Der Grazer Apotheker, der seine bettlägerige Mutter und den kranken Bruder erschoss, war mit der Pflegesituation zu Hause überfordert. In allen steirischen Bezirken informieren Beratungsstellen kompetent über Betreuungsangebote - in Sachen Entlastung für pflegende Angehörige gibt es aber noch Luft nach oben.
Die schreckliche Familientragödie in Graz sorgt landesweit für Bestürzung. Viele Steirer fragen sich: Warum nahm der 60-Jährige, der zum Doppelmörder wurde und sich danach selbst das Leben nahm, keine externe Hilfe in Anspruch?
„Unser Ziel ist es, die Menschen durch Information schon möglichst früh abzuholen, damit es gar nicht soweit kommt“, betont Theresia Gruber, Leiterin der beim Land angesiedelten Pflegedrehscheibe. Die kostenlose Serviceeinrichtung gibt es in allen Bezirken, Angehörige erhalten Beratung über passende Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten etwa in Heimen. „Wir sind persönlich wie telefonisch da, kommen auch nach Hause. Wenn nötig, unterstützen wir zudem bei der Organisation der passenden Angebote.“
Weil der Bedarf steigt, wurde das Personal der Pflegedrehscheibe sogar aufgestockt. Idealerweise sollte der Kontakt zur Einrichtung bereits dann erfolgen, wenn der Pflegebedarf gerade entsteht, rät Gruber.
Es muss sicher mehr strukturierte Hilfe für die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen geben. Sie leisten Unglaubliches.
Die steirische Pflegeombudsfrau Michaela Wlattnig
Entlastung für Angehörige ist wichtig
Viele Steirer pflegen Angehörige aber selbst in den eigenen vier Wänden. „Hier ist das große Thema: Wie erhalten sie Entlastung? Da gibt es jedenfalls noch Luft nach oben“, sagt Michaela Wlattnig. Die Fragen seien beispielsweise häufig: „Wer kümmert sich, wenn ich auf Urlaub fahre?“ Hier brauche es, so die steirische Pflegeombudsfrau, mehr strukturierte Angebote. Mehr Anerkennung für die unentgeltliche Leistung sei ebenfalls Gebot der Stunde.
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