Das 46-jährige Todesopfer, das in Deutschland zwei Kinder hinterlässt, war mit ungiftigen Reptilien wie Schildkröten in Österreich unterwegs, um sie in Schulen vorzuführen. Am Vormittag hatte er noch eine Volksschule in St. Gertraud im Lavanttal besucht, am Abend fuhr er dann zum Reptilienzoo nach Patergassen bei Ebene Reichenau, wo er stets übernachtete, wenn er in der Gegend für Vorträge unterwegs war.
Der Zoobesitzer, ein gebürtiger Schweizer, hatte das Terrarium der Klapperschlange aufgesperrt, weil er die "Crotalus durissus" füttern wollte. Dann ging er jedoch noch schnell in den Keller, um die Heizung abzudrehen, und ließ den 46-Jährigen in der Zwischenzeit mit der Schlange allein. Warum der gebürtige Deutsche, der im oberösterreichischen Haidach (Bezirk Vöcklabruck) gewohnt hatte, dann ins Terrarium griff, ist völlig rätselhaft. Fest steht nur, dass das Reptil sofort zustieß und den Mann in den Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger biss. Dabei dürfte die Schlange direkt eine Vene erwischt haben.
Jede Hilfe kam zu spät
Der Besitzer hörte seinen Besucher schreien und lief sofort ins Obergeschoß. Er versuchte, die Wunde mit Wasser auszuwaschen und schoss auch mit einem "Venom-Ex", einem Präzisionsinstrument zur Ersten Hilfe bei Gifttierbissen, mehrmals in die Wunde - leider jedoch ohne Erfolg. Nur wenige Minuten nach dem Biss hatte der Deutsche bereits Sprachstörungen, als Notarzt und Rettungshubschrauber eintrafen, war der 46-Jährige bereits kollabiert und lag leblos am Boden. Anfangs zeigte er noch Reaktionen, ihm wurden zwei Dosen Serum gespritzt, doch alle Versuche blieben erfolglos. Eine Stunde lang versuchten die Einsatzkräfte noch, den Mann zu reanimieren, es gelang ihnen jedoch nicht mehr.
Wie der Zoobesitzer später der "Krone" mitteilte, stamme die Schlange aus Südamerika und sei "sehr sehr giftig". Das Gift von Klapperschlangen besteht aus einem Cocktail von Enzymen, Proteinen und Polypeptiden, die das Blut angreifen. Manche Arten sind nur schwach giftig, bei anderen wieder ist das Gift so stark, dass ein Biss - wie in diesem Fall - tödliche Folgen haben kann. Der Zoobesitzer hat selbst schon drei Klapperschlangenbisse überlebt.
Umstände für Schlangenexperten dubios
Michael Mitic, Schlangenexperte und Direktor des Wiener "Haus des Meeres", hält die Umstände des Todes für dubios. Normalerweise rasselt eine Klapperschlange, bevor sie zubeißt, weiß der Experte. Sie müsste also ziemlich überrascht worden sein. Der Angriff gehe aber blitzschnell. "Das kann man mit freiem Auge nicht sehen, das geht wie bei einer Gewehrkugel", so Mitic. "Ich frage mich, warum stirbt man so schnell an dem Biss? Warum hat sie gleich zugebissen? Warum greift die Person überhaupt hinein und warum macht der Besitzer das Terrarium auf und geht weg?" Mit der Klärung dieser Fragen wird sich die Staatsanwaltschaft beschäftigen müssen.
Haltung von Giftschlangen grundsätzlich verboten
Die Haltung von Giftschlangen ist in Österreich grundsätzlich verboten. Ausnahmen von diesem Verbot gibt es nur für bewilligte Zoos. Der Reptilienzoo hat alle nötigen Bewilligungen. Für das Betreiben des Reptilienzoos sind im Bescheid der Gemeinde eine Reihe von Auflagen aufgelistet, die der Betrieb zu erfüllen hat. "Das sind verschiedenste, bezüglich Elektroinstallationen, Arbeitnehmerschutz, Höhe der Terrarien, Stärke des Terrarienglases usw.", erklärte der Bezirkshauptmann von Feldkirchen, Dietmar Stückler. Hier falle auch der Schutz des Menschen vor dem Tier hinein, der im Paragraf 7 des Sicherheitspolizeigesetzes des Landes verankert ist. "Hier beauftragt die Gemeinde unsere Amtstierärztin, die das überprüft."
Bezüglich der Haltung der Tiere, die im Bundestierschutzgesetz geregelt ist, ist die Bezirkshauptmannschaft zuständig. Hier wird ebenfalls der Amtstierarzt zur Kontrolle geschickt. "In diesem Fall hat die Tierärztin also eine doppelte Funktion, sie muss der Gemeinde und auch der BH Bericht erstatten", erklärte Stückler. Den Reptilienzoo in Patergassen gibt es bereits seit Juli 1995. "Die zuständige Amtstierärztin kontrollierte den Betrieb regelmäßig, es gab nie Probleme", sagte Stückler. Laut der Ärztin sei der Betreiber selbst immer sehr darauf bedacht gewesen, dass alle Auflagen erfüllt werden.
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