Tausende Euro Schaden

Streit um vernachlässigte Hunde landet vor Gericht

Tierecke
20.08.2025 12:00

Einst waren sie freundschaftlich verbunden. Doch dann kam es zu einem Streit zwischen Hundezüchterin Elisabeth P. aus Klosterneuburg und einem Kollegen aus der Slowakei. Es ging um eine angeschlagene Hündin, einen kranken Welpen und viel Geld. Um letzteres wird heute noch gestritten. 

Elisabeth P. hält seit Jahren und mit viel Liebe und Leidenschaft Englische Setter. Sie ist gemeinsam mit einer Freundin als Züchterin beim Österreichischen Kynologenverband gemeldet und fährt mit ihren Hunden regelmäßig auf Ausstellungen im In- und Ausland. Genau bei einer solchen kam es zu einer Begegnung mit einem slowakischen Kollegen. „Er ist mir dort sehr charmant begegnet, hat mich zu sich eingeladen. Die Hundehaltung bei ihm wirkte gut, bis auf die Tatsache, dass seine Hündin etwas abgehaart war“, erinnert sich die Unternehmerin.

Züchterin berichtet von Abmachung
Der Kontakt zwischen den beiden intensivierte sich – der slowakische Züchter ließ Elisabeth P. seine Hündin für ihn ausstellen und fragte schließlich im Jahr 2023 an, ob ihr Rüde diese auch decken könne. Die Klosterneuburgerin sagt, dass es eine klare, mündliche Abmachung gegeben habe: „Einen Welpen sollte ich statt einer Deckgebühr bekommen. Bereits davor hatte er mir zugesagt, dass er mir die Hündin ohne Gegenleistung überlassen würde, wenn er sie aus Zeitgründen nicht mehr betreuen kann.“

Die Kommunikation zwischen den beiden Parteien lief stets in einfachem Englisch, einige Whatsapp-Verläufe und E-Mails wurden der „Krone“ vorgelegt. Der slowakische Züchter reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Schwieriger Start ins Welpenglück
„Wir einigten uns, aber es dauerte lange, bis die Hündin überhaupt läufig wurde. Herr K. war dann schon sehr ungeduldig und hat mir das Tier quasi vor die Tür geworfen“, sagt Elisabeth P.. Drei Tage später habe sie „Dusty“ dann gedeckt wieder zu ihm zurückgebracht, und wiederum drei Wochen später habe es so ausgesehen, als wäre der Akt erfolgreich gewesen. „Erst hieß es, sie wäre mit mehreren Welpen tragend, dann war es doch nur einer. Ich sagte ihm gleich, dass nach meiner Erfahrung Einlingsgeburten schwierig sein können und bot ihm an, die Betreuung zu übernehmen. Das wollte er allerdings nicht.“

Nach der Geburt wurde es kritisch
Am 28. Mai dann die Nachricht per Whatsapp: Der Welpe sei geboren worden, aber die Mama aggressiv. „Ich machte mich dann um 21 Uhr abends noch auf den Weg in die Slowakei – als ich ankam, hat der Kleine gebrüllt wie am Spieß und war unterkühlt, die Mutterhündin war in einem Zwinger alleine eingesperrt“, gibt Elisabeth P. an. Er übergab ihr und einer Freundin beide Hunde, gemeinsam fuhren die Frauen dann kurzerhand zurück nach Wien. Das Ziel: Die Veterinärmedizinische Universität. „Dort kamen wir um zwei Uhr früh an. Das Ergebnis: Die Mama war in gutem Zustand, der Welpe brauchte Glukose.“

Nur drei, vier Stunden später wäre er ohne Behandlung aber tot gewesen. Auch der Bericht der Veterinäre liegt der „Krone“ vor. Die Züchterin schaffte es schließlich, den kleinen „Montgomery“ zu Hause aufzupäppeln.

