Feiernde Junggesellen mischen die Salzburger Innenstadt am Wochenende auf. An den lauten Gruppen kommt keiner vorbei. Das sorgt bei manchen Wirten und Stadtbewohnern für Ärger.
Weit weg von zu Hause den letzten Abend vor der Hochzeit feiern: In der Salzburger Altstadt mischen sich unter gut betuchte Besucher der Weinbars heiter-fröhliche und uniformierte Gruppen von jungen Männern oder Frauen. Braut oder Bräutigam in spe stechen mit Krönchen, Glitzer-Shirt oder Bemalung im Gesicht klar heraus. Ein wirtschaftliches Plus bringen sie der Altstadt-Gastronomie meist allerdings nicht. Wirte reagieren sogar vermehrt ablehnend auf Anfragen.
Wirte nehmen keine Reservierungen mehr an
Salzburg wird für Junggesellenabschiede immer beliebter: In den vergangenen Jahren haben die Buchungen bei Anbietern von Polterreisen stetig angezogen. „Salzburg ist zum Hotspot geworden“, sagt Patrick Scharrer von „Pissup“. Das erklärt er so: „Man kommt leicht von A nach B, die Stadt hat eine ideale Größe zum Feiern.“ War Poltern früher reine Männersache, buchen immer mehr Frauen ein Gesamtpaket beim Polter-Anbieter. Dafür zahlen sie rund 300 Euro pro Person. Cocktail-Kurse, Aktivitäten wie Wildwasserrafting oder eine Stadt-Schnitzeljagd und die Hotel-Übernachtung inbegriffen. Selbstorganisiert geht ein Junggesellenabschied in Salzburg aber auch deutlich günstiger.
Lokalaugenschein an einem Samstagabend: Auch wenn es in der Linzergasse gerade verdächtig still ist, „Stadtkrug“-Wirt Marcus Wintersteller hat Erfahrungen mit den feiernden Gruppen. „Bei uns kommen die nicht rein“, sagt er. Das ist auch der O-Ton anderer Innenstadt-Wirte. „Reservierungen von Poltergruppen nehmen wir nicht mehr an“, heißt es aus dem Fuxn. Im Augustinerbräu steht das sogar auf der Webseite. „Poltergruppen trinken, pfeifen, singen und sind lauter als andere Gäste“, ärgert sich Gustl Absmann von der „Weissen“. Weil das Benehmen zu wünschen übrig lässt, setzen Wirte bei der Reservierung Regeln fest. Dafür haben Sabrina (22) und ihre Freundinnen aus Freilassing Verständnis. Ihr Abend in der „Weissen“ ist ruhig. Gefeiert wird woanders. In den Bars der Stadt. Oder gleich draußen auf der Straße und am Salzachkai.
Salzburg ist zum Eldorado für Junggesellen geworden
Zu später Stunde ist Braut Ina (23) auf der Staatsbrücke unterwegs. Lärmend zieht die deutsche Gruppe mit Bauchladen und Leiterwagerl zu einer Cocktailbar. Spaziergänger drehen sich verstört um. Als Inas Gruppe auf Christoph (32) aus dem bayerischen Triftern und seine Freunde trifft, ist der Trubel groß. Christophs Begleiter haben ihn in ein orangenes Sträflingskostüm gesteckt und ihm einen Pflasterstein ans Bein gekettet. Darauf der Name seiner Angetrauten. Die Botschaft: Die Ehe als Gefangenschaft.
Warum sind sie für den Junggesellenabschied 80 Kilometer gefahren? „Weil uns hier keiner kennt!“, so die ehrliche Antwort. Und wegen der Bars. In denen lässt sich die letzte Party vor dem Eintritt ins Eheleben gut feiern.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.