Sorge um die Branche

Immer mehr „Bart-Friseure“ und weniger Lehrstellen

Niederösterreich
06.09.2025 10:00

In Niederösterreich gibt es immer mehr Barbershops, die den traditionellen Friseurbetrieben Konkurrenz machen. Das größte Problem: Sie verringern die Lehrstellen im ganzen Land, weil oft nur eine Person im Laden arbeitet. 

Früher war alles besser, jedenfalls was das Thema „Haare“ betrifft. Als Daniel Daurer in den 2000er-Jahren einen Betrieb aufbaute, fand er noch leicht Lehrlinge. Heute ist das schon schwieriger.  Anfang August ist er der neue Spartenchef der Friseure in Niederösterreich geworden. Die Branche ändert sich ständig, allein schon, wenn neue Frisuren in Mode kommen.

Bartschneider statt Haarschneider
In den vergangenen Jahren setzten den Friseuren aber nicht nur wilde Schnitte zu: Hinzu kamen die Folgen der Pandemie, in der viele plötzlich gar nicht mehr die Haare schneiden lassen konnten. Und jetzt finden immer mehr alte Traditionsbetriebe keine Nachfolger mehr und müssen schließen. Zudem schieben auch zunehmend die „Bartschneider“ die Haarschneider vom Sessel.

Wiedergeburt eines alten Berufes
So genannte „Barbiers“ stammen eigentlich aus dem mittelalterlichen Orient. Seit 2010 erlebt das Berufsbild des Bart-Friseurs eine Wiedergeburt in Europa. Ein typischer Barbershop-Betreiber behandelt aber nur männliche Kunden. Er schneidet, frisiert und stylt Haare und Bart der Kunden – und das ist in Deutschland zum Beispiel kein „Handwerksberuf“. In Österreich unterliegen sie denselben gesetzlichen Bestimmungen wie Friseure, „aber da es sich oft um EPUs, also Ein-Personen-Unternehmen handelt, geht das Problem in eine ganz andere Richtung“, erzählt Daurer der „Krone“. 

Zitat Icon

Ich wünsche mir, dass die Bevölkerung wieder mehr schätzt, was Friseure alles leisten.

 Landesinnungsmeister Daniel Daurer

12 Euro statt 45 pro Herren-Schnitt
Werden Barber-Shops von der Wirtschaftskammer geprüft, werde zwar stets versichert, dass alle Mitarbeiter eine Friseurausbildung hätten. Dennoch bestehen laut Dorner Bedenken, „Ich kann mir nicht vorstellen, wie man für den gleichen Herrenschnitt nur zwölf Euro verlangen kann“, ärgert sich der 41-Jährige. Mit 15 begann er seine Lehre, und schon mit 21 legte er die Meisterprüfung ab. Entweder durch Barbershops oder auch durch „Hausbesuch“-Friseure fehlen aber heute Lehrstellen. 

„Es ist gar nicht so, dass junge Leute keine Friseurlehre mehr machen wollen. Oft fehlen einfach die Stellen. Wenn der nächste Friseur kilometerweit entfernt ist, weil im Ort alle zugesperrt haben“, bedauert der Branchensprecher. Niederösterreich sei aber ein „Friseur-Bundesland“, zeitweise gab es hier mehr Salons als in Wien. Dort nutzt vor allem eine junge, migrantische Zielgruppe die Barber. 

Neue Form der Ausbildung gefordert
Heute gibt es in Niederösterreich noch 2010 Friseurbetriebe, wovon laut Wirtschaftskammer 60 Prozent als EPU angemeldet sind. Es gebe aber Lichtblicke. Zeitweise wurde der Friseur in den vergangenen Jahren als „Mangelberuf“ eingestuft, seit heuer ist das zumindest in Niederösterreich nicht mehr so. „Aber die Ausbildung muss anders organisiert werden“, sagt Daurer. Er wünsche sich, dass so wie bei der Gastronomie der Beruf mehr in einer schulischen Ausbildung verankert werde.

Porträt von Anna Kindlmann
Anna Kindlmann
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