Jägerchef im Interview

Nach Steinbock-Attacke: „Respekt vor Natur fehlt“

Steiermark
23.05.2022 10:50

Nach der Steinbock-Attacke am Samstag auf Frauerl und Hund - bei der die ungarische Touristin leicht verletzt wurde - haben wir den Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof gefragt: Wer war da schuld?

Herr Mayr-Melnhof, Sie sind auch einer der Besitzer des Areals bei der Bärenschützklamm, wo der Vorfall am Samstag passiert ist: Ein Steinbock hat einen angeleinten Hund attackiert und dann noch dessen Frauerln, zwei ungarische Touristinnen. Ihre Meinung dazu?

Das Steinwild lebt da, der Steinbock hat eine verteidigende Rolle seinem Rudel gegenüber. Ein Hund sieht wolfsartig aus und wird daher als Feind gesehen.

War das der erste derartige Angriff eines Steinbocks?

Es gibt immer wieder welche, zum Glück enden die meisten mit leichten Blessuren oder blauen Flecken. Aber es sind immer Hunde involviert. Von selbst greift dieses Wildtier nicht an.

Wie verhält man sich richtig, wenn einem ein so imposantes Tier begegnet?

Für den seltenen Fall, dass so etwas passiert, ist das Wichtigste: nicht hysterisch werden, fuchteln, schreien. Sondern langsam den Rückzug antreten. Dann sieht das Wildtier, dass sich die Gefahr nicht nähert, sondern real kleiner wird. Das Wichtigste: nie durch den Wald streifen, sondern Wanderwege nutzen! Das Herumgehen durch das Wohnzimmer des Wildes nimmt schon dramatische Formen an.

Das ist aber auf einem Wanderweg passiert?

Das bestätigt genau, was ich sage. Vermutlich sind die Rückzugsgebiete, die schon minimal geworden sind, wieder einmal von Menschen bevölkert gewesen. Damit musste der Steinbock weichen. Wie so oft.

Es wird immer höher hinauf gebaut, immer tiefer in Wälder vorgedrungen, neue Straßen entstehen und zerschneiden Naturräume - wie soll das für die wildlebenden Tiere weitergehen?

Sie geraten immer mehr unter Druck, das ist ein echtes Problem. Es fehlt vielfach auch der Respekt vor Natur und Tier.

Was ist die Lösung? Gesperrte Zonen überall?

Das will vorerst kaum jemand. Wanderwege, Bikerouten nutzen, alles, was schon da ist, und bloß nicht noch mehr dazu- und ausbauen! Das Wild hat sonst keine Ruhe mehr.

Gibt es Konsequenzen für den Steinbock, Abschuss?

Keinesfalls. Der Steinbock lebt da, nicht der Mensch, und hat seiner Natur entsprechend agiert.

Gibt es Konsequenzen für Menschen?

Jene, dass das Wild sich auch einmal wehrt, wenn man ihm zu nahe kommt.

Kann man im Verletzungsfall Schmerzensgeld vom Grundbesitzer verlangen?

Nein. Das Wild gehört ja keinem.

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