Der ab Dienstag in Niederösterreich gültige Gendererlass sorgt im St. Pöltner Regierungsviertel nicht nur für Diskussionen unter, sondern auch für Arbeit für die Landesbeamten. Indes übt auch die für Gleichstellung zuständige SPÖ-Landesrätin Kritik am Vorhaben.
St. Pölten und Wien trennen nicht einmal 100 Kilometer - beim Gendern dafür Welten. Während das Land seinen Beamten per Kanzleiordnung die Verwendung von Gendersternen untersagt, verfasste die grüne Justizministerin Alma Zadic in ihrem Ministerium nun den ersten Gesetzesentwurf, bei dem rein die weibliche Form eingesetzt und die männliche mitgemeint wurde. Im Regierungsviertel sorgt der ab Dienstag gültige Erlass nicht nur für Wirbel, sondern auch für Arbeit. Laut „Krone“-Infos müssen rund 60.000 Textvorlagen für Flyer angepasst werden.
Seitens des Landes wies man darauf hin, dass viele dieser Vorlagen gar nicht mehr in Verwendung seien und Flyer, auf denen das Binnen-I zu lesen ist, nicht weggeworfen, sondern aufgebraucht werden. Ulrike Königsberger-Ludwig, SPÖ-Landesrätin für Gleichstellung, hat indes eine klare Meinung zum schwarz-blauen Erlass: „Der ‚sogenannte‘ Gendererlass ist ein klarer Rückschritt, denn wer in der Sprache ausgrenzt, ist gegen die Vielfalt im Leben oder hat sogar Angst davor. Die sprachliche Gleichstellung schafft Bewusstsein und macht unterschiedliche Lebensrealitäten sichtbar. Ohne die durch Sprache erzeugten Bilder im Kopf wird es schwerer, sich gegen tatsächliche Ungerechtigkeiten zu wehren“, kritisiert die Landesrätin.
Wer in der Sprache ausgrenzt, ist gegen die Vielfalt im Leben oder hat sogar Angst davor.
Ulrike Königsberger-Ludwig, SPÖ-Landesrätin für Gleichstellung
Unabhängige Beauftragte nicht involviert?
Brisant: Wie die „Krone“ erfuhr, wurde die parteiunabhängige Gleichstellungsbeauftragte des Landes bei der Erstellung des Erlasses nicht hinzugezogen – obwohl das offenbar vorgesehen gewesen wäre.
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