Frauen verdienen in Österreich um 17,1 Prozent weniger als Männer. Am 30. Oktober ist der Equal Pay Day. Was kann man tun, wenn man betroffen ist? Bernadette Pöcheim, Leiterin der Gleichbehandlungs-Abteilung der Arbeiterkammer Steiermark, erklärt.
„Krone“: Liebe Frau Pöcheim, ist es eigentlich illegal, dass Männer mehr Geld verdienen?
Bernadette Pöcheim: Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit ist seit mehr als 30 Jahren im Gleichbehandlungsgesetz verankert. Bei gleichwertiger Tätigkeit, gleicher Qualifikation und Erfahrung muss auch gleich viel bezahlt werden.
Man hört immer wieder, dass manche – vor allem Männer – eben besser verhandeln...
Schon 1998 hat der Oberste Gerichtshof entschieden, dass sich die Entlohnung nicht nach dem Verhandlungsgeschick richten darf. Wenn das Unternehmen dem Mann mehr bezahlen will, kann es das tun – aber nur, wenn auch die Frau mit derselben Tätigkeit mehr Geld bekommt.
Wieso wissen so wenige überhaupt nicht, wie viel ihre Kollegen verdienen?
Es gibt die Kultur, über den eigenen Verdienst nicht zu sprechen. Aber in manchen Unternehmen gibt es sogar Geheimhaltungsklauseln in Arbeitsverträgen, die es verbieten, mit Kollegen über die Entlohnung zu sprechen.
Woher soll man dann wissen, ob man zu wenig verdient?
Seit 2011 müssen Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern alle zwei Jahre Einkommensberichte erstellen. Darin werden Durchschnitts- und Medianeinkommen von Frauen und Männern angeführt. Nur etwa ein Viertel weiß, dass es diese Berichte überhaupt gibt! Normalerweise kann man sich über den Betriebsrat Informationen dazu holen.
Noch immer kümmern sich mehr Frauen um Kinder. Was kann man dagegen tun?
Bei acht von zehn Paaren gehen Männer überhaupt nicht in Karenz, nur ein Prozent der Väter bleibt länger als sechs Monate daheim. Das ist beschämend wenig. Männer müssten gezielt ermuntert werden, diese Möglichkeiten zu nutzen. Auch Gleitzeit-Modelle und Betriebskindergärten helfen bei der Vereinbarkeit.
Was kann ich tun, wenn ich merke, dass mein Kollege ungerechtfertigt mehr verdient als ich?
Dann kann man sich an den Betriebsrat, die Arbeiterkammer oder die Gleichbehandlungsanwaltschaft wenden.
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