Stadtführung mit Pfiff

Was man schon immer über Neunkirchen wissen sollte

Niederösterreich
15.06.2025 16:00

Löschkübel unter dem Balkon, ein Bezirksgericht in faschistischer Architektur oder Brezen an den Hausfassaden? Die beiden Historiker Vanessa Staudenhirz und Benedikt Müller haben es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Winkel von Neunkirchen zu ergründen und ihr Wissen bei Stadtführungen weiterzugeben

Die spannende Tour beginnt am Hauptplatz vor dem Rathaus. 1945 stand es – so wie auch die Steinfeldvolksschule und das NSDAP-Parteigebäude in der Triesterstraße in Brand. Dieser wurde von den Nazis selbst gelegt, denn es befanden sich sämtliche Mitgliedsakte der NSDAP in diesen Räumlichkeiten. „Und als die Russen kamen, sollte niemand wissen, wer hier Mitglied war“, erklärt Wallner.

Brunnennachbau statt Original
Hat man vielleicht in der Volksschule im Sachunterricht gut aufgepasst, dann weiß man als Neunkirchner, dass sich der gotische Originalbrunnen, der früher am Hauptplatz stand, im Jahr 1868 aus Geldmangel an den Grafen Hoyos verkauft wurde. Seitdem steht er im Schloss Rosenburg am Kamp. Der Brunnen wurde – trotz mehrmaliger Versuche – nie zurückgegeben, dafür steht seit 1991 ein originalgetreuer Nachbau vor der Palmersfiliale.

Neu für die interessierten Teilnehmer der Gruppe war, dass früher mitten am Hauptplatz ein Pranger stand. „Hier wurden beispielsweise Leute wegen staudenhirzerischem Verhalten angeprangert“, erklärt Vanessa Staudenhirz mit Verweis auf ihren eigenen Namen. Was das sei? „Hinterfotziges Verhalten und Getratsche“, erklärt sie dazu.

Was auch kaum jemand weiß - Neunkirchen wurde früher das „Dorado“ der Müller genannt. Denn vor der Industriellen Revolution gab es hier etwa 35 Mühlen. Dementsprechend hoch war auch die Anzahl der Bäcker. Dies erkennt man daran, dass an vielen Fachwerkshäusern noch immer das Symbol der Brezel zu sehen ist.

Spannend wird es, wenn man die Neunkirchner Passage betritt – dabei handelt es sich um eine ehemalige Kutscheneinfahrt. Spaziert man weiter in den Innenhof, sieht man rote Eimer an Holzstangen unter dem Balkon des ehemaligen Lokals „Brunnenstöckl“ hängen. Dabei handelt es sich um Löschkübel. „Brach ein Feuer aus, wurden die Kübel geschnappt, eine Löschkette gebildet und rasch Wasser vom Marktbrunnen geholt“, erklärt Wallner. Denn eine richtige Feuerwehr gab es in Neunkirchen erst seit 1867.

Die Hohe Brücke war früher ein beliebtes Postkartenmotiv.
Die Hohe Brücke war früher ein beliebtes Postkartenmotiv.(Bild: Doris_SEEBACHER)
Das Bezirksgericht wurde dem faschistischen Stil Mussolinis nachempfunden.
Das Bezirksgericht wurde dem faschistischen Stil Mussolinis nachempfunden.(Bild: Doris_SEEBACHER)
Benedikt Wallner und Vanessa Staudenhirz (li.) versprechen eine äußerst spannende und ...
Benedikt Wallner und Vanessa Staudenhirz (li.) versprechen eine äußerst spannende und kurzweilige Stadtführung in Neunkirchen.(Bild: Doris_SEEBACHER)
Die interessierten Teilnehmer erfahren, was es mit den Brezen auf einigen Hausfassaden auf sich ...
Die interessierten Teilnehmer erfahren, was es mit den Brezen auf einigen Hausfassaden auf sich hat.(Bild: Doris_SEEBACHER)
Im ehemaligen „Kuckuck“ wurde immer schon gerne gefeiert. Früher war es das Zunftshaus der ...
Im ehemaligen „Kuckuck“ wurde immer schon gerne gefeiert. Früher war es das Zunftshaus der Viehhalter. (Bild: Doris_SEEBACHER)
Diese roten Kübel wurden früher zum Feuerlöschen verwendet.
Diese roten Kübel wurden früher zum Feuerlöschen verwendet.(Bild: Doris_SEEBACHER)

Im Kuckuck wurde auch früher schon „gebiberlt“.
Das ehemalige Lokal „Kuckuck“ in der Herrengasse kennen die meisten als DAS Kultlokal von Neunkirchen. Früher war dieses Gebäude jedoch das Zunftshaus der Viehhalter. „Das war eine sehr angesehene Zunft, deshalb ist das Gebäude auch so prunkvoll“, erklärt Staudenhirz und verweist darauf, dass hier auch schon früher das eine oder andere Gläschen gehoben wurde.

Auch ein sehr spannendes Detail – das Bezirksgericht und die ehemalige Bezirksbauernkammer wurden 1937 errichtet und der faschistischen Architektur Mussolinis nachempfunden. Das Symbol des Ständestaates – ein Doppeladler mit Heiligenschein – prangt noch heute am Gebäude.

Zu guter Letzt spazieren die beiden Reiseführer mit ihrer Gruppe dann noch über die „Hohe Brücke“ in der Seebensteiner Straße, einem früher äußerst beliebten Postkartenmotiv – und auch heute noch sehr idyllisch.

Interesse? Anmeldungen sind unter: +43 2635 61147 oder per E-Mail an museum@neunkirchen.gv.at möglich. Termine können auch individuell ausgemacht werden.  https://www.neunkirchen.gv.at/Bildung_Kultur/Staedtisches_Museum

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