„Krone“-Interview

Benedikt Kalcher: „Ausrasten hat Spaß gemacht“

Unterhaltung
26.05.2025 06:00

In der Nerd-Komödie „Heribert“ (20.15 Uhr, ORF 1) spielt Jungtalent Benedikt Kalcher ebenjenen Programmier-Nerd, der mithilfe eines App-Pitches bei der Linzer Ars Electronica aus seinem faden Helpdesk-Job geraten möchte. Nicht gerechnet hat er dabei mit Start-Up-Star Rutger Stix (Rafael Gareisen), der Influencerin Luna (Caro Cult) und seinen Gefühlen für Franz (Safira Robens). 

„Krone“: Benedikt, in der Komödie „Heribert“ spielst du die Rolle des Heribert Zocher. Ein Computernerd, der in einem faden Helpdesk-Job feststeckt, aber durch verschiedene Umstände und Zufälle plötzlich in der App- Entwicklungsbranche konkurriert. Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet und was hat dich besonders daran gereizt?
Benedikt Kalcher:
 Mich hat der inhaltliche Rahmen an der Rolle gereizt. Mit Regisseur Andreas Schmied habe ich schon bei „Klammer – Chasing The Line“ zusammengearbeitet und er kam auf mich zu und sagte, dass er ein spannendes Aufgabengebiet für mich hätte. Ich las mir das Drehbuch durch und wir haben uns darüber unterhalten. Ich war da gerade mit der Schauspieluni fertig und es klang nach einem spannenden Projekt, an dem man sich gut abarbeiten und von dem man viel lernen kann – so war es am Ende des Tages auch. Die Rolle war eine schöne Herausforderung.

Wie schaut es bei dir selbst in puncto Digitalismus aus? Bist auch so ein Programmier-Nerd wie Heribert oder ist die Realität ganz anders?
(lacht) Ich bin leider gar kein Nerd. Ich habe Freunde, zu denen ich gehe, wenn ich Probleme mit dem iPad habe – mein technisches Wissen ist suboptimal. Immerhin bin ich bei ChatGPT angekommen und verwende das gerne, aber sobald etwas im Argen liegt und nicht funktioniert, stehe ich sehr schnell an.

Im Film wird ganz ordentlich mit technischen Fachbegriffen herumgeworfen. Da hast du sicher auch schon einiges dazugelernt …
Das Textlernen hat Spaß gemacht. (lacht)

Heribert neigt gerne zum Jähzorn und ist nicht immer die Ruhe selbst. War das besonders lustig zu spielen?
Auf jeden Fall. Heribert dampft eigentlich die ganze Zeit, das ist ein bisschen seine Person. Das große Thema des Films ist, dass alle Figuren loslassen und durchatmen sollen, damit es dann besser geht. Bei Heribert wurde das auf die Spitze getrieben und Andreas Schmied hat mich dazu animiert, mich da voll reinzuhängen. Es gibt da diese Absurdität des Gefühls, dass man gerade überhaupt nicht aus seiner Haut raus kann – das zu spielen war sehr spannend. Die Ausraster haben wir vor Publikum gespielt. Es war da ein ganz spezielles Knistern im Raum zu spüren.

Heribert wird im Laufe des Films immer extrovertierter und geht zunehmend aus sich raus. Hat es dir Spaß gemacht, diese Typveränderung zu zeigen?
Es war eine schöne Reise. Oder anders gesehen: Der Anfang von einem Weg, den wir in den 90 Minuten sehen.

Benedikts Mutter frönt der Bodenständigkeit – versteht sich aber gut mit der deutschen Influencerin Luna.
Benedikts Mutter frönt der Bodenständigkeit – versteht sich aber gut mit der deutschen Influencerin Luna.(Bild: ORF)

Der Film verharrt auch nicht ausschließlich im Digitalismus. Heribert ist in Franzi verliebt, es gibt immer wieder zarte und vor allem analoge Annäherungsversuche. Wolltet ihr mit dieser Side-Story einen bewussten Kontrapunkt zum Nerdigen setzen?
Das stimmt sicher. Ein guter Begriff dafür ist Gegenpol. Die Personen im Film sind so stark in ihrer digitalen Welt verhaftet, dass sie dabei vergessen haben, auf sich selbst zu achten. Der Weg zum Selbstfindungsprozess ist mir persönlich über den Weg der Liebe am leichtesten gefallen. Daher war es für mich klar, dass parallel dazu eine Liebesgeschichte laufen muss, damit bei den Personen eine gewisse Erdung entsteht, um sich finden zu können. Man sieht dann auch gut, was Heribert für Franzi tut oder nicht tut und was sie ihm wert ist.

Der Film wurde vor gut drei Jahren in Linz gedreht und die Ars Electronica ist ein sehr wichtiger Teil der ganzen Handlung. Hätte man „Heribert“ auch in Wien oder Graz drehen können?
Linz war als Drehstadt notwendig, weil es gut gepasst hat. Dort spielt bei uns eine kleine, aber extrem gut vernetzte Tech-Szene, die glaubt, sie wäre groß und global, aber eigentlich in einem sehr kleinen Kosmos stattfindet. Dahingehend hat Linz Sinn gemacht.

Habt ihr eng mit dem Team der Ars Electronica zusammengearbeitet?
Das ist eher eine Frage für das Produktionsteam. Wir haben aber im Ars-Electronica-Gebäude gedreht und durften die Räumlichkeiten und ihr technisches Equipment nutzen. Daraus sind sehr schöne und beeindruckende Bilder entstanden.

