Bilder und Schilderungen eines jungen Mannes aus Niederösterreich sorgen für ein ungutes Gefühl. Er wurde Ende März anscheinend von einer Spinne gebissen - sein gesamtes Bein schwoll daraufhin an und schmerzte. Die Diagnose vom Arzt: Der Biss einer Dornfingerspinne sei schuld an der Misere. Doch wie gefährlich sind Spinnenbisse tatsächlich?
Das Beruhigende gleich vorweg: Für den Menschen gefährliche Spinnen kommen in Österreich selten vor. Zudem sind es scheue Tiere. „Üblicherweise beißen sie nur, wenn sie sich bedroht fühlen“, sagt der Kurator der Sammlung Arachnoidea im Naturhistorischen Museum Wien, Christoph Hörweg.
Spinnenbiss wird oft verwechselt
Wie oft es tatsächlich zu Spinnenbissen kommt, ist allerdings unklar. „Viele Leute glauben, von einer Spinne gebissen worden zu sein. Doch rein wissenschaftlich gesehen, wäre es nur ein Spinnenbiss, wenn man die Spinne dabei beobachtet bzw. sogar eingefangen hat, damit ein Experte bestätigen kann, es war wirklich eine Spinne.“ Viele Faktoren würden die Dokumentation erschweren. So müsse man auch wissen, wann welche Spinne überhaupt Saison hat. Oft würden Stiche oder Bisse anderer Insekten für einen Spinnenbiss gehalten werden.
Ob der junge Mann in Niederösterreich tatsächlich von einer Dornfingerspinne gebissen wurde, kann also nicht eindeutig verifiziert werden.
Dennoch: Die meisten der seltenen Spinnenbisse, die man in Österreich verzeichnet, sind auf den Haus- bzw. Ammen-Dornfinger zurückzuführen. Diese sind eine der wenigen heimischen Spinnen, die mit ihren Kieferklauen die menschliche Haut durchdringen und denen wir auch tatsächlich begegnen können. „Theoretisch könnte auch eine Wasserspinne zubeißen, aber mit diesem Exemplar kommt man nahezu nie in Kontakt“, so Hörweg.
Zehn verschiedene Dornfingerarten verzeichne man in Österreich, die wiederum unterschiedliche Lebensräume haben. Den Ammen-Dornfinger treffe man erst im Spätsommer sehr oft in sogenannten „Gstettn“ an, während der Hausdornfinger bereits ab Mai und auch in den Häusern zu finden sei. Beim Grünen Dornfinger gäbe es erste Funde bereits im März, etwa in Halbtrockenrasen, so Hörweg.
Symptome ähneln Wespenstich
Die Symptome eines Bisses des Ammen-Dornfingers sind ähnlich wie die eines Wespenstiches. Anfänglich starker Schmerz, der einige Stunden anhalten kann. Im Verlauf können Rötungen, Juckreiz, Schwellungen und ganz selten Übelkeit entstehen. „Nach 24 Stunden sollte man eigentlich gar nichts mehr spüren und beim Hausdornfinger ist der Biss gar nicht so extrem“, so Hörweg, „öfters spielen dann bakterielle Sekundärinfektionen eine größere Rolle.“
Giftige Bananenspinne in heimischen Supermärkten?
Zu Recht fürchte man sich vor der brasilianischen Wanderspinne, die aber, wie der Name bereits verrät, nur (bzw. hauptsächlich) in Brasilien vorkommt. In Niederösterreich kam es nach einer vermeintlichen Sichtung der sogenannten Bananenspinne zur Schließung eines Supermarktes. Hier sieht Hörweg aber nur wenig Grund zur Sorge: „Der Großteil der Bananen, die aus der EU kommen, kommen nicht aus Brasilien, sondern aus Costa Rica oder Ecuador. Dort gibt es teilweise verwandte Arten, die aber für den Menschen nicht so gefährlich sind.“
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