„Monty“ als Welpe im Größenvergleich mit einem Stoff-Artgenossen.
„Monty“ als Welpe im Größenvergleich mit einem Stoff-Artgenossen.(Bild: zVg)

Beide Hunde eingefordert
Nach dem ersten Schock war für Elisabeth P. klar: Sie will die Hunde behalten. Der Welpe stünde ihr als „Deckgebühr“ ohnehin zu. Doch Herr K. hatte anderes im Sinn – zum großen Schock der Züchterin forderte er beide Tiere ein. „Er wollte mir nur etwas für die Pflege der Hündin zahlen. Da Monty aber fast gestorben wäre, kam es für mich nicht infrage, ihm die Tiere wieder zu überlassen. Schließlich forderte er, ich solle 4000 Euro zahlen, damit ich die zwei behalten kann. In einem von ihm aufgesetzten Kaufvertrag war die Rede davon, dass beide Tiere bei bester Gesundheit seien, was ja ganz offensichtlich nicht so war.“

„Ich zahlte auch aus Angst“
Elisabeth P. ließ ihrerseits einen Kaufvertrag mit Gerichtsstand Wien aufsetzen: „Ich habe Angst vor ihm gehabt und wollte einfach meine Ruhe haben. Ich stimmte also zu, unter der Bedingung, dass er die Dokumente nachzutragen habe. An der Grenze trafen wir uns - dort stand er dann mit einem Begleiter, ich fühlte mich eingeschüchtert. Wir tauschten Geld gegen einen Teil der Dokumente. Er sagte nur kühl ‘that‘s business‘.“

Hunde bis heute angeschlagen
Der Weg ist aber bis heute kein leichter: Der kleine „Monty“ hatte anfangs einen Wurmbauch und kam nicht zur Ruhe. Da er erst 20 Stunden nach der Geburt bei seiner Mutter säugen konnte, fehlte ihm das sogenannte Kolostrum, die wichtige Milch der ersten Stunden. Heute ist der Rüde immer noch ängstlich und geräuschempfindlich, hat kein stabiles Immunsystem, aber immer wieder schwere Verdauungsprobleme und Magengeschwüre.

Elisabeth P. macht dafür seinen schweren Start und die Bedingungen seiner Zucht verantwortlich. „Das bestätigen auch der Tierarzt und eine von mir konsultierte Kinesiologin. Auch seine Mama hatte schwerste Durchfälle, war ungepflegt und schlichtweg nicht auf die Trächtigkeit vorbereitet worden.“

Anwalt räumte Klage gute Chancen ein
Aufgrund der hohen Tierarztkosten und des großen Ärgers schaltete Elisabeth P. schließlich doch noch ihren Anwalt ein. Sie ficht den Kaufvertrag an und fordert 2000 Euro Deckgebühr zurück. „Auf Basis seiner schriftlichen Zusage, die Pflege zu zahlen, will ich zusätzlich knappe 200 Euro Kostenersatz und eine Begleichung der Tierarztrechnungen, das sind 5000 Euro, plus Anwaltsgebühren.“ Nach einer von Herrn K. ignorierten Zahlungsaufforderung, reichte sie schließlich Klage ein, auch ihr Anwalt rechnete ihr gute Chancen aus.

Fingerzeig bei der Gerichtsverhandlung
Zu Elisabeth P.s großer Überraschung tauchte Herr K. tatsächlich zum Gerichtstermin auf, der gerade erst in Wien stattfand. Sie erzählt: „Er kam alleine zu Anhörung und gab an, kein Englisch oder Deutsch zu sprechen.“ Die Klage wurde tatsächlich abgewiesen – Herr K. soll seine Stellungnahme übersetzen lassen und die Gerichtsverhandlung in Bratislava stattfinden. „Beim Rausgehen hat er mir die Faust und den Finger gezeigt“, sagt Elisabeth P., deren Rechtsschutzversicherung hinter ihr steht.

„Mein Fall hat niemanden interessiert“
Ob und wann der Rechtsstreit in die nächste Runde geht, ist noch ungewiss. Elisabeth P. ist es aber wichtig, ihre Geschichte zu erzählen. Auch Kritik an den Behörden übt sie, denn: „Das Pedigree der Hündin wurde mir ja zunächst nicht ausgehändigt und ich bin damals in meiner Notlage unerlaubt mit den beiden Hunden über die Grenze.“ Pflichtbewusst meldete sie das dem Amtstierarzt, doch dieser habe sie nicht einmal zurückgerufen. Es gelang nur mit viel Mühe, den Welpen überhaupt ordnungsgemäß eintragen zu lassen, behilflich waren ihr dabei der ÖKV und der slowakische Kynologenverband. „Die Tierschutzrelevanz meines Falles hat aber niemanden interessiert“, sagt sie enttäuscht.

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