Naturschauspiel

Grazer Forscher: Auf Saturn tobt ein gewaltiger Sturm

Wissenschaft
06.07.2011 16:05
Ein internationales Astronomen-Team unter Grazer Führung hat jetzt in einer Studie den größten und heftigsten Sturm, der seit dem Jahr 1990 auf dem Saturn beobachtet wurde, beschrieben. Verschiedene Instrumente an Bord der NASA-Raumsonde "Cassini" haben gemeinsam mit Amateur-Astronomen dieses imposante Naturschauspiel unter der wolkigen Oberfläche auf dem Ringplaneten festgehalten.

Georg Fischer vom Grazer Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften schildert als Erstautor im Fachblatt "Nature" die gewaltigen Ausmaße des Sturmes, der nun schon seit einem halben Jahr auf der Nordhalbkugel des Saturns tobt. Mittlerweile erstrecken sich die Sturmwolken in einer Breite von 10.000 Kilometern um den gesamten Planeten und haben eine Fläche von über vier Milliarden Quadratkilometern, was der achtfachen Erdoberfläche entspricht.

Am 5. Dezember 2010 hatte das Instrument RPWS (Radio and Plasma Wave Science) an Bord von "Cassini" die ersten Blitze dieses Sturmes entdeckt, der binnen weniger Wochen den gesamten Planeten umspannte. An sich treten Stürme in der Saturn-Atmosphäre häufig auf, sogenannte Great White Spots (im Bild rot markiert), die - wie der aktuelle - rund zehn Mal größer sind, kommen aber nur rund alle 30 Jahre vor. "Seit 1876 wurden sechs derartig heftige Ereignisse auf Saturn beobachtet", weiß Fischer.

Blitze 10.000 Mal stärker als auf der Erde
Die Blitzaktivität und Energie des Sturmes sind laut Fischer enorm: "Die Blitzentladungen sind rund 10.000 Mal stärker als jene, die auf der Erde auftreten." Das RPWS-System detektierte bisher schon über die Messung der Radiostrahlung, die durch die Blitzentladungen entstehen, mehr als zehn Blitze pro Sekunde - und die Energie entspricht jener, die die Erde in einem Jahr von der Sonne erhält. Am Grazer Institut wurde das Datenauswertungsprogramm entwickelt, Fischer ist Co-Investigator im RPWS-Experiment.

Während in letzter Zeit kleinere Gewitterstürme auf der Saturn-Südhalbkugel beobachtet wurden, ist dieser nun nach vielen Jahren der erste im Norden, wo laut Fischer im August 2009 der Frühling (ein Staturnjahr dauert 29,5 Erdjahre) begann. Fischer vermutet schon seit längerer Zeit eine - aus Sicht des Saturns gesehene - jahreszeitliche Abhängigkeit der Stürme und hat ein entsprechendes starkes Ereignis frühestens 2017 erwartet. "Wir wissen nicht, warum es schon so früh aufgetreten ist", so Fischer." Für Ende 2010 hat er - ausgehend von früheren Beobachtungen im jahreszeitlichen Ablauf am Saturn - einen kleineren Sturm in der nördlichen Hemisphäre vorhergesagt. "Dass er aber so riesig wird, hätte ich nicht gedacht", zeigt sich Fischer beeindruckt.

Foto:NASA/JPL/SSI

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