Ähnlich wie Öl-Firmen

So heizen Milch- und Fleischkonzerne das Klima auf

Ausland
14.12.2021 06:00

Viel Treibhausgasemissionen verursachen die europäischen Agrar-Konzerne. Eine Studie deckt auf, dass die 20 größten Milch- und Fleischproduzenten annähernd so schädliche CO2-Fußabdrücke wie Öl-Unternehmen haben.

„Mit ihren Emissionen stehen die Viehproduzenten der fossilen Energie um nichts nach. Das haben unsere peniblen Berechnungen ergeben“, stellt Shefali Sharma, die Direktorin des global agierenden Instituts für Landwirtschaft und Handelspolitik (IATP), unaufgeregt fest. Und dennoch ist die Studie mehr als brisant. Nur eine der Zahlen: Die Tierhaltung ist für rund 17 Prozent der europäischen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Zwischen 2007 und 2018 sind diese in der EU sogar um sechs Prozent gestiegen.

Haltung auf Stroh ist umweltfreundlicher als Vollspaltenböden
Mitverantwortlich dafür ist Methan. Dieses Gas entsteht durch den Verdauungsprozess von Wiederkäuern, beispielsweise von Kühen. Die klimaschädlichen Stoffe treten aber auch aus, wenn Wirtschaftsdünger genutzt wird, die Fäkalien also auf dem Feld ausgebracht werden.

Freilich gibt es da einen himmelhohen Unterschied, der absolut für Tier- und damit Klimaschutz spricht: Bei Festmist, wie er etwa bei Schweinen, die auf Stroh gehalten werden, entsteht, entstehen weniger klimaschädliche Gase als bei der flüssigen Gülle von Sauen, die auf Vollspaltenböden ohne weiches Unterbett gehalten werden.

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Unsere Ernährung ist ein wichtiger Hebel, um den Klimawandel zu stoppen. Wir haben es am eigenen Teller in der Hand.

Vier-Pfoten-Direktorin Eva Rosenberg

Zusätzliche Brisanz laut Greenpeace-Experte Theissing-Matei: Methan ist mindestens 25-mal schädlicher als CO2 und daher ein ebenso enormer wie unberechenbarer Klimakiller.

Ernteverlust aufgrund von Ozon beträgt bis zu 18 Mrd. Dollar pro Jahr
Methan gilt aber auch als Gesundheitsproblem. Denn als Vorläufersubstanz trägt es zur Bildung von bodennahem Ozon bei. Dieses wiederum ist – wie der Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter Alarm schlägt – ein starkes Reizgas und kann zur Schädigung der menschlichen Atemwege führen. Auch die Tier- und Pflanzenwelt leidet unter dieser Art der Belastung: Das Institut für nachhaltige Transformationsforschung schätzt den Wert der jährlichen Ernteverluste aufgrund von Ozon auf elf bis 18 Milliarden Dollar.

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Die Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die globalen Fleisch-Konzerne erheblich mitschuldig an der Erderwärmung sind!

Greenpeace-Agrarexperte Theissing-Matei

Die jüngste IATP-Studie deckt jedenfalls die fürchterlichen Konsequenzen der Massentierhaltung gnadenlos auf. Demnach explodieren die Emissionen der 20 größten Milch- und Fleischkonzerne der EU und der Schweiz förmlich. Diese Treibhausgase sind sogar wesentlich höher als jene der gesamten Niederlande (131 Prozent). Verursacht wird die gleiche Menge an Emissionen, wie sie der italienische Öl-Konzern Eni hervorruft. Jene des gigantischen deutschen Energieversorgers RWE werden sogar noch massiv übertroffen.

Österreicher essen dreimal so viel Fleisch wie empfohlen
Zuletzt verzehrten die Österreicher übrigens durchschnittlich jährlich 60,5 Kilo Fleisch pro Kopf. Das ist dreimal so viel Fleisch wie vom Gesundheitsministerium empfohlen ...

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