Neues Zuhause geben

Pflegeeltern in Tirol gesucht: Jetzt bewerben!

Tirol
08.02.2023 12:00

Im Jahr 2021 wurden laut Statistik rund 270 Pflegekinder von insgesamt 400 Pflegepersonen betreut. Die Kinder- und Jugendhilfe ist durchgehend auf der Suche nach neuen Bewerbern. Wollen auch Sie gerne ein Pflegekind aufnehmen? Dann melden Sie sich!

Die Gründe, warum manche Kinder in Tirol nicht in der eigenen Familie aufwachsen können, sind laut Kinder- und Jugendhilfe vielschichtig und unterschiedlich. So können zum Beispiel Überforderung eines Elternteils beziehungsweise der Eltern, Vernachlässigung der Kinder, psychische Erkrankungen, Gewalt, Missbrauch oder Drogen- und Alkoholprobleme – wie die „Tiroler Krone“ im Zuge der Serie über drogenabhängige Kinder und Jugendliche immer wieder aufzeigt – eine außerfamiliäre Betreuung nötig machen.

Pflegeeltern müssen selbst keine Kinder haben
Eine Möglichkeit dabei ist, ein Pflegeverhältnis einzugehen. Pflegeeltern pflegen und erziehen Kinder und Jugendliche, sie dürfen mit ihnen nicht bis zum dritten Grad verwandt oder verschwägert sein. Pflegeeltern können auch kinderlos sein. Allein lebende und unverheiratete Personen oder auch gleichgeschlechtliche Paare sind ebenfalls zugelassen.

„Im Unterschied zur Adoption bleiben Pflegekinder rechtlich betrachtet die Kinder ihrer leiblichen Eltern“, erklärt Sozial-LR Eva Pawlata (SPÖ). Sie haben zwar neben dem Kontaktrecht das Recht, in wichtigen Angelegenheiten informiert zu werden – etwa bei der Änderung des Wohnsitzes –, doch ihre Rechte werden auch eingeschränkt. Die „Ausübung von Pflege und Erziehung“ sowie die gesetzliche Vertretung für das Pflegekind in diesem Bereich werde den Pflegepersonen übertragen.

Begleitung der Kinder bis zum 18. Lebensjahr
Der Altersunterschied zum Pflegekind soll mindestens 25 und höchstens 45 Jahre betragen. In der Regel sollen nicht mehr als vier Kinder – eigene Kinder und Pflegekinder – in der Familie leben. Das Pflegekind sollte zum Zeitpunkt der Aufnahme immer das jüngste Kind sein und der Altersabstand zum bisher jüngsten Kind der Familie sollte mindestens zwei Jahre betragen.

Es ist vorgesehen, dass die Pflegepersonen die Kinder bis zur Selbstständigkeit begleiten – also bis zum 18. Lebensjahr. Das Kind soll sich auf dauerhafte Beziehungen in der neuen Familie verlassen können und sich gleichberechtigt behandelt fühlen.

Pflegepersonen müssen belastbar sein
Fakt ist, dass derartige Kinder meist belastende Erfahrungen gemacht haben, die in ihnen seelische Verletzungen hinterlassen haben. Sie leben mit einer Vergangenheit, deren Auswirkungen ihnen und ihren Pflegepersonen das Leben manchmal schwer machen. Pflegepersonen müssen daher belastbar sein und wissen, dass es Probleme geben kann.

Sozialarbeiter der Kinder und Jugendhilfe führen eine Eignungsfeststellung durch, sie stehen beratend zur Seite und kommen mindestens einmal jährlich zur „Pflegeaufsicht“ vorbei. Die Kinder- und Jugendhilfe bietet außerdem Ausbildungskurse an, die für die Bewerber Pflicht sind. Der nächste Kurs ist von 11. März bis 3. Juni 2023. Die Kosten trägt das Land. Und die Bewerber müssen bestimmte Voraussetzungen mitbringen..

„Pflegeelterngeld wurde um 20 Prozent angehoben“
Wie sieht der finanzielle Aspekt aus? Pflegepersonen erhalten für die Betreuung eines Kindes eine finanzielle Abgeltung. Diese wird monatlich ausbezahlt. Die Höhe richtet sich nach dem Alter des Kindes und ist in der Pflegeelternverordnung festgelegt. Weitere Sonderbedarfe können zusätzlich beantragt werden. „Das Pflegeelterngeld wurde infolge der generellen Preiserhöhungen angehoben. So erhalten Pflegeeltern rückwirkend mit dem 1. Jänner 2023 bis zu 20 Prozent mehr Geld“, verkündet LR Pawlata. Sie weist auch darauf hin, dass der Bedarf an Pflegeeltern nach wie vor gegeben ist: „Wir suchen laufend Bewerber. Interessierte können sich jederzeit unverbindlich bei der Kinder- und Jugendhilfe informieren.“

„An erster Stelle steht Kindeswohl“
Marina Schett, stellvertretende Leiterin Abteilung Inklusion und Kinder- und Jugendhilfe, gewährt weitere Einblicke:

„Krone“:Wie lange dauert es, bis Bewerber ein Pflegekind aufnehmen dürfen?
Marina Schett: Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. An erster Stelle steht immer das Kindeswohl: Wir suchen für ein Kind geeignete Pflegeeltern und nicht für die Pflegeeltern ein passendes Kind. Das ,Matching’ kann daher Zeit in Anspruch nehmen.

Zitat Icon

Wir suchen für ein Kind geeignete Pflegeeltern und nicht für die Pflegeeltern ein passendes Kind.

Marina Schett, stellvertretende Leiterin Abteilung Inklusion und Kinder- und Jugendhilfe

Die leiblichen Eltern haben nach wie vor das Kontaktrecht, wie sieht das konkret in der Praxis aus?
Art und Häufigkeit der Kontakte zwischen Pflegekind und Herkunftsfamilie orientieren sich an den Bedürfnissen des Kindes. Bei einem Dauerpflegeverhältnis empfiehlt sich ein kontinuierlicher Kontakt, wie zum Beispiel einmal im Monat. Die Gestaltung der Besuchskontakte in Bezug auf Dauer, Ort, teilnehmende Personen etc. wird dabei individuell festgelegt.

Besteht die Möglichkeit, dass leibliche Eltern plötzlich ihr Kind wieder zurückhaben möchten?
In Einzelfällen kann es zu neuerlichen Obsorge-Anträgen durch die leiblichen Eltern kommen. Im Hinblick auf die Entscheidungsfindung durch das Pflegschaftsgericht müssen jedoch mehrere Kriterien geprüft werden, etwa der Wille des Kindes sowie auch das soziale Umfeld der Pflegeeltern und der leiblichen Eltern.

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