„Krone“-Interview

„Die Spaltung der Gesellschaft muss zu Ende gehen“

Tirol
21.02.2022 19:00

Bürgermeister Stefan Weirather scheint in Imst fest im Sattel zu sitzen. Allerdings sei heuer eine Stichwahl zu erwarten. Die Antwort auf die Frage nach dem „wichtigsten Projekt“ überrascht.

„Krone“: Herr Weirather, einfache Frage am Beginn, warum sollten die Imster Sie erneut zum Bürgermeister wählen?
Stefan Weirather:
 Aus meiner Sicht wurde in den letzten zwölf Jahren gute Arbeit geleistet. Das Budget hat sich fast verdoppelt, Imst bietet mittlerweile rund 10.000 Arbeitsplätze. Ich weiß schon, die schafft die Wirtschaft, aber wir können als Politiker für die Rahmenbedingungen sorgen.

Ihr Mitbewerber Norbert Praxmarer scheint durch die Listenfusion stärker als bei der letzten Wahl. 2016 schafften Sie im ersten Wahlgang 53 Prozent. Rechnen Sie heuer mit einer Stichwahl?
Ja. Bei sieben Kandidaten ist es extrem schwierig, auf Anhieb die 50 Prozent zu erreichen. Es gibt heuer nämlich einen Kandidaten mehr.

Das ist Markus Huter von der MFG-Bewegung. Wie wird generell diese neue Gruppierung die heurige Wahl aus Ihrer Sicht beeinflussen?
Sie wird uns Stimmen von allen Bevölkerungsschichten wegnehmen.

Sie hatten mit Ihrer Bürgermeisterliste nie die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Wie lief die Entscheidungsfindung bisher?
Ich halte generell von absoluten Mehrheiten wenig. Man soll sich im Thema finden und mit mehreren Gruppen die Entscheidung treffen. Die Gefahr der Absoluten ist es, zu sagen: „Das machen wir jetzt einfach.“ Bei uns haben themenbezogene Mehrheiten immer gut funktioniert. Die Tatsache, dass über 90 Prozent der Beschlüsse einstimmig gefasst wurden, untermauert dies.

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Wir hatten zwei schwierige Jahre. Nun muss man versuchen, die Gesellschaft, die auseinanderdriftet, wieder zu kitten.

Stefan Weirather

Welches Thema wird in Imst kurzfristig das Vordergründigste sein?
Wir hatten zwei schwierige Jahre. Nun muss man versuchen, die Gesellschaft, die auseinanderdriftet, wieder zu kitten. Die Impffrage spaltet sogar Freundschaften. Die Deeskalation wird meiner Meinung nach unsere wichtigste Aufgabe in der nächsten Zeit sein. Das Vereinswesen und auch die Kultur kann der Kitt dafür sein. Und sobald wir die Fasnachten wieder machen dürfen, ist unsere Gesellschaft wieder vereint.

Was lieben Sie und was hassen Sie an diesem Job?
Ich liebe den Kontakt mit den Leuten. Ich habe beispielsweise jeden Dienstag meinen Sprechtag. Es gehen sicher 98 Prozent mit einer Problemlösung hinaus, das ist schön. Das Härteste ist: Wenn irgendwo ein Unglück passiert, werden Fragen gestellt, warum ist dies passiert, wer hat die Verantwortung und dergleichen. Die Schuldzuweisungen erlebe ich als sehr schwierig.

Zur Person

Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker (54) ist seit 2004 in der Politik und bereits zwei Perioden Stadtchef. Das Lebensmotto des zweifachen Vaters heißt „gut drauf sein“, streiten kann er nicht, sondern möchte den Konsens suchen.

Es gab Pläne eines Kulturquartiers am Stadtplatz. Ist diese Vision gestorben?
Die Architekten schätzen die Kosten des Gesamtprojektes auf rund acht Millionen Euro. Das können wir finanziell nicht stemmen. Das Projekt ist aber keinesfalls gestorben. Der Weg wird einer der einzelnen Schritte sein, möglicherweise beginnend mit der Sanierung des alten Rathauses.

Was machen Sie in Ihrer eher kargen Freizeit?
Die ist wahrlich nicht üppig. Ich suche den Ausgleich im Sport. Immerhin habe ich am Ötztaler Radmarathon teilgenommen und laufe regelmäßig den Pitztaler Halbmarathon.

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