Leben wird teurer

AK-Präsident Wieser: „Es geht sich nicht mehr aus“

Niederösterreich
13.04.2024 05:50

Das Leben wird teurer, die Steuerlast ist Gesprächsthema. Die „Krone“ sprach mit Arbeiterkammer-Präsident Markus Wieser aber auch über die Zukunft des Jobmarktes.

„Krone“: Herr Präsident Wieser, Miete, Energie, Lebensmittel, Pendeln – alles wird teurer. Können sich die Arbeitnehmer in Niederösterreich das Leben noch leisten?
Markus Wieser: Es wird für die 600.000 Beschäftigten immer schwieriger. Es gibt Menschen, die haben im März vor einem Jahr 540 Euro Miete bezahlt, im Dezember waren es dann 970 Euro. Ich habe Finanzminister Magnus Brunner geschrieben, dass wir hier mit einem Bündel an Maßnahmen helfen müssen.

Wurde erst in den vergangenen Jahren alles teurer?
Es begann eigentlich 2007 mit der Finanzkrise. Seither gab es viele Krisen, die bewältigt werden mussten. Aber es geht nicht, dass Arbeiter und Angestellte da alleine die Rechnung zahlen – das geht sich nicht mehr aus!

Ein zweites wichtiges Thema: Werden bald Maschinen statt uns arbeiten?
Zur Einordnung: An rund 60 Prozent der bundesweiten Wertschöpfung ist der Mensch beteiligt, 40 Prozent kommen aus der Robotik, erledigen Maschinen, die künstliche Intelligenz oder andere Systeme. Die Steuern und Abgaben kommen aber von diesen 60 Prozent, das muss sich ändern.

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Die Welt ändert sich, und das muss auch bei den Steuern und Abgaben und der Finanzierung von Sozialversicherung, Arbeitslosen- und Krankengeld berücksichtigt werden.

AK-NÖ-Präsident Markus Wieser

Also eine – schwer umstrittene – Maschinensteuer?
Nein, ein faires System, das die neuen Technologien beinhaltet und berücksichtigt. Vor 70 Jahren war die menschliche Arbeitskraft noch für 90 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. Die Welt ändert sich, und das muss auch bei den Steuern und Abgaben und der Finanzierung von Sozialversicherung, Arbeitslosen- und Krankengeld berücksichtigt werden.

 Die Steuerlast wird ja gerade heiß diskutiert ...
80 Prozent der Steuern werden von Arbeitnehmern bezahlt. Da zeigt sich schon ganz genau, wer die Finanzlast schultert.

Wie viel Arbeit leisten wir in Niederösterreich?
Seit 2013 wurde in Österreich 120 Millionen Arbeitsstunden weniger gearbeitet als in den Jahren zuvor. Dabei gibt es 350.000 Beschäftigte mehr. Das zeigt, dass mehr Menschen in Teilzeit oder weniger arbeiten.

Ist Teilzeit also beliebt und das neue Arbeitsmodell? 
Oft nicht. Aber um mehr Menschen eine Vollzeitarbeit zu ermöglichen, muss die Kinderbetreuung an den Nachmittagen stark ausgebaut werden. Auch das Pendeln sollte spürbar entlastet werden, zum Beispiel durch einen Absetzbetrag für alle.

Wohin soll sich Niederösterreich entwickeln?
Wichtig ist, dass Betriebe ins Land gezogen werden. Dafür müssen in den Regionen weitere Anreize geschaffen werden. Da ist in der letzten Zeit leider wenig passiert. Wichtig ist auch, dass wir neue Chancen für die traditionelle Facharbeit schaffen. Wir unterstützen das mit Berufsorientierungsangeboten und Kursen.

Wandern große Unternehmen nicht eher ab?
Wenn wir in Land auf Qualität setzen, dann nicht. Das Land hat einiges zu bieten. Auch das Fachpersonal kann im internationalen Vergleich Enormes bieten.

Derzeit laufen die Arbeiterkammerwahlen. Ihr – unpolitischer – Tipp?
Mein unpolitischer Tipp: Ob im Betrieb oder mit Wahlkarte unbedingt wählen! Denn jede Stimme ist ein Fundament für die Arbeitnehmervertretung.

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