Die Erleichterung war den beiden angeklagten Schleppern bei der Urteilsverkündung anzusehen. Als sie hörten, dass sie sogar nach Hause gehen dürfen, flossen bei den jungen Männern Tränen. Die Rumänen, die offenbar für einen Schlepperring Autos anmieteten und dann verschwinden ließen, hatten - wohl aus Angst - die alleinige Schuld auf sich genommen.
„Es gibt einen Organisator im Hintergrund, der das Verbringen der Fahrzeuge beauftragt hat“, ist Staatsanwältin Ines Eichwalder am Dienstag vor Gericht in Graz überzeugt. „Die Angeklagten sollten sie anmieten und hatten nie die Absicht, sie wieder zurückzubringen.“ Im Detail geht es um einen Renault Scénic, einen Ford Transit und einen Citroën Jumpy – Gesamtschaden fast 60.000 Euro.
Kein Geld bekommen
Die beiden Rumänen (zwei Komplizen wurden in Graz bereits verurteilt) mieteten die Fahrzeuge in der Südsteiermark bei einem Autohaus an und brachten sie in ihre Heimat. „Wussten Sie, dass dem Vermieter dadurch ein Schaden entsteht und die Autos nicht mehr zurückkommen?“, fragt Richterin Julia Riffel den Erstangeklagten. „Nein, das wusste ich nicht“, sagt der 24-Jährige. „Dachten Sie, dass Sie die Autos geschenkt bekommen?“, meint die Richterin ironisch. „In dem Moment habe ich nicht darüber nachgedacht.“
Geld habe er keines dafür bekommen, beteuert der Rumäne stoisch. „Sie haben also gratis eine Straftat begangen?“, fragt die Richterin nach. „Ja, meine Burschen haben mich nur gebeten, zu dolmetschen.“ - „Das müssen ja wirklich gute Burschen sein...“
Wir haben die Autos angemietet, nach Rumänien gefahren und dann dort abgestellt. Mehr weiß ich nicht. Geld habe ich dafür keines bekommen.
Ein angeklagter Rumäne
Hintermann sei Lüge gewesen
Auf die Frage der Staatsanwältin, warum sie zuerst bei der Polizei angegeben hatten, ein gewisser „Cristi“ hätte sie beauftragt und bezahlt, die Autos für Schlepperfahren zu organisieren, erklärt der 24-Jährige, dass das alles nur eine Lüge gewesen sei. „Wir haben diese Lüge gemeinsam erfunden.“ Auch der ominöse „Cristi“ sei eine reine Erfindung gewesen.
Sieben Monate Zusatzstrafe
Obwohl der Eindruck entsteht, dass der 24-Jährige und sein 25-jähriger Komplize ihren Big Boss aus Angst decken, bleiben sie bei ihrer Verantwortung. Da sie in Ungarn wegen Schlepperei bereits zu über zwei Jahren Haft verurteilt wurden, kommen sie heute mit sieben Monaten – davon sechs Monate auf Bewährung – als Zusatzstrafe davon.
Als die Richterin verkündetet, dass sie aufgrund der verbüßten U-Haft jetzt schon frei sind, können die Männer die Tränen nicht mehr zurückhalten. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
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