38,1 Millionen Euro erstritt die Arbeiterkammer NÖ im ersten Halbjahr 2023. Im Waldviertler Bezirk Waidhofen tauchte ein Fall auf, der sicher kein Einzelfall ist: Eine junge Frau glaubte, eine Lehre bei einem Zahnarzt zu machen, was nicht der Fall war. Repariert werde das nicht, sondern schamlos ausgenutzt, kritisiert AK-Leiterin Draxler.
Ungerechtfertigte Entlassungen und unklare Lohnabrechnungen – diese Fälle bildeten Schwerpunkte der mehr als 82.000 Personen, die sich an die Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) im ersten Halbjahr 2023 wendeten. „Für mehr als 7400 Arbeitnehmer mussten wir ausstehende Löhne und Gehälter beim Arbeitgeber einfordern“, erklärt Kammerrat Andreas Hitz. Er betont, dass für die Betroffenen 38,1 Millionen Euro erreicht werden konnten.
„Zahnärztliche Assistenz“ und „zahnärztliche Fachassistenz“ . . .
Sicher kein Einzelfall ist das, was einer jungen Frau aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya passierte: Sie arbeitete neun Monate lang 24 Stunden pro Woche bei einem Zahnarzt - und das in gutem Glauben, eine Lehre als „zahnärztliche Fachassistenz“ zu machen. „Im Laufe der Zeit wurde sie aber stutzig, dass sie nie in die Berufsschule einberufen wurde und dass sie nie einen Lehrvertrag bekommen hatte“, schildert Waidhofens Arbeiterkammerleiterin Sabine Draxler.
Die Frau hätte lediglich einen Ausbildungsvertrag zur „zahnärztlichen Assistentin“ erhalten. Wesentlicher Unterschied dabei sei, dass man ohne Lehrberuf wesentlich schlechter geschützt ist und dass der Mediziner so keine Lehrlingsausbilderprüfung benötigt.
Schamloses Ausnutzen von Jugendlichen
Als der Frau klar wurde, dass sie sich nicht in einem Lehrverhältnis befand, kam es zur einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses. Weil sie glaubte, vom Zahnarzt falsch entlohnt worden zu sein – er verrechnete ihr die Ausbildungskosten – wandte sich die Frau an die Arbeiterkammer, die für sie 1870 Euro erkämpfte. „Jugendliche holen oft nicht die Information ein, in welcher Ausbildungsform sie sich befinden. Und das wird schamlos ausgenutzt! Darum wird auch nicht viel dazu getan, das zu reparieren“, prangert Draxler an.
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