Steirerin berichtet

Long-Covid-Patientin: „Leben ist auf Sparflamme“

Steiermark
14.05.2022 13:00

Seit ihrer ersten Corona-Erkrankung passieren der 33-jährigen Johanna beim Reden Aussetzer, beim Spazieren schnellt der Puls hoch. Was macht das mit einer jungen, karrierebewussten Frau?

„Erst vor Kurzem wollte ich mich bei einem Termin vorstellen. Plötzlich ist mir nichts mehr eingefallen: weder mein Job, noch die Abteilung. Es war einfach weg“ Das kann Johanna Ludwig an jedem Tag passieren. Information verarbeitet die 33-Jährige zum Teil nicht, wenn sie redet, kommt es auch zu Aussetzern: „Man steht irgendwie neben sich und schaut von außen zu, wie man versagt.“

Als Karrieretyp ist es für sie besonders schwer, diesen Nebel im Kopf hinzunehmen. „Normal gebe ich 120 Prozent, nun sind maximal 70 Prozent möglich.“ Zu Beginn war sogar nur ein Telefonat am Vormittag und eine E-Mail am Nachmittag drinnen. „Danach musste ich mich hinlegen.“

Das Virus erwischte die Grazerin schon dreimal
Im Herbst diagnostizierten die Ärzte bei der Grazerin Long Covid. „Ich war froh, dass es endlich einen Namen dafür gab.“ Denn als sie im März 2020 das erste Mal an Corona erkrankte und die Symptome fünf Monate anhielten, hieß es, sie bilde sich das ein. Erst als sie sich im September ein zweites Mal mit dem Virus infizierte, nahm man sie ernst. „Da war sogar die Rettung da.“ Sie plagten heftige Symptome, zusätzlich hatte sie Schmerzen in den Beinen, beim Aufstehen hyperventilierte sie. „Seitdem habe ich diese Probleme.“

Die in Wien lebende Steirerin befindet sich gerade am Ende ihrer Reha. Atemübungen, Krafttraining, Ergometer und psychologische Betreuung stehen dort am Plan. „Es ist sehr wichtig, das zu machen. Alleine ist man sofort frustriert oder übernimmt sich. Unter medizinischer Betreuung kontinuierlich etwas zu machen, hilft.“ Vor ein paar Wochen erwischte sie Covid ein drittes Mal. Viele Beschwerden wurden wieder stärker.

Fakten

Ab wann spricht man von Long Covid?
Wenn mehr als vier Wochen nach Beginn einer Covid-Infektion noch weiter Symptome bestehen. In den ersten vier Wochen spricht man von einer akuten Covid-19-Erkrankung, bis Woche zwölf von einer anhaltenden. 

Wobei handelt es sich dann bei Post Covid?
Ab drei Monaten anhaltender Beschwerden oder neuen Symptomen spricht man von Post Covid. Im Alltag verwenden wir meist den Begriff Long Covid, der aber sowohl die anhaltende Infektion als auch Post Covid umfasst. 

Welche Symptome haben Betroffene?
Von Atemnot bis hin zu Konzentrations- oder Schlafstörungen sowie grippeartige Beschwerden und Müdigkeit. Die Symptome können aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Das sollte man ärztlich abklären.

„Man soll nicht Leistungen von davor vergleichen“
Vor allem mental hat Johanna eine lange Reise hinter sich gebracht: „Am Anfang will man es nicht wahrhaben. Ich habe aber gelernt, meine Leistungen nicht mit denen vor der Erkrankung zu vergleichen.“

Dass es körperlich nicht geht wie davor, hat sie mittlerweile hingenommen. Als sie die Post im Februar ohne Schnaufen holen konnte, war das für sie ein Höhepunkt: „Sonst musste ich immer sehr langsam gehen.“

Ärzte haben unterschiedliche Prognosen
Schrittweise geht es für sie bergauf, die Reha wirkt. „Ich habe aber noch Kopfweh, hohen Puls und bin unendlich müde!“ Die Aussicht der 33-Jährigen? „Die Ärzte meinten, es wird ein Auf und Ab sein. Manche rechnen damit, dass es wieder weggeht. Es ist halt ein Leben auf Sparflamme. Ich versuche, jeden Tag das Beste daraus zu machen.“

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