Im Allianz Stadion

Sonnleitner in Hütteldorf: „Das wird emotional“

Fußball National
23.07.2021 06:50

Nach elf Saisonen für Rapid kehrt Mario Sonnleitner am Samstag als Gegner ins Allianz-Stadion zurück: Mit den Hartbergern will der 34-jährige Innenverteidiger zum Auftakt gleich eine Überraschung hinlegen. Mit der „Krone“ sprach der 396-fache Bundesliga-Spieler über seinen neuen Klub, alte Zeiten und Stimmungslagen. Sonnleitner sagt: „Die Rückkehr wird emotional.“

„Krone“: Mario, welche Emotionen kommen in Dir hoch, wenn Du an Samstag denkst?
Mario Sonnleitner (lacht): Derzeit noch keine, jetzt bin ich noch im Trainingsbetrieb bei Hartberg, bereite mich gut auf das Spiel vor und hoffe, dass wir eine gute Leistung abrufen können. Wir wissen, dass es schwierig wird. Es wird auch sicher eine emotionale Geschichte für mich. Aber ich freue mich auf die Partie.

Als Du erfahren hast, dass es gleich in der 1. Runde gegen Rapid geht - musstest Du da kurz schlucken?
Ich musste nicht schlucken, sondern schmunzeln. Weil es so schnell wieder zurück nach Hause geht vom Gefühl. Es war mir nach meinem Abgang klar, dass ich, sollte ich in der Bundesliga bleiben, früher oder später auf Rapid treffen werde. Dass es gleich die erste Partie ist, freut mich, das ist cool. Ich werde wie überall versuchen, mein Bestes zu geben und dann schauen wir, was dabei rauskommt.

Wie kann Hartberg am Samstag Rapid weh tun?
Die Rollenverteilung ist klar, wir haben im Vergleich zur Vorsaison eine ziemlich veränderte Mannschaft, sehr viele neue Spieler hinzubekommen, nun kurzfristig noch ein paar verpflichtet. Das muss erst wachsen. Trotzdem glaube ich, dass wir in der Lage sind, Rapid weh tun zu können. Sie sind Favorit, als kleinere Mannschaft muss man dagegen halten, aggressiv spielen, sie stören, wo es nur geht, kompakt stehen. Denn wir wissen, ihre Offensive ist stark, aber defensiv sind sie dennoch anfällig, wenn sie hoch stehen.

Rapid hat sich ja gegen Hartberg öfter mal schwer getan?
Richtig, vor allem zur Anfangszeit Hartbergs in der Bundesliga haben wir uns auswärts oft schwer getan. In Wien war es einfacher durch das Stadion und dem Platz. Wir werden dennoch versuchen, etwas mitzunehmen und unangenehm zu sein.

Hat sich Kurt Russ mit Dir über Rapid unterhalten?
Ja, wir haben natürlich darüber gesprochen, bis auf die Neuzugänge kenne ich alle Spielerin- und auswendig. Wir wissen, dass es eine gute Mannschaft ist, doch in jedem Spiel liegt eine Chance. Egal, gegen wen man spielt. Wenn jeder von uns das Toplevel erreicht und Rapid uns etwas unterschätzt, ist etwas möglich.

Aus der Rückennummer 6 wurde die 16 - eine bewusste Entscheidung oder war Philipp Erhardt einfach schneller?
Erhardt war schneller, es war aber auch eine bewusste Entscheidung von mir. Bei einem Wechsel wollte ich schon in der Vergangenheit immer eine andere Nummer, als Zeichen des Neustarts. Weil es ein neues Kapitel ist. Durch meine Verbundenheit zur 6, die ich lange bei Rapid hatte, dachte ich, die 16 passt ganz gut.

Wie ist es vom Gefühl her, nach so vielen Jahren ein neues Umfeld, eine neue Kabine zu betreten?
Natürlich interessant, ein familiärer Klub. Ich kenne das kleinere Umfeld von Zeiten in Kapfenberg, beim GAK oder auch bei Sturm. Ich habe viele Facetten im Profi-Fußball kennengelernt. Das Wichtigste ist die Kabine, wie die Spieler und der Staff dort ticken. Sie sind alle sehr gut und top-professionell, daher blicke mit Hartberg sehr positiv in die Zukunft.

Vier steirische Bundesliga-Klubs schafft nicht jeder in seiner Karriere.
Ja, das habe ich mir auch mal kurz überlegt. Die Steiermark bin ich dann durch.

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Emotional abgeschlossen, wenn man elf Jahre bei einem Verein war? Schwierig.

Mario Sonnleitner über sein Verhältnis zu Rapid

Zeit, dass wieder ein steirisches Team aufsteigt - Lafnitz zum Beispiel.
(lacht)
Nein, das passt jetzt mal so. Was die Zukunft bringt, weiß sowieso überhaupt niemand. Vor zwei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich mal in Hartberg spielen werde. Ich bin dennoch so froh, danke all jene Verantwortlichen, die mir das Vertrauen schenken und werde versuchen, es mit guten Leistungen zu bestätigten.

