Appelle zur Eröffnung

Forum Alpbach: „Wie 1945 ein Neubeginn nötig“

Tirol
17.08.2025 18:00

Keine Trümmer wie damals, aber Europa muss sich „neu aufladen“. Dazu gehört die Wettbewerbsfähigkeit der Euregio, wurde beim Tirol-Tag in Alpbach klar. Am Sonntag wurde dort das 80. Europäische Forum eröffnet. Rund 4000 Teilnehmer werden bis 29. August im Bergdorf erwartet.

Der strömende Regen endete rechtzeitig – und so stand dem Landesüblichen Empfang im Herzen des Denker-Dorfes nichts mehr im Wege. Der neue Forum-Präsident Othmar Karas verband den Rückblick auf die Gründerjahre mit der Zukunft: „Ein Neubeginn wie 1945 ist notwendig. Wir dürfen nie aufhören, neu anzufangen.“ Sein Versprechen sei eine Offenheit gegenüber jedem Bürger, man müsse Vertrauen in die Zivilgesellschaft haben. Ein neues „Wir“ sei nötig.

Kompatscher, Juncker, Mattle, Fugatti und Totschnig (vorne, von links) beim Marsch vom ...
Kompatscher, Juncker, Mattle, Fugatti und Totschnig (vorne, von links) beim Marsch vom Dorfzentrum zum Congress.(Bild: APA/EXPA)

Applaus für deftigen Kompatscher-Vergleich
Weltpolitisch ist man davon weit entfernt, wie die täglichen Schlagzeilen zeigen. „Wir brauchen keine Freak-Show von Egomanen, sondern eine Politik der Werte. Das ist mehr als Deal-Making“, mahnte Südtirols LH Arno Kompatscher – viel Applaus.

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Wir brauchen keine Freak-Show von Egomanen, sondern eine Politik der Werte. Das ist mehr als Deal-Making.

Südtirols LH Arno Kompatscher

Auch LH Anton Mattle bemühte die Vergangenheit, um Optimismus zu zeigen: „Die Forum-Gründer glaubten daran, dass sich der europäische Kontinent wieder vereinen kann.“ Gerade die Euregio-Days beim Forum stünden für die besten Lösungen durch grenzüberschreitende Kooperation.

Gabriel Felbermayr sprach über kommunale Aufgaben in einer globalisierten Welt.
Gabriel Felbermayr sprach über kommunale Aufgaben in einer globalisierten Welt.(Bild: APA/EXPA)

Kleine Vorzeigeprojekte als ein Anfang
Beginnen müsse man im ganz Kleinen, dazu wurden danach im Congress Centrum auch Vorzeigeprojekte vorgestellt – etwa die Kooperation der Gemeinden Vils, Pinswang und Musau bei der Seniorenpflege. Generell bemühte man sich im Congress um Handfestes statt Pathos: Gabriel Felbermayr, Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung, sprach über Chancen auf kommunaler Ebene in einer immer verflochteneren globalen Welt.

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Die Europäische Union kann im globalen Wettstreit selbstbewusst auftreten, muss sich aber auf seine Werte besinnen.

Jean Claude Juncker, Ex-EU-Kommissionspräsident

Juncker appelliert an Selbstbewusstsein
Ein freudig empfangener Gast war Ex-EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker: „Die Europäische Union kann im globalen Wettstreit selbstbewusst auftreten, muss sich aber auf seine Werte besinnen. Mehr als Geld, Macht und Einfluss zähle, gemeinsam mehr zu erreichen als alleine.“ Und konkreter: Es brauche es eine europäische Verteidigungsunion, aber nicht auf Kosten von Entwicklungshilfe. Juncker glaubt, dass die EU in 30 Jahren eher ein Europa der Regionen als der Nationen und Brüssel sei.

Junge Köpfe mit den besten Ideen für unser Land
Beim Euregio-Award des Forums gab es heuer 44 Einreichungen. Innovative Ansätze und Lösungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Euregio verbessern – unter diesem Motto konnten sich unter 35-Jährige bewerben. „Dahinter stecken konkrete Projekte, die einen Mehrwert für die Region bringen“, betonte LH Anton Mattle.

Eva Casotti wurde mit ihrer Arbeit zur Quantenphysik ausgezeichnet.
Eva Casotti wurde mit ihrer Arbeit zur Quantenphysik ausgezeichnet.(Bild: Philipp)

Tirols Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler ergänzte: „Wir brauchen eine klare Wachstumsstrategie, die Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung vereint und gleichzeitig unsere regionalen Stärken nutzt. Die Euregio ist unser Multiplikator.“

Siegerprojekt mit Bezug zu Neutronensternen
Unter den sechs Finalisten für den bereits 14. Euregio-JungforscherInnenpreis setzte sich Eva Casotti von der Universität Innsbruck mit einer Arbeit zu Quantenphysik durch. Der zweite Platz ging an Elena Fogazzi von der Universität Trient, die drittbeste Arbeit hatte Julia Hoffmann von der Medizinischen Universität Innsbruck vorgelegt. Das Siegerprojekt ist für Laien freilich schwer begreifbar: „Supersolide und exotische Materienzustände“ werden beschrieben, letztlich können Neutronensterne damit besser „verstanden“ werden.

Martin Schwarz und Eva Littringer überzeugten mit einem medizinischen Startup-Unternehmen.
Martin Schwarz und Eva Littringer überzeugten mit einem medizinischen Startup-Unternehmen.(Bild: Philipp)

Beim Euregio-Innovationspreis konnte das Unternehmen RevIVe Medtech GmbH aus Kufstein mit einem Projekt zur medizinischen Therapie die Fachjury vollends überzeugen. Auf die Plätze zwei und drei kamen die beiden Unternehmen B2 Labtech Srl aus Rovereto (Trentino) und wiegon GmbH aus Landeck.

Das Sieger-Duo Martin Schwarz und Eva Littringer arbeiten in einem Startup-Unternehmen, das die intravenösen Therapien verändern möchte – mit einem auch für Laien sicher zu bedienendem Gerät.

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