Ein Bericht der „Krone“ sorgte letzte Woche für besonders großes Aufsehen. Zugespielte Aufnahmen zeigten traurige Bilder aus dem Affen-Labor der Universität Wien und ließen Missstände vermuten. Bei einem Termin mit Medien und Tierschützern konnte die Institutsleitung die drastischen Vorwürfe nicht zerstreuen.
Nach Veröffentlichung des Aufdecker-Artikels gingen nicht nur bei unseren Lesern die Wogen hoch, auch innerhalb der Universität dürfte Anspannung geherrscht haben. Dekan Karl-Heinz Wagner lud die „Krone“ ein, sich jederzeit ein Bild machen zu können - doch ein für Dienstagvormittag geplanter Termin, wurde Montagabend kurzfristig abgesagt.
Terminschwierigkeiten
Nachdem die „Krone“ allerdings beharrlich auf einen zeitnahen Termin pochte, war es am Mittwoch dann doch so weit. Man stellte sich den Fragen der Presse und führte durch die erst vor wenigen Jahren bezogenen Räumlichkeiten. In den zwei gezeigten Zimmern mit Käfigen leben insgesamt etwa zehn Tiere, rund die Hälfte der gesamten Population an Test-Affen. Wie oder wo die restlichen zehn Tiere leben, wurde nicht gezeigt.
Hübsche Pflanzen vor geputzten Käfigen
Die Anlage wirkte so sauber und ordentlich, wie man es bei einem Termin mit Besuchern erwarten kann. Frische Pflanzen mit Preisetikett am Kübel runden den Eindruck ab, dass man ein besonders gutes Bild erzeugen möchte.
Doch um optische Aspekte geht es gar nicht, die drängenden Fragen drehen sich nicht um Oberflächlichkeiten. Es geht um Grundlegendes, wie zum Beispiel den rechtlichen Rahmen, in dem sich das alles abspielt - es herrscht beispielsweise immer noch Unklarheit bezüglich der vorgeschriebenen Käfiggrößen.
Tierversuch, ja oder nein?
Die besichtigte Tierhaltung läuft laut Aussage der Universität unter „Versuchstierhaltung“, die Experimente mit den Tieren selbst sind aber nicht als Tierversuch deklariert und scheinen auch nicht in den offiziellen Tierversuchsstatistiken auf. Doch was ist es dann?
Der Ball liegt nun bei Minister Polaschek, sein Haus muss so schnell wie möglich für transparente Aufklärung sorgen.
Maggie Entenfellner, „Krone“-Tierecke
Zur Beantwortung weiterer offenen Fragen, wie etwa zum medizinischen Zustand der Tiere, wäre eine Übersicht der letzten zehn Jahre nötig. Nur die Gesundheitsdaten und Untersuchungsergebnisse können den Vorwurf der Mangelernährung und den möglichen Folgeschäden entkräften. In all den relevanten Fragestellungen verwies man an das zuständige Ministerium.
Viele Fragen noch offen
„Die Universität hat uns zugesagt, in einem transparenten Prozess alle noch offenen Fragen zu beantworten - allerdings gleichzeitig auf das Ministerium von Martin Polaschek verwiesen. Das haben wir getan und warten auf umfassende Antworten, denn wir haben immer noch berechtigte Zweifel, ob es den Affen wirklich gut geht und hier sorgfältig gearbeitet wurde und wird. Das sind wir nicht nur den Tieren schuldig, sondern auch den Steuerzahlern - denn die Forschungsmittel kommen aus öffentlicher Hand“, so Maggie Entenfellner abschließend.
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