Lothar Matthäus

„Ihr habt gute Trainer – das passt am besten“

Fußball International
22.04.2022 06:17

Lothar Mätthäus, einst Coach bei Rapid, Salzburg und Teamchef in Ungarn, plädiert bei Foda-Nachfolge für eine österreichische Lösung. Der Weltfußballer fordert klares Spielsystem - Balance ist wichtig.

„Krone“: Lothar, als Sky-Experte sind Sie nah am österreichischen Fußball dran - wie verfolgen Sie die Teamchefdiskussion?
Lothar Matthäus: Verwundert. Ihr habt einen guten Teamchef gehabt, konntet international mithalten, seid in der Nations League aufgestiegen, habt bei der EURO Italien mehr als nur gefordert.

Und sind in der WM-Quali kläglich gescheitert.
Frag die Italiener! Aber es liegt nicht nur am Trainer. Man hat sich von Franco Foda zu früh getrennt. Wenn es stürmt, muss man die Ruhe bewahren. Hätte man bereits den geeigneten Teamchef, hätte man ihn schon präsentiert. Stattdessen wird öffentlich diskutiert. Das ist nie gut.

Wer wäre für Sie der geeignete ÖFB-Teamchef?
Ich brauche keine Namen nennen, Stöger und Herzog wurden eh genannt. Er sollte deutschsprachig sein.

Warum? Sie waren auch Teamchef in Ungarn.
Stimmt, aber vieles hängt dann vom Dolmetscher ab, ob er vermitteln kann, was man sportlich und emotional rüberbringen will. Als Teamchef hat man wenig Zeit, wenn man dann auch die Sprache nicht spricht, ist es noch schwieriger, Nähe aufzubauen, das Vertrauen zu bekommen.

Muss es auch ein Österreicher sein? Deutschland hatte nur deutsche Bundestrainer.
Bei unseren Trainern wäre es auch ein Hohn, wenn es anders wäre. Österreich hat so gute Trainer mit internationaler Erfahrung, das passt am besten.

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Hätte man den geeigneten Teamchef, hätte man ihn schon präsentiert. Jetzt wird öffentlich diskutiert. Das ist nie gut.

Lothar MATTHÄUS

In Österreich entscheiden auch die Landespräsidenten mit - ist so ein System für Sie noch zeitgemäß?
Ein Landesfürst steht nicht in der Verantwortung. Der ÖFB sollte ein kleines Gremium um Peter Schöttel einbeziehen. Er hat die Kompetenz. In Deutschland legt auch Oliver Bierhoff seine drei Kandidaten vor, mit allem Für und Wider. Aber abstimmen sollte nur, wer in der Verantwortung steht.

Wie stehen Sie zur Philosophie-Diskussion: Red-Bull versus Ballbesitz-Schule? Ist ein klarer Spielstil bei einem Nationalteam möglich?
Man sollte sich auf ein System festlegen. Wenn ich sieben bis zehn Spieler von Red Bull habe, muss ich das bedenken, aber auch auf die anderen Rücksicht nehmen. Die Balance ist wichtig, Leipzig hat auch jetzt einen Mittelweg aus Pressing und Ballbesitz gefunden.

Aber?
Aber es braucht eine klare Linie. Wenn ich einen Spieler wie Alaba habe, mit so einer Ausstrahlung, so einer Souveränität, dann darf er nicht hin- und hergeschoben werden. Da muss ich schmunzeln. Er ist euer Kapitän, muss immer der Abwehrchef im Zentrum sein.

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Wenn ich so viele Spieler von Red Bull habe, muss ich das bedenken. Aber die Balance ist wichtig. Es braucht eine klare Linie.

Lothar MATTHÄUS

Österreich war seit 1998 bei keiner WM mehr. Dennoch sprechen einige von einer goldenen Generation - überschätzen wir uns?
Klar, ist es hart, wenn die Schweiz mit einer ähnlichen Qualität immer dabei ist. Ihr habt eine Generation wie mit Krankl und Prohaska. Doch der Fußball ist stärker zusammengewachsen. Aber es gibt nicht nur Alaba, Arnautovic oder Sabitzer. Wenn ich an Baumgartner, Laimer oder Kalajdzic denke - um Österreichs Fußball habe ich keine Angst.

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(Bild: KMM)



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