 Millionen Liter Diesel verbrannt. Um Emissionen, Energieimport, Flächenverbrauch mit Staus und Lärm fast auf null zu stellen, bräuchte es fast ausschließlich öffentlichen Verkehr – elektrisch betrieben. „Dazu müsste es starke Impulse geben, denn niemand ändert sein Verhalten gerne.“

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