Übergriffe in sozialen Medien nehmen rapide zu – so auch die Straftaten. Der Verein Neustart setzt mit dem Programm „Dialog statt Hass“ gezielt bei den Tätern an.
Internetkriminalität und „Hass im Netz“ nahmen in den vergangenen Jahren und Monaten rapide zu. Nicht nur Kriminalisten sehen sich mit immer mehr solchen Delikten und Verbrechern konfrontiert, auch das Leid der Opfer wird stetig schlimmer. Denn in der Anonymität des World-Wide-Web fühlen sich die Täter oft sicher. Vor allem auch die physische wie psychische Gewalt gegen andere Religionen oder Weltanschauungen steigt massiv. Allein hier verdoppelten sich die Straftaten innerhalb eines Jahres. Auch der Verein Neustart sieht aufgrund der Entwicklungen allen Grund zum Handeln: Denn nach dem jüngsten Lagebericht zu „Hate Crime“ der heimischen Exekutive stieg die Zahl der erfassten vorurteilsmotivierten Straftaten im Jahr 2024 von 5668 auf 6786 – davon 1063 in Niederösterreich. Denn stärksten Zuwachs verbuchen weltanschaulich motivierte Delikte.
„Wir erleben eine Verschiebung von Feindbildern in diesem Bereich. Es wird vermehrt nicht mehr nur gegen einzelne Gruppen mobilisiert, sondern gegen politische, religiöse oder gesellschaftliche Überzeugungen insgesamt. Die aktuellen Krisen der letzten Jahre und die damit einhergehende Polarisierung befeuern diese Dynamik. Problematisch sehen wir auch, dass dieses Klima im Netz das Potenzial für Übergriffe im realen Raum beträchtlich erhöhen kann“, erklärt Alexander Grohs, Leiter des Vereins Neustart in NÖ.
Social Media lebt von Emotionen, die gezielt eingesetzt werden, um zu radikalisieren und zu extremistischen Überzeugungen zu führen. Es ist nicht leicht, da wieder herauszukommen.

Alexander Grohs, Leiter des Vereins Neustart in NÖ
Bild: Neustart
Der Verein unterstützt Straffällige bei der Resozialisierung und betreut im Rahmen der Bewährungshilfe Erwachsene und Jugendliche nach Verurteilungen aufgrund von Hassdelikten. Gerade hier spielen Soziale Medien eine Schlüsselrolle: Hemmschwellen werden schneller überwunden oder sind gar nicht erst vorhanden. Dadurch kann es schnell zu einer Radikalisierung kommen.
Intensive Gespräche und Intervention
Genau hier wird angesetzt: Mit dem Programm „Dialog statt Hass“ setzt der Verein Neustart bei durch die Justiz zugewiesenen Personen an, die Hass im Internet verbreitet haben. Durch „Normverdeutlichung und Stärkung der Medien- sowie Diskussionskompetenz sowie intensive Gespräche“, wie Grohs erklärt. Und die Erfahrung aus der Praxis zeigt: 90 Prozent der Klienten werden sich ihres Fehlverhaltens bewusst. „Viele Täter sind sich zu Beginn der Beratung der Übergriffe gar nicht bewusst, da sie meist nicht direkt mit dem Leid der Opfer konfrontiert sind. Sie nehmen ihr Verhalten gar nicht als problematisch war“, hält Grohs fest.
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