Hast Du mit mehreren Klubs gesprochen?
Ja, auch aus der Bundesliga. Wir haben überall geschaut, wo es passt, dennoch habe ich mich dann relativ schnell für Hartberg entschieden. Weil sie sich um mich bemüht haben, ich nicht allzu weit weg von Wien bin. Weil meine Familie weiterhin in Wien lebt, mein Sohn dort zur Schule geht. Ich hin und wieder pendle, daher war es eine ideale Lösung. Es ist ein Katzensprung, wenn früher mal die Tangente zu war, habe ich zum Rapid-Training ins Happel-Stadion genau so lange gebraucht wie nun von Hartberg nach Wien.

Gibt´s im Hartberger Kader unter den wenigen, die es sein könnten, alte Weggefährten?
Ich habe einzig mit Christian Klem bei Sturm zusammen gespielt, sonst kenne ich die Mitspieler eigentlich nur als Gegenspieler. Mit Tadic habe ich die B-Lizenz zusammen absolviert.

Wie würdest Du das Hartberger Team und seine Spielweise beschreiben?
Ich bin jetzt rund zwei Wochen da, wir versuchen alle Facetten des Fußballs zu spielen: Wir können Ballbesitz spielen, umschalten, defensiv verteidigen. Ich versuche einzubringen, dass wir defensiv etwas kompakter stehen. All diese Facetten müssen wir auf den Platz bringen, je was nach Gegner wichtig ist. Ich sehe die Mannschaft als sehr willig und auch lernwillig. Wir wollen gemeinsam etwas erreichen. Ziehen alle an einem Strang, können wir uns entwickeln und auch erfolgreich sein.

Du hast gleich im ersten Pflichtspiel für Hartberg getroffen.
Ich habe immer relativ schnell getroffen. Für Rapid gegen Aston Villa, für den GAK im Derby gegen Sturm. Gegen ein Tor hätte ich auch am Samstag nichts einzuwenden. Rapid kann alle Spiele zum Start gewinnen, außer das erste.

Ist das Thema Rapid für Dich emotional abgeschlossen, auch wenn es am Ende weh getan hat?
Emotional abgeschlossen, wenn man elf Jahre bei einem Verein war? Schwierig. Ich kenne dort alle, es war mein Verein und er wird es wahrscheinlich auch bleiben. Am Platz zählt nun mein Verein, und das ist Hartberg. Ich werde immer alles geben, dass wir erfolgreich sind. Jetzt muss ich die Hartberg-Fahnen hochhalten, das werde ich am Samstag auch tun..

Du wirst am Samstag offiziell von Rapid verabschiedet - das wird wohl auch ein emotionaler Moment?
Die Rückkehr wird emotional, keine Frage. Vorbereitet kannst auf so etwas nicht sein, weil ich nicht weiß, wie die Stimmung dann wirklich sein wird. Jeder weiß, was Rapid für mich bedeutet. Das habe ich immer betont. Leider habe ich keinen Vertrag mehr erhalten, auch wenn ich gerne einen gehabt hätte. Rapid hat sich anders entschieden, das ist zu akzeptieren und auch in Ordnung. Die Verbundenheit bleibt natürlich bestehen.

Das Ziel mit Hartberg ist die Meisterrunde?
Richtig, wir wollen schon oben reinkommen. Man muss schauen, wie schnell sich die Mannschaft findet. Wir haben viele Neuzugänge bekommen, die qualitativ gut sind.

Welche sind jene Momente mit Rapid, an die Du zurückdenkst?
Da gib es einige, ich habe Höhen, aber auch Tiefen bei diesem Verein miterlebt. Die Europacup-Spiele waren immer ein Highlight, das hat man auch am Dienstag gegen Sparta Prag gesehen. Ein Highlight raus zu picken, ist nicht so einfach.

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Ich habe es nie ausgeschlossen, mit Zoki Barisic ein gutes Verhältnis. Ich bin nicht im Bösen gegangen.

Mario Sonnleitner

Wie war das erste Gespräch mit Hartbergs Präsidentin?
Sehr gut, sie hat sich gefreut, dass ich gekommen bin. Wir haben nicht viel gesprochen, uns nur kurz beim Mannschafts-Fototermin gesehen. Ich habe einen sehr sympathischen Verein kennengelernt, die Verantwortlichen sind top.

Wie tickt Kurt Russ?
Russ ist ein kommunikativer Trainer, kann super mit der Mannschaft, führt sie sehr gut, hat sehr gute Ideen. Das Training ist hervorragend, er will von jedem immer 100 Prozent sehen. Genau das, was ich von meinem Mitspielern auch fordere.

Du hast einen Vertrag bis 2023 - werden es die letzten 2 Bundesliga-Jahre Deiner Karriere sein oder lässt es Dir offen?
Das lasse ich offen, ich weiß es aus heutiger Sicht einfach nicht.

Ist eine Rückkehr zu Rapid denkbar?
Ich habe es nie ausgeschlossen, mit Zoki Barisic ein gutes Verhältnis. Ich bin nicht im Bösen gegangen. Was in Zukunft sein wird, wird man sehen. Gut möglich, dass ich irgendwann wieder meine Zelte bei Rapid aufschlagen werde, in welcher Funktion auch immer.

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(Bild: KMM)



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