Mit Kalser Bergführer

Wiener bestieg trotz Sehbehinderung Cerro Torre

Bergkrone
21.01.2022 20:30

Geht nicht, gibt es für den in Wien lebenden Gabriel Tschurtschenthaler (34) nicht. Der Sehbeeinträchtigte bestieg mit zwei Kalser Bergführern den „unmöglichen“ Cerro Torre in Patagonien.

Cerro Torre - 3128 Meter Granit, Schnee und Eis. Ein „unmöglicher Berg“, wie in Bergsteiger anfangs beschrieben. Steil aufragende glatte Felswände und das extreme Wetter im Nationalpark Los Glaciares an der argentinisch-chilenischen Grenze machen den Cerro Torre zu einem der schwierigsten und zugleich schönsten Berge der Welt.

Und der sympathische, sportliche Gabriel Tschurtschenthaler, der in Wien mit seinem Blindenhund „Caruso“ in der Stadt unterwegs ist, stand ganz oben. „In den Bergen fühle ich mich wohl“, so Gabriel, der in Sexten in Südtirol aufgewachsen ist. „Eisklettern bietet sich für mich an. Anders als im Fels, wo es oft nur einen Tritt oder Griff gibt, hat man im Eis mehr Spielraum, ob man den Pickel fünf Zentimeter links oder rechts setzt“, schildert der Alpinist, der mit einer starken Beeinträchtigung lebt: „Bei gutem Licht beträgt meine Sehfähigkeit zehn Prozent, da kann ich Konturen erkennen, bei schlechtem Licht geht sie jedoch gegen Null.“

Möglich wurde die Besteigung deshalb erst durch die international erfahrenen und leistungsstarken Kalser Glocknerführer Vittorio Messini und Matthias Wurzer. Denn in Patagonien ist man ausgesetzt und es gibt keine Rettungskette.

„Ich habe Gabriel im Eispark Osttirol kennen gelernt und am Glockner Nordwestgrat entstand dann die Idee, einen richtig großen Berg zu probieren“, erzählt Vito.

Nach mehreren Vorbereitungstouren startete im November 2021 das Abenteuer. „Wir funktionierten wie eine Dreierseilschaft. Wir Bergführer wechselten uns im Vor- und Nachstieg ab. Gabriel ging in der Mitte und der Nachsteigende gab ihn die notwendigen Anweisungen“, erklärt Motz.

Für den Aufstieg auf den Cerro Torre wählte das Trio die „Ferrari“-Route - auch als „Via dei Ragni“ bekannt - durch die steile Westwand. Vito: „Die Verhältnisse waren gut, aber das Eis jungfräulich. Wir fanden keine Kletterspuren. Wegen Corona war in den vergangenen zwei Jahren kaum jemand zum Cerro Torre gereist. Die Tour selbst hat uns einiges abverlangt, vor allem die letzte Seillänge war brutal spannend zum Absichern.“

Für die Osttiroler Bergprofis war es sicherlich die schwerste Führung. Motz: „Es war keine klassische Führung. Wir haben das Projekt zusammen gestartet und auch durchgezogen. Vieles hat gepasst und Gabriel war sehr stark. Brutal war für ihn vielmehr der 40 Kilometer lange Zustieg zum Berg, durch ein nicht gerade feines Gehgelände.“ Gesund und überglücklich zuhause angekommen, plant Gabriel nun schon seine nächsten Touren mit Vito und Motz: „Der Ortler wäre schon lässig!“

Mit dabei war mit Christian „Kruscht“ Riepler (Berg im Bild) auch ein dritter Kalser Bergführer, der den Aufstieg mit hochauflösender Film- und Fotokamera dokumentierte.

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