„Der letzte Ausweg“ - „my last resort“, so nennt der im Gefängnis sitzende frühere Katar-WM-Pressechef Abdullah Ibhais seinen Hungerstreik. Ihm gelang es, eine Sprachnachricht aus seiner Zelle zu schmuggeln. Seit mehr als zwei Wochen wird ihm die Möglichkeit des Sprechens verwehrt.
Er wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt, ausgerechnet, nachdem er im Verband über die Situation der Gastarbeiter sprechen wollte. Die Anklage lautete: „Korruption“. Das heißt, es wurde ihm vorgeworfen, große Geldsummen für die Beeinflussung der Social-Media-Seiten der WM 2022 angenommen zu haben. Ibhais bestritt das, an seiner Verurteilung änderte das nichts.
Es war die britische Zeitung „Guardian“, die über 6500 tote Arbeiter, seit dem Beginn der Konstruktion der WM-Bauten berichtete. Und es ist auch diesmal der „Guardian“, der den Fall Ibhais ins Rollen bringt. Man publizierte einen O-Ton des früheren Medienchefs.
Seit dem 19. November durfte der frühere Medienchef kein Wort mit seiner Familie sprechen. Jede Form von Kommunikation wurde ihm verboten. Irgendwie konnte er trotzdem eine Sprachnachricht aus dem Gefängnis schicken. Da sagt er mit einer hörbar schwächeren Stimme Folgendes:
„Ich bin in einen Hungerstreik getreten, weil dies für mich der letzte Ausweg war, nachdem mir die Chance auf ein faires Verfahren verwehrt wurde. Mir wurde die Chance verwehrt, gehört zu werden, mir wurde die Chance verweigert, mich zu äußern, und schließlich wurde ich inhaftiert, während mein Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Ich wurde eingesperrt, um sicherzugehen, dass ich nichts sage, dass ich nicht spreche, dass ich mich nicht verteidige, dass ich die wahre Geschichte hinter dem, was mir passiert ist, nicht enthülle. Es ist schwer und ich fühle, dass mich das schwächt, aber dies ist mein letzter Ausweg und ich werde es durchziehen, bis meine Unschuld bewiesen ist. Denn so sind die Dinge, ich bin unschuldig und habe nichts falsch gemacht.“
Indes antwortete das oberste Gericht Katars auf die Anfrage der britischen Zeitung, dass jede Annahme, dass Ibhais im Zusammenhang mit seiner Frage nach der Situation der Arbeiter verurteilt wurde, frei erfunden und eine Lüge sei. Auch die zuletzt in Katar festgenommenen norwegischen Journalisten wollten mit Ibhais reden, doch der wurde kurz zuvor wieder ins Gefängnis geworfen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).