Einsätze für Retter

Leichtsinn hält wieder Einzug in Tiroler Bergen

Tirol
04.11.2021 15:00

Zum dritten Mal in diesem Herbst stürzte am Dienstag ein Variantenfahrer außerhalb des gesicherten Skigebiets am Hintertuxer Gletscher in eine Spalte. Der Deutsche (28) blieb unverletzt. Fast gleichzeitig musste die Bergrettung Innsbruck überforderte deutsche Kletterer bergen. Ihnen war der Tag zu kurz geworden.

„In den Gletscherskigebieten herrschen derzeit Traumverhältnisse, abseits der gesicherten Pisten ist es lebensgefährlich“, weiß Stefan Pichlsberger, Ortstellenleiter der Bergrettung Tux-Lanersbach. Spalten lassen sich unter einer dünnen Neuschneeschicht nicht erkennen, überall lauern gefährliche Felsbrocken. Dennoch schlüpfte der Deutsche am Dienstag gegen 16 Uhr am Hintertuxer Gletscher unter der Pistenabsicherung hindurch und folgte Spuren anderer Kamikazes ins freie Gelände. Dann passierte das, was zwei weitere Variantenfahrer heuer schon im freien Skiraum in Hintertux erlebten: Er fiel in eine offene, rund acht Meter tiefe Gletscherspalte.

Zum Glück blieb er unverletzt und konnte mit dem Handy Alarm schlagen. „Wir haben ihn zusammen mit der Pistenrettung mittels einer Seilrolle herausgezogen“, sagt Bergretter Stefan Pichlsberger.

Unwissenheit und Leichtsinn würden hinter diesem Unfall stecken – wie bei den zwei Spaltenstürzen früher im Herbst, die ebenfalls ohne Verletzte endeten. „Einige Sportler können die alpinen Gefahren leider nicht einschätzen“, bedauert Experte Pichlsberger.

Kletterer kannten die Abstiegsroute gar nicht
Das Unglück passierte übrigens kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Die wurde wenig später auch zwei jungen deutschen Kletterern in der Rucola-Route in der Martinswand bei Innsbruck zum Verhängnis. Das Duo hatte wohl in der Tourenplanung die Winterzeit nicht berücksichtigt.

„Gegen 18 Uhr bei Dunkelheit trauten sie sich den Abstieg nicht mehr zu, sie kannten die Route auch gar nicht“, erzählt Bruno Berloffa, Chef der Bergrettung Innsbruck. Mit dem Seil an einem Baum gesichert, warteten die Deutschen auf die Einsatzkräfte. „Wir stiegen zu Fuß auf und brachten die beiden unverletzt ins Tal“, sagt Berloffa. Um 20 Uhr war das „Abenteuer“ für die Deutschen beendet.

Ein fordernder Bergrettungseinsatz auf der Nordkette am Sonntagabend hatte freilich viel länger gedauert – bei ähnlichen Vorzeichen. Drei junge deutsche Alpinisten überforderten sich selbst am Innsbrucker Klettersteig, Dunkelheit, Sturm und Kälte gaben ihnen den „Rest“. Statt am Klettersteig auf Hilfe zu warten, wollten sie kerzengerade absteigen. Dadurch gerieten sie in rund 2100 Metern in Absturzgelände. „Wir haben sie gesichert zum Langen Sattel und dann zur Seegrube gebracht“, sagt Berloffa. Dort stand das Auto für die Talfahrt bereit.

Während die zwei Burschen halbwegs fit wirkten, befand sich das - wie seine Begleiter - unverletzte Mädchen in einem Ausnahmezustand. Zum Glück erholte sich die junge Frau bald. Die Innsbrucker Bergretter hatten erst deutlich nach Mitternacht Feierabend. 150 (!) Einsätze haben sie 2021 bereits erfolgreich absolviert.

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