Geleakte Daten

Zwei neue Grasser-Firmen auf Zypern entdeckt

Ausland
14.11.2023 18:03

Seit Jahren gilt die Mittelmeerinsel Zypern als Eldorado für Briefkastenfirmen und Stiftungen, um Finanzbehörden zu entgehen oder Sanktionen zu umgehen. Nun hat ein Recherchenetzwerk bestehend aus mehr als 270 Journalistinnen und Journalisten aus 55 Ländern - darunter auch aus Österreich - 3,6 Millionen geleakte Dokumente durchgestöbert und neben russischen und ukrainischen Oligarchen-Geldflüssen auch zwei bisher unbekannte Firmen des ehemaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser entdeckt.

Zu den zwei bisher unbekannten Firmen, die in der „Cyprus Confidential“ genannten Datensammlung auftauchen, erklärte Grassers Anwalt Norbert Wess gegenüber dem Recherchenetzwerk, eine der Firmen sei „einmal - kurz - ein Thema“ gewesen, aber „nicht verwendet und nie operativ tätig“ geworden. Die andere sei „gänzlich unbekannt“.

Zwei neue Firmen von Karl-Heinz Grasser sind in Zypern aufgetaucht: Sein Anwalt beteuert, dass ...
Zwei neue Firmen von Karl-Heinz Grasser sind in Zypern aufgetaucht: Sein Anwalt beteuert, dass diese nie operativ tätig gewesen seien.(Bild: Grispb/stock.adobe.com, APA/HELMUT FOHRINGER, Krone KREATIV)

„Stiftungskonstruktion“ auf Zypern
Alle anderen Gesellschaften auf Zypern seien Teil einer von Grassers damaligem Steuerberater aufgesetzten „Stiftungskonstruktion“ gewesen und der Finanz gegenüber offengelegt worden, bestätigte Wess auch gegenüber der APA. Sie seien auch Teil des Finanzstrafverfahrens gegen Grasser gewesen, das mit einem Freispruch geendet hat.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vermutet in der Causa Buwog, dass über solche Firmenkonstrukte Bestechungsgelder geflossen sind. Grasser wurde erstinstanzlich zu acht Jahren Haft verurteilt, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

ORF und „Standard“ an Recherchen beteiligt
Die gemeinsame Recherche wurde vom International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und dem Investigativ-Start-Up paper trail media der Ibiza-Aufdecker Bastian Obermayer und Frederik Obermaier organisiert. Die „Washington Post“ war ebenso an Bord wie der britische „Guardian“ und die französische „Le Monde“. Im deutschsprachigen Raum kooperierten „Der Standard“ und der ORF, der Schweizer Tamedia-Verlag sowie „Der Spiegel“ und das ZDF.

Die Journalistinnen und Journalisten fanden in den geleakten Daten zwei Drittel der rund 100 im Forbes-Magazin gelisteten russischen Milliardäre als Kunden der zyprischen Finanzdienstleister. Demnach kauften wohlhabende Russen aber auch Ukrainer teure Wohnungen und Häuser in Österreich diskret über Briefkastenfirmen mit zyprischer Adresse.

Etwa der sanktionierte russische Oligarch Roman Abramowitsch, der für eine Villa am Fuschlsee eine besonders verschachtelte Konstruktion wählte - und sich auf Anfrage des Rechercheteams dazu nicht äußerte. Dem Leak zufolge gab Abramowitsch nicht nur für Immobilen viel Geld aus, sondern auch mehrere Millionen US-Dollar für Privatkonzerte von Popstars wie Robbie Williams oder den Black Eyed Peas.

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