Immer mehr Menschen zieht es in ihrer Freizeit hinaus in die Berge. Noch nie zuvor waren so viele draußen unterwegs, trotzdem sind die Unfallzahlen auf einem konstanten Niveau geblieben. Jeder Unfall in Österreichs Bergen wird von der Alpinpolizei dokumentiert. Halbjährlich werden die so gesammelten Daten vom Kuratorium für Alpine Sicherheit ausgewertet, das jetzt die ersten Daten vom Winter 2021/22 veröffentlichte. Demnach starben im vergangenen Winter 111 Menschen in Österreichs Bergen. Zwischen dem 1. November 2021 und dem 3. April 2022 wurden 4.345 Alpinunfälle mit 6716 Verunfallten aufgenommen.
Der Winter 2021/22 war geprägt von trockenen Perioden mit Schönwetter, wenig Niederschlag und starkem Wind. „Die Schlechtwetterphase Anfang Februar 2022 hatte hingegen massive Auswirkungen auf das Unfallgeschehen abseits des gesicherten Skiraums“, teilte das Kuratorium für Alpine Sicherheit mit. Binnen zwei Tagen wurden neun Lawinentote gemeldet. 18 waren es insgesamt im Betrachtungszeitraum.
„Obwohl die Zahl der Menschen, die Sport am Berg betreiben in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat verharren die Unfallzahlen auf einem konstanten Niveau“, sagt Peter PAAL, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS), der vorschnelle Verurteilungen nach Unfällen in den Bergen stark kritisiert: „Ohne die genaue Situation zu kennen, sollte man nicht über verunfallte Menschen urteilen, das wäre vermessen. Gerade bei tödlichen Bergunfällen, kann man die Umstände vor Ort und Entscheidungen, die zum tödlichen Unglück führen, nicht mehr genau rekonstruieren. Mit Vorverurteilungen in der Öffentlichkeit sollten wir aufhören und dies den Experten und Juristen überlassen.“
Hier die genauen Unfallanalysen und Daten des Kuratoriums für Alpine Sicherheit:
Pisten/Skirouten
Auf den Pisten (organisierter Skiraum) verunfallten in Österreich im Betrachtungszeitraum 4.613 Personen (Mittel 10 Jahre: rund 5.300), davon 27 tödlich (Mittel 10 Jahre: 28). Tödliche Pistenunfälle nach Unfallursache: 11 Tote durch Sturz/Absturz, je 8 Tote aufgrund einer Herz-Kreislauf-Störung oder Aufprall gegen ein Hindernis. Im Zehnjahresmittel stellt die Herz-Kreislauf-Störung mit 37 % die Hauptunfallursache der tödlichen Unfälle im organisierten Skiraum dar, gefolgt von Sturz (22 %) und Aufprall gegen ein Hindernis (19 %). Die Anzahl der Unfallereignisse mit Fahrerflucht im Verhältnis zur Anzahl der erfassten Unfälle auf Pisten/Skirouten liegt im langjährigen Mittel für ganz Österreich bei etwa 22 %; so auch im Berichtswinter 2021/21.
(Ski-)Tourenunfälle
Insgesamt wurden auf (Ski-)Tour für den betrachteten Zeitraum etwa 700 Verunfallte (Mittel 10 Jahre: 500 Verunfallte) und 22 Tote (Mittel 10 Jahre: 20) registriert. 15 Skitourengeher kamen dabei durch eine Lawine ums Leben. Der Trend der Vorjahre setzt sich fort: Skitourengehen boomt. Auch das Pistenskitourengehen hält ungebrochen an. Neue Lenkungssysteme für den Aufstieg am Pistenrand oder eigens vorgesehenen Wegen sowie attraktive Angebote zur Anreise mittels öffentlicher Verkehrsmittel in Skigebiete werden derzeit in verschiedenen Bundesländern in Österreich diskutiert und sind in Ausarbeitung.
Lawinenunfälle - 9 Tote in zwei Tagen (Anfang Februar 2022)
Hans EBNER, Leiter der Alpinpolizei/Bundesministeriums für Inneres (BMI): „Der Trend des Skitourengehens hält weiterhin an. Viele sind mit ihren Tourenskiern auf der Piste und im niedrigeren Gefahrenbereich unterwegs. Daher fällt die Zunahme von Unfällen bei Skitouren moderater aus als es die Zahl an Aktiven erwarten ließe. Bei der Abwicklung von Großereignissen im alpinen Gelände, die Gott sei Dank selten sind, hat die Alpinpolizei neben der Ermittlungsarbeit eine wesentliche Koordinationsrolle inne. Solche Unfälle lassen sich nur durch ein optimal aufeinander abgestimmtes professionelles Team von alpinen Einsatzkräften abwickeln.“
Stefan HOCHSTAFFL, Präsident Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD): „Lawinenunfälle im 10-Minutentakt, wie Anfang Februar 2022, sind für die freiwilligen Bergretterinnen und Bergretter eine enorme Herausforderung. Im Fokus steht die rasche Hilfe für die Verunfallten, bei gleichzeitiger Risikobewertung wie weit man Mannschaften in die Gefahrenbereiche entsenden kann. Der Winter 2021/22 hat deutlich gezeigt, wie wichtig das gesamte Rettungssystem vom Einsatzleiter, einzelnen Bergretter, der Alpinpolizei und Flugrettung bis hin zu Lawinen-Suchhunden ist. Mit guter Tourenvorbereitung lassen sich Unfälle vermeiden - wir appellieren einmal mehr dafür, sich auf Touren gut vorzubereiten und Risiken so zu minimieren!“
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