Medienexperte Peter Plaikner im „Krone“-Interview zur Entwicklung von Inseraten und mit einer Idee zur Medienförderung.
„Krone“: Alle Printmedien verkaufen Inserate. In der aktuellen Diskussion bekommt man den Eindruck, das sei grundsätzlich verwerflich.
Peter Plaikner: Früher hat sich eine gesunde Zeitung zu zwei Dritteln aus Inseraten und zu einem Drittel aus Abos und Einzelverkauf finanziert. Heute ist es eher umgekehrt. Die Umsätze der deutschen Zeitungen stammen z. B. nur noch zu einem Viertel von Inseraten. Aber keine Zeitung kommt ohne sie aus. Das bedeutet nicht, dass dadurch die Unabhängigkeit verletzt wird. Eine glasklare Trennung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung sowie starke Chefredakteure verhindern eine politische Einflussnahme von außen.
Für mehr Einblick in die Vorgänge soll bald auch eine Novelle des Transparenzgesetzes sorgen.
Genau – künftig müssen öffentliche Institutionen auch Inseratenausgaben unter 5000 Euro melden – bisher war das nicht nötig, obwohl das in Summe viel ausmacht.
Sie sagten, der Inseratenmarkt hat sich verändert. In welche Richtung?
Der Werbeaufwand hat sich stark in Richtung Google, Facebook & Co. verschoben, weshalb öffentliche Einschaltungen immer wichtiger für die heimischen Zeitungen werden. Die Ausgaben der öffentlichen Hand wurden daher in den letzten Jahren zwar erhöht, doch der Markt bleibt trotzdem verzerrt, weil ja die Zeitungsverlage mit einem Bruchteil dessen abgespeist werden, was etwa der ORF an GIS bekommt – eine taugliche Medienförderung fehlt mir in Österreich noch.
Wie könnte die aussehen?
Anstatt die ORF-Abgabe stark zu senken, wie es kürzlich sehr populistisch angekündigt wurde, hätte man sie auf demselben Niveau lassen und damit auch alle anderen Medien fördern können. Denn wer sagt, dass nur der ORF einen öffentlichen Wert hat? Ein Beispiel: Wenn Peter Filzmaier eine politische Analyse in der „Krone“ macht und ein anderes Mal im ZIB-Studio analysiert, dann wird wohl niemand behaupten, dass seine Meinung in dem einen Medium von öffentlichem Interesse ist und gefördert werden muss – und in dem anderen nicht.
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