Heribert muss im Film die App als Anführer seine Gang pitchen – also vor anderen verkaufen. Daran erkennt man gut, wie er sich öffnen muss und die Figur sich zunehmend nach außen wendet.
Wir springen aber nicht ruckartig. Es ist nicht so, dass er anfangs wahnsinnig verkrampft ist und dann zur freien Seele wird. Es wird alles Nuance um Nuance offener. Er redet offen vor Menschen und ist einigermaßen schlagfertig, aber so ganz hat er mich noch nicht erwischt. (lacht) 

Es ist immer riskant, ein so junges und digitales Thema für das Publikum des linearen Fernsehens zugänglich zu machen. Gab es da viele Überlegungen, wie man das Projekt passend, aber authentisch umsetzen kann?
Das war das Schöne an dem Projekt. Andreas gab uns einen Raum, in dem wir uns ausprobieren konnten und einfach gemacht haben. Das war unabhängig von der Frage, was jemand von uns erwartet oder was sich Leute denken können – wir wollten einfach den größtmöglichen Spaß an der Arbeit. Im Spiel haben wir nicht viel darüber nachgedacht, sondern einfach vertraut.

Gab es Diskussionen darüber, wie viele Fachbegriffe und „denglische“ Ausdrücke man reinnehmen kann, ohne die Leute komplett zu verwirren?
Dieses Thema wurde am Set tatsächlich häufig besprochen. Irgendwann waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch Deutsch reden. (lacht) Wir haben da ein bisschen geschichtet. Dinge raus- und reingenommen, bis es dann gepasst hat.

Wie war denn die Stimmung am Set? Du und deine Mitstreiterinnen sind ungefähr im gleichen Alter und es wirkt alles sehr natürlich und gelöst in der filmischen Umsetzung.
Das war wirklich schön, weil wir alle sehr frei miteinander drehen konnten. Wir haben uns von Anfang an super verstanden und der Film ist in der Darstellung durchaus absurd. Wenn man dann so etwas Absurdes zusammen erlebt, verbindet das über die bloße Komik der Sache. Wir hatten gemeinsam am Set Riesenspaß und durchgehend eine gute Zeit. Für die deutschen Darsteller hat sich eine Art „Österreich-Faszination“ ergeben, weil manche dann sogar nach Wien gezogen sind.

Der Linzer Start-Up-Durchstarter Rutger Stix hat zumeist Übles im Sinn.
Der Linzer Start-Up-Durchstarter Rutger Stix hat zumeist Übles im Sinn.(Bild: ORF)

Was hat dir an der Rolle des Heribert Zocher am meisten Spaß gemacht?
Die Ausraster. Das war schon sehr witzig. Sich da so reinlegen zu können, war wirklich aufregend. Ich habe durch diese Rolle eine neue Faszination für meinen Beruf entwickelt. Genauer und in den Figuren noch nuancierter zu werden. Wenn du vier Jahre lang auf die Schauspielschule gehst, dann lernst du zwar, wie das Handwerk funktioniert, aber erst wenn du draußen bist, spürst du, wie man es anwendet und praktisch umsetzt. Für mich war der Film der Startpunkt um zu merken, wer bin ich als Schauspieler und wie arbeite ich. Diese Reise ging dort los – aber der Tech-Branche habe ich danach entsagt.

Kann man die Story von „Heribert“weiterziehen?
Ich weiß nichts von einer Fortsetzung und drei Jahre nach dem Dreh wäre es in der Zwischenzeit sicher auch zum Thema geworden. Es stellt sich immer die Frage, welche Geschichten man aus- oder weitererzählen muss und das ist in dem Fall wohl nicht so gegeben.

Hat dir das Wissen, dass du wieder mit Andreas Schmied arbeiten kannst, den Zugang zur und die Umsetzung der Rolle am Ende erleichtert?
Absolut. Es gab ein richtig gutes Gespräch, bevor der Casting-Prozess überhaupt losging. Andreas schafft es sehr gut, für Spielende ein Set zu schaffen, in dem sie frei sein und machen können. Er steht hinter dem, was daraus passiert und das finde ich beeindruckend. Das erschafft eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre und dementsprechend hat mich das Projekt immens motiviert.

Über Influencer und digitale Selbstdarsteller kann man sich relativ schnell lustig machen - liegt die wahre Kunst aber darin, das nicht zu plakativ zu tun?
Bei dieser Thematik bewegt man sich tatsächlich auf Messers Schneide. Es kann jeder für sich selbst beurteilen, ob das am Ende funktioniert hat oder nicht. Wir hatten jedenfalls eine schöne Zeit und es war eine tolle Aufgabe.

Was steht bei dir in nächster Zeit sonst noch so alles an? Wo wird man dich denn sehen können?
Die Zukunft sieht wirklich aufregend auf. Über vieles darf ich noch nicht sprechen, wohl aber darüber, dass ich mit Simon Verhoeven den Kinofilm „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ drehen werde, auf den ich mich sehr freue. Zudem haben wir gerade die letzte Staffel „Ku’Damm 77“ fertiggedreht und dann stehen noch einige andere Dinge an, auf die mich richtig freue.

Du weißt doch bestimmt auch, dass es in Wien neue „Tatort“-Kommissare braucht?
Das ist eine sehr interessante Information. (lacht) Ich spreche mal mit meiner Agentin. „Tatort“ ist eine Institution im deutschsprachigen Fernsehen – das wäre definitiv eine Ehre